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# taz.de -- Über die Rolle des Maulwurfs im Fußball: Die Kabinenplauderer
> Wenn Spieler ihre Trainer loswerden sollen, verraten sie Interna an die
> Medien. Besonders beim FC Bayern und Hertha BSC häufen sich die Fälle.
Bild: Possierliches Tierchen: Maulwurf Salomon Kalou gräbt nicht nur, er deckt…
Der Deutsche Fußball-Bund weiß, was man gegen Maulwürfe tun kann. Unter dem
Menüpunkt „Umweltschutz und Artenvielfalt“ auf der [1][Website des
Verbands] können sich Klubs Rat holen. „Die Erdbewohner“, heißt es da,
„haben ein feines Gehör und einen sensiblen Geruchssinn. Schlagen Sie daher
Holzpfähle in die Erdhaufen und klopfen Sie oft und regelmäßig dagegen.
Oder versuchen Sie es mit einem Sud aus Lebensbaumnadeln, Hollunder oder
Knoblauch, den Sie sparsam in die Gänge träufeln.“
Ob sich die berühmtesten Maulwürfe der Bundesliga mit einem solchen Gesöff
hätten vertreiben lassen, ist ungewiss. Schade wäre es jedenfalls gewesen.
Was wäre die Geschichte der Liga ohne den Geheimnisverrat aus der Kabine?
Und was wäre die Fußballberichterstattung ohne die Frage: „Wer ist der
Maulwurf beim FC Bayern?“
Es ist noch keine vier Wochen her, da wunderte sich [2][FAZ-Kolumnist],
Nationalmannschaftskapitän und Bayerntorhüter Manuel Neuer darüber, dass
[3][Details aus seinen Verhandlungen] mit der Führung des FC Bayern München
über eine Verlängerung seines Vertrags an die Öffentlichkeit gedrungen
sind. Es stünden ständig Details aus den aktuellen Gesprächen in den
Medien, die oft nicht einmal stimmen würden, sagte er, was die Frage
aufwirft, ob beim FC Bayern Dinge verhandelt werden, die gar nicht der
Wahrheit entsprechen.
Auf jeden Fall kommentierte Manuel Neuer die jüngste Maulwurf-Affäre des FC
Bayern noch mit einem Satz, über den wohl viele lauthals gelacht haben
dürften: „Das kenne ich so nicht beim FC Bayern.“ Ob Neuer wirklich nicht
weiß, dass Indiskretionen aus der Kabine zum Bayern München gehören wie die
zwei Türme der Frauenkirche zur bayerischen Landeshauptstadt?
Maulwürfe hatten ihre Arbeit getan
Wenn Spieler ihren Trainer loshaben wollen, dann beschreiben sie, wie
unzureichend das Training ist, oder geben Inhalte aus peinlichen
Kabinenansprachen weiter. Carlo Ancelotti und Niko Kovac haben das zu
spüren bekommen. Jürgen Klinsmann hat einst aus der Zeitung erfahren, was
so alles in seinem Spielervertrag bei den Bayern steht und welch Chaos
später mal in der Kabine herrschte, weil sich Klinsmann als Trainer in der
Pause eines Spiels lieber mit zwei Ersatzspielern unterhalten hat, als sich
um die erste Elf zu kümmern, war auch der Presse zu entnehmen. Maulwürfe
hatten ihre Arbeit getan.
Einem besonders eifrigen Kabinenplauderer sollen Mitspieler sogar den
Ehrentitel „IM Lothar“ verliehen haben. Und viel später drohte Pep
Guardiola dem Spieler mit dem Rauswurf, der verraten hatte, er wolle
Dortmund mittels langer Bälle aus dem Mittelfeld bezwingen.
Derartige Geschichten aus München gibt es noch und nöcher. Und doch muss
man sich Sorgen machen um die Spezies Maulwurf. Wieder einmal sind es die
Möglichkeiten amerikanischer Tech-Giganten, die über Jahre eingeübte
Kulturtechniken überflüssig machen könnten. Wer braucht noch Maulwürfe,
wenn Spieler mittels Facebook live streamen, was in einer Bundesliga-Kabine
vor sich geht? Welche Folgen das [4][Verhalten des Hertha-Stürmers Salomon
Kalou] in dieser Hinsicht noch haben wird, mag man sich gar nicht ausmalen.
Es könnte das Ende des Maulwurfs sein, wie wir ihn kennen.
6 May 2020
## LINKS
[1] https://www.dfb.de/umwelt/umweltschutz-im-verein/ideenkatalog/umweltschutz-…
[2] https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/bundesliga-und-corona…
[3] /Wirbel-um-Manuel-Neuers-Vertrag/!5676961
[4] /Corona-Video-von-Salomon-Kalou/!5682975
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
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