# taz.de -- Brüssel bremst 5G wegen Strahlung: Keine „Versuchskaninchen“ | |
> Die 5G-Technologie sorgt für höhere Strahlenbelastung. Wie gefährlich ist | |
> das? Die Region Brüssel hat den Ausbau nun ausgesetzt – und will | |
> forschen. | |
Bild: Welche Folgen hat die erhöhte Strahlenmenge auf die Gesundheit? | |
Weltweit geht der Ausbau des [1][5G-Mobilfunkstandards] voran. Gleichzeitig | |
wachsen die Bedenken gegenüber der Technologie. Welche Folgen hat die | |
erhöhte Strahlenmenge auf die Gesundheit der Bevölkerung, auf Tiere und | |
Umwelt? Die belgische Region Brüssel hat sich nun entschieden, keine | |
höheren Grenzwerte zuzulassen. Ziemlich harsch äußerte sich die | |
Umweltministerin der Region, Céline Fremault, in den belgischen Medien dazu | |
und sprach davon, dass die Einwohner Brüssels keine „Versuchskaninchen“ | |
seien. Offenbar will man zunächst abwarten, bis es konkrete Werte und | |
Einschätzungen aus der Wissenschaft gibt, bevor neuen Richtlinien | |
zugestimmt wird. | |
Auch in Deutschland prüft man die gesundheitlichen Gefahren von 5G. Ab 2020 | |
soll [2][die nächste Mobilfunkgeneration] verfügbar sein – damit wird es | |
auch höhere Datenübertragungsraten geben. Laut dem Bundesamt für | |
Strahlenschutz gibt es keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen, | |
zumindest nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Allerdings | |
sehen die Experten viele offene Fragen. | |
Im Kern geht es um die Risiken von Mobilfunksendeanlagen und Endgeräten | |
sowie steigenden Datenübertragungsmengen. Dem Bundesamt zufolge lassen sich | |
die Folgen auch auf der Grundlage von Studien einschätzen, die die | |
Gesundheitswirkungen elektromagnetischer Felder des Mobilfunks untersuchen | |
– zumindest zu einem großen Teil. Bei diesen Erhebungen kam man ebenfalls | |
zum Schluss, dass es innerhalb der gültigen Grenzwerte für | |
Mobilfunksendeanlagen und bei Einhaltung der im Rahmen der | |
Produktsicherheit an Mobiltelefone gestellten Anforderungen keine | |
bestätigten Belege für eine schädigende Wirkung des Mobilfunks gab. | |
Ohnehin ist fraglich, ob Belgien und Deutschland beim Thema Grenzwerte | |
verglichen werden können. In der Region Brüssel liegen die Werte deutlich | |
unter denen in anderen Regionen und Ländern. Demnach ist eine elektrische | |
Feldstärke von 6 Volt pro Meter (V/m) erlaubt. Im selben Frequenzbereich, | |
nämlich 900 Megahertz, sind in Deutschland 41 V/m möglich. Die belgische | |
Umweltministerin spricht sich daher für einheitliche Werte in Europa aus. | |
Sie fürchtet sonst gar einen „Wettbewerb“ zwischen Städten, Regionen und | |
Ländern um die geringsten Grenzwerte. | |
## EU soll nicht den Anschluss verlieren | |
Ein solcher Vorstoß ist jedoch auf EU-Ebene noch wenig populär. Stattdessen | |
propagiert man vor allem den Ausbau der 5G-Technologie, um nicht den | |
Anschluss zu verlieren. Tatsächlich hechelt die EU beim Netzausbau | |
international hinterher. Südkorea hat längst konkrete Pläne für eine | |
flächendeckende Versorgung. Auch in Südamerika, allen voran Argentinien und | |
Uruguay, setzt man auf den breiten Einsatz von 5G. | |
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, | |
Konstantin von Notz, sprach sich für eine Intensivierung der Forschung auf | |
diesem Gebiet aus sowie für eine Weiterentwicklung des gesetzlichen | |
Schutzes vor negativen Auswirkungen des Mobilfunknetzausbaus. „Dabei muss | |
das Vorsorgeprinzip stets im Vordergrund stehen“, sagte von Notz der taz. | |
Er forderte die Bundesregierung auf, sich der Thematik anzunehmen. | |
Von Notz wies zudem auf die Aussagen des Bundesstrahlenamts hin, dass für | |
die Nutzung zusätzlicher „Frequenzbänder“ im Zenti- und | |
Millimeterwellenlängenbereich erst wenige Untersuchungsergebnisse vorlägen. | |
12 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Tanja Tricarico | |
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