| # taz.de -- Ende der 5G-Auktion: Keine Wunderwaffe | |
| > Für 6,5 Milliarden Euro sind die 5G-Frequenzen versteigert worden. Vieles | |
| > wird besser, aber es wird dauern. Die Gesundheitsrisiken bleiben gleich. | |
| Bild: Bunter Kabelsalat ohne größeres Gesundheitsrisiko – 5G kann kommen | |
| Der Hammer ist gefallen: Vier Firmen haben die [1][Frequenzen für den neuen | |
| Mobilfunkstandard 5G] unter sich aufgeteilt. Dafür zahlen sie stolze 6,5 | |
| Milliarden Euro an den Finanzminister. Außer den etablierten Anbietern | |
| T-Mobile, Vodafone und Telefónica (O2) hat erstmals auch 1&1 Drillisch | |
| teilgenommen. | |
| Mobilfunkkunden, die jetzt auf rasend schnellen Internetempfang hoffen, | |
| müssen sich jedoch noch gedulden. Erst in etwa fünf Jahren dürften die | |
| Netze so weit sein, dass sich wirklich etwas damit anfangen lässt, schätzt | |
| Torsten Gerpott, Professor für Telekommunikationswirtschaft an der | |
| Universität Duisburg-Essen. Die ersten Testnetze in Großstädten könnten | |
| zwar in den kommenden Monaten bereits Empfang bieten. Viele wichtige | |
| Frequenzen sind aber überhaupt erst ab 2025 oder 2026 nutzbar. | |
| Es ist zudem fraglich, ob sich die Funklöcher nun so schnell schließen, wie | |
| die Bürger sich das wünschen. Die Bundesnetzagentur hat die Anbieter zwar | |
| dazu verpflichtet, schnell in die Fläche zu gehen. Innerhalb von drei | |
| Jahren sollen 98 Prozent aller Haushalte im Empfangsbereich von 5G-Antennen | |
| liegen, zwei Jahren später müssen alle wichtigen Verkehrswege abgedeckt | |
| sein. Aber da, wo kaum einer wohnt und weder Autobahn noch Zugstrecke | |
| verläuft, werden auch künftig Lücken klaffen. 5G selbst ist keine | |
| Wunderwaffe für guten Empfang. Es kommt darauf an, was die Anbieter daraus | |
| machen. | |
| Das gilt auch für die Geschwindigkeit der Verbindungen. Auf dem Papier | |
| können 5G-Übertragungen 100-mal schneller sein als mit dem etablierten | |
| 4G-Standard. Sie sind auch potenziell rund 150-mal schneller als der | |
| heutige deutsche Festnetzdurchschnitt von 60 Megabit pro Sekunde. Doch das | |
| sind Höchstgeschwindigkeiten, und der Standard gibt keine | |
| Mindestgeschwindigkeit vor. Das Surfen unterwegs mit 5G sollte aber | |
| zumindest schneller sein als bisher zu Hause. Wer an der Bushaltestelle | |
| steht und sich langweilt, kann damit auf jeden Fall eine Serienfolge von | |
| Netflix in guter Qualität abrufen. | |
| Die Dienste werden dabei vermutlich besser, ohne gleich teurer zu werden. | |
| 6,5 Milliarden Euro sind zwar eine stolze Summe. Doch gilt dieser Preis als | |
| durchaus angemessen. Die Mobilfunkfirmen haben die teure Auktion zwar | |
| mehrfach kritisiert. Doch: „Das Gejammere der Netzbetreiber ist platter | |
| Lobbyismus“, sagt Gerpott. | |
| Pro Megahertz Bandbreite haben die Bieter weniger gezahlt als bei der | |
| vorigen Frequenzauktion 2015. Zudem gibt ihnen der Finanzminister 70 | |
| Prozent der Einnahmen indirekt zurück, indem er den Netzausbau in der | |
| Fläche fördert. Gut für die Kunden ist auf jeden Fall, dass es wieder mehr | |
| Konkurrenz am Mobilfunkmarkt gibt. Mit 1&1 Drillisch ist ein neuer | |
| Wettbewerber im Markt dabei. „Dieser Spieler wird sich eher über den Preis | |
| differenzieren“, glaubt Gerpott. | |
| Verbrauchergruppen wie Diagnose:Funk haben sich derweil mit [2][Warnungen | |
| vor Gesundheitsgefahren zu Wort gemeldet:] 5G löse Krebs aus und gefährde | |
| die Fruchtbarkeit. Doch tatsächlich handelt es sich bei 5G in erster Linie | |
| um eine Sammlung von Regeln und Ideen, wie Verbindungen aufzubauen und | |
| Daten anzuordnen sind. Die Handys funken auch künftig mit ähnlich hohem | |
| Energieeinsatz wie heute. | |
| Und auch wenn die gerade beendete Versteigerung das Etikett „5G-Auktion“ | |
| erhalten hat, senden sie auch in Zukunft die meiste Zeit auf den bisher | |
| genutzten Frequenzen. Die neu dazukommenden höheren Bänder wiederum liegen | |
| in dem Bereich, mit denen auch Wi-Fi-Router und Mikrowellen in den | |
| Haushalten arbeiten. Es ändert sich also zumindest nichts an vorhandenen | |
| Gesundheitsrisiken. | |
| 13 Jun 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Finn Mayer-Kuckuk | |
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