# taz.de -- Seenotrettung vor Libyens Küste: EU setzt „Sophia“-Einsatz aus | |
> Bis heute gibt es keine Einigung, wie die aus Seenot geretteten Menschen | |
> auf EU-Länder verteilt werden könnten. Italien stellt sich quer – mit | |
> Folgen. | |
Bild: Flüchtende vor Libyens Küste | |
Brüssel dpa | Die EU will die Rettungsaktion für Migranten vor der Küste | |
Libyens vorerst beenden. Weil sich die Mitgliedstaaten nicht auf ein neues | |
System zur Verteilung von aus Seenot geretteten Menschen einigen konnten, | |
sollen die Aktivitäten von Schleusernetzwerken im Rahmen der Operation | |
Sophia bis auf Weiteres nur noch aus der Luft beobachtet werden, wie die | |
Deutsche Presse-Agentur am Dienstagabend aus EU-Kreisen erfuhr. Die | |
Ausbildung libyscher Küstenschützer soll jedoch fortgesetzt werden. Am | |
Mittwoch bestätigte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica | |
Mogherini eine entsprechende Einigung der Mitgliedstaaten. | |
Eine weitere Verlängerung des Einsatzes von Schiffen scheiterte am Veto | |
Italiens. Seit [1][die populistische Regierung in Rom] im Amt ist, hat | |
Italien einen scharfen Anti-Migrations-Kurs eingeschlagen. Mehrfach wurden | |
Schiffe [2][mit geretteten Menschen im Mittelmeer blockiert]. | |
Die Entscheidung für den Rettungsstopp wurde den Angaben zufolge am | |
Dienstagabend nach stundenlangen Verhandlungen im Politischen und | |
Sicherheitspolitischen Komitee getroffen. Sie soll für zunächst sechs | |
Monate gelten. Das aktuelle Mandat wäre am 31. März, also kommenden | |
Sonntag, ausgelaufen. | |
Die Regierung in Rom forderte seit Monaten eine Änderung der Einsatzregeln, | |
die vorsehen, dass bei der Operation aus Seenot gerettete Migranten | |
ausschließlich nach Italien gebracht werden. Der von Rom angestrebten | |
Änderung stand jedoch entgegen, dass sich Länder [3][wie Ungarn oder Polen | |
weigern], einem festen Umverteilungsmechanismus zuzustimmen. | |
## Die Fortsetzung der Operation Sophia | |
Verschärft wurde der Streit zuletzt durch die deutsche Ankündigung, | |
[4][vorerst kein Schiff mehr für den Einsatz] vor der libyschen Küste zur | |
Verfügung zu stellen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) | |
begründete dies mit dem Verhalten der italienischen Einsatzführung, die die | |
deutsche Marine in den vergangenen Monaten nicht mehr in die Nähe von | |
Fluchtrouten geschickt hatte – offensichtlich um auszuschließen, dass | |
Migranten gerettet werden, die dann nach Italien gebracht würden. | |
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte die EU-Staaten in den | |
vergangenen Monaten mehrfach eindringlich dazu aufgerufen, eine Fortsetzung | |
der Operation Sophia zu ermöglichen. Sie verwies darauf, dass die Zahl der | |
illegal in Europa ankommenden Migranten im Verlauf des Einsatzes um mehr | |
als 80 Prozent gesunken sei – unter anderem durch die Ausbildung der | |
libyschen Küstenwache. | |
Seit Beginn der europäischen Marinepräsenz vor der Küste Libyens im Jahr | |
2015 wurden allerdings auch schon knapp 50.000 Migranten nach Italien | |
gebracht – mehr als 22.500 von ihnen nach der Rettung durch die deutsche | |
Marine. | |
27 Mar 2019 | |
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