# taz.de -- Kommentar Urheberrechtsreform: Die Kreativen verlieren | |
> Artikel 16 der Urheberrechtsreform ist für Urheber:innen die größte | |
> Ungerechtigkeit. Obwohl es Entlohnung fairer machen soll, profitieren | |
> Verlage. | |
Bild: Keine Bots, sondern echte Demonstrant:innen: Protest gegen die EU-Urheber… | |
Die Abstimmung zur Urheberrechtsreform ist durch. Im Europäischen Parlament | |
wurde am Dienstag für die Reform gestimmt, und das nicht gerade mit knapper | |
Mehrheit. Für Kreative ist der nun verabschiedete Artikel 16 (der | |
[1][umnummerierte Artikel 12]) von Nachteil, weil er große Verlage an der | |
Gewinnausschüttung beteiligt. | |
Mit Artikel 16 werde sich „die Situation von Urhebern verschlechtern“, | |
[2][prognostiziert der Netzexperte und „Technikphilosoph“ Enno Park in | |
einem Blogartikel]. Die Urheber:innen profitieren von der Gesetzesreform | |
nicht, sagt auch der Berufsverband der freien Journalist:innen. [3][Deshalb | |
war der Verband gegen das Gesetz]. | |
Zeit-Feuilletonist Lars Weisbrod hat das Dilemma um das liebe Geld | |
verstanden: [4][„Wo kann ich jetzt dafür abstimmen, dass Google mir Geld | |
geben muss?“], twitterte der Journalist vor der Abstimmung. Abgestimmt | |
haben andere, und eine gute Antwort bekam Weisbrod nicht. | |
Artikel 16 ist ein Pflänzchen, das im Schatten zwischen Urheber:innen, | |
Nutzer:innen und Verlagen gedeiht. Der EU-Gesetzesentwurf garantiert | |
Verlagen, die einen Vertrag mit den Urheber:innen abgeschlossen haben, | |
einen Teil der Einnahmen. Dieses Geld sammeln verschiedene | |
Verwertungsgesellschaften ein. [5][Wie das in Zukunft gerecht passieren | |
könnte, ist ein Kernpunkt der Debatten]. | |
## Kreative Geringverdiener | |
In Deutschland hatte die VG Wort für die Nutzung von Werken pauschal die | |
Hälfte ihrer Einnahmen an Verlage ausgeschüttet. Davon profitierten vor | |
allem die großen Vermarkter von Inhalten, nicht der Kleinstverlag für | |
Kunstwissenschaft. [6][Bis der Bundesgerichtshof 2016 einschritt und das | |
auf nationaler Ebene verbot:] Das Geld soll direkt an die Urheber:innen | |
gehen. Seitdem bekommen [7][Schreibende alle Tantiemen, können Verlage aber | |
freiwillig beteiligen]. Diese Regelung wird mit der Reform zurückgedreht. | |
Zwar sind alle Parteien von links bis rechts dafür, geringverdienenden | |
Schreiber:innen und Musiker:innen ihr Geld zu geben und das Geschäftsmodell | |
der mächtigen Content-Verwerter nicht weiter hinzunehmen. Was im Netz | |
passiere, sei „Kunstraub unerhöhten Maßes!“, polterte der rechtsliberale | |
Politiker Jens Rhode (Dänemark) [8][in der heutigen EU-Plenartagung zur | |
Abstimmung]. | |
Aber obwohl Internet-Plattformen für urheberrechtlich geschütztes Material | |
ab jetzt haften – es sei denn, sie schließen Lizenzen mit | |
Rechteinhaber:innen ab, damit diese an ihre Vergütung kommen – ist das kein | |
Gewinn für Kreative. Durch Artikel 16 profitieren nämlich die großen | |
Content-Vermarkter gegenüber kleinen Verlagen. Die Urheber:innen verlieren. | |
27 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/Senficon/status/1108728792934162432 | |
[2] https://t3n.de/news/artikel-16-urheberrecht-weniger-geld-1152357/ | |
[3] https://www.freischreiber.de/aktuelle/eu-urheberrechtsreform-wir-urheber-pr… | |
[4] https://twitter.com/larsweisbrod/status/1109457451726897154 | |
[5] /EU-Urheberrechtsreform/!5580028 | |
[6] https://www.wbs-law.de/urheberrecht/nach-bgh-urteil-vg-wort-fordert-100-mil… | |
[7] /VG-Wort-aendert-Verteilungsplan/!5408236 | |
[8] http://www.europarl.europa.eu/plenary/de/home.html | |
## AUTOREN | |
Elisabeth Nöfer | |
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