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# taz.de -- Kolumne Kulturbeutel: Von der Piste auf die Ohren
> Felix Neureuther wird doch kein Schlageraffe, Hansi Hinterseer bleibt
> einer und Dominik Paris grunzt. Von Skirennfahrern und ihren Liedern.
Bild: Ex-Rennfahrer, Schlagersänger, Kitzbüheler: Hansi Hinterseer
Felix Neureuther ist ein Guter. Wer all die hymnischen Texte, die
geschrieben wurden, nachdem der Skifahrer sein Karriereende verkündet hat,
kennt, kann zu keinem anderen Ergebnis kommen. Eigen, unverbogen,
kritisch, witzig, bayerisch, modern und natürlich authentisch muss er
demnach sein. Und jetzt das! Er hat einen Song aufgenommen. „Weiterziehen“
heißt die Schnulze.
Auch ein Video gibt es zu dem Lied. Da marschiert Neureuther mal lächelnd
mal schmachtend dreinbrickend [1][mit Lederhose und Loferl] bekleidet durch
eine alpine Landschaft und greift sich, wenn es zum Text passt, ans Herz.
Sowohl musikalisch als auch optisch wirkt das wie eine Kreuzung aus Patrick
Lindner und Hansi Hinterseer, was wohl auch so gedacht war. Denn der Song
und das Video sind ein Aprilscherz. Durchpusten! Die Neureuther-Porträts
müssen also doch nicht um das Adjektiv „peinlich“ ergänzt werden.
Der gute Felix begibt sich also nicht auf die Spuren von Hansi Hinterseer,
dem Kitzbüheler Ex-Skirennfahrer. Wer den immer gut frisierten Österreicher
[2][trällern hört], mag sich wünschen, dass der ganze Kerl ein Aprilscherz
ist. Das ist er indes ganz und gar nicht. Hinterseer ist das grinsende
Beispiel dafür, dass man nicht besonders gut singen können muss, um als
volkstümlicher Interpret Millionen Alben zu verkaufen. Mann muss es so hart
sagen: Wer zu Hinterseer-Songs beim Après-Ski in den Nahtanz-Modus
verfällt, hat jede Würde verloren.
Zum Nahtanz ganz und gar nicht geeignet ist die Musik, der sich ein anderer
Skifahrer gewidmet hat. Dominik Paris, frisch gekürter Weltmeister im
Super-G, singt ebenfalls. „Rise of Voltage“ heißt die Metal-Band des
Südtirolers und es ist durchaus auch eine sportliche Leistung, mit welcher
Inbrunst Paris da [3][ins Mikro grunzt]. Mit volkstümlicher Hütt’ngaudi hat
das jedenfalls nichts zu tun. Bei Paris geht es zur Sache.
## Brüllcore auf Speed
Wer auf Brüllcore steht, dem könnte das erste Album der Band durchaus
gefallen. Gut möglich, dass sich so manch Hobbyskifahrer, der sich über die
Jahre an das Anton-in-Tirol-Gejaule in den Berggasthöfen gewöhnt hat, erst
einmal erschrickt, wenn er Paris’ Organ als Hintergrundmusik zur zünftigen
Jause das erste Mal hört. „Mal was anderes“, wäre das Mindeste, was ihm
dazu einfallen mag.
Verstört hat auch der frühere österreichische Slalomspezialist Reiner
Schönfelder so manchen Ski-Fan. Einigen war schon zu viel des Guten, dass
Schönfelder bisweilen seine Fingernägel bunt lackiert hat. Als er dann 2007
eine Wette eingelöst hat und nackt über die Piste gewedelt ist, wurde es
dem Österreichischen Skiverband zu bunt und er verdonnerte Schönfelder zu
einem Tag wohltätiger Arbeit.
Er war eben immer ein Hingucker. Ein paar Jahre zuvor war er mit seinem
Song „Popmusic“ jedenfalls beinahe so erfolgreich wie als Skirennfahrer und
schaffte es immerhin in die österreichischen Charts. Scheinhiphop könnte
man diese [4][Art von Plastikmusik] vielleicht nennen. Der Song hat
absolutes Après-Ski-Potenzial und stellt die beinahe schon ideale
Hintergrundmusik für den Prominentenauflauf beim Hahnenkammrennen im Januar
dar: Wie heißt es im Song so schön: „New York, London, Paris, Kitzbühel:
Everybody talk about Pop Music.“ Kein Scherz!
4 Apr 2019
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=1yBO_hhM_GQ&feature=youtu.be
[2] https://www.youtube.com/watch?v=MPJ7SFfPjb8&list=PLsLRrZozDBMdXCXVRx9YZ…
[3] https://www.youtube.com/watch?v=qkDBc4q_Brc&list=RDqkDBc4q_Brc&star…
[4] https://www.youtube.com/watch?v=xiw8GN6umbo
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Ski Alpin
Musik
Schlager
Felix Neureuther
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