# taz.de -- SchülerInnenstreik „Fridays For Future“: Berlin feiert Greta | |
> Die Initiatorin der Klimastreiks kommt zur bislang größten | |
> „FridaysForFuture“-Demo. Immer mehr Erwachsene gehen auch auf die Straße. | |
Bild: Greta Thunberg beim Klimastreik in Berlin | |
BERLIN taz | „Siehst du sie, siehst du sie“, fragt ein Mädchen aufgeregt | |
ihre Freundin, die ihr auf der Schulter sitzt. Es ist kurz vor 10 Uhr am | |
Freitag Morgen, die beiden stehen im Gedrängel bei „FridaysForFuture“ (FFF) | |
im Invalidenpark und warten auf Greta Thunberg. Eben hat der Moderator die | |
Demonstranten gelobt, dass sie (wieder) so zahlreich erschienen sind. „Das | |
ist mega, aber wird Greta überhaupt durchkommen zur Bühne, sie ist doch so | |
klein?“ Tatsächlich dürften fast noch mehr Menschen versammelt sein als die | |
gut 20.000 beim weltweiten Streiktag vor zwei Wochen. Doch noch ist die | |
schwedische Initiatorin der Klimastreiks nicht da; Zeit für die | |
wöchentlichen Aufwärmspiele. „Wer nicht hüpft, der ist für Kohle“, | |
skandiert die Menge – und Tausende Kinder und Jugendliche springen auf und | |
ab. | |
[1][Seit Januar demonstrieren in Berlin jede Woche SchülerInnen] in | |
Rufweite von Bundeswirtschafts- und Verkehrsministerium in Mitte für die | |
Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels vom Pariser Abkommen. Die Zahl ihrer | |
erwachsenen Unterstützer wächst Woche für Woche: nach | |
„[2][ScientistsForFuture]“ und „ParentsForFuture“ gibt es jetzt auch | |
„TeachersForFuture“ und „VegansForFuture“. | |
Linus, ein Sechstklässler aus Kreuzberg, ist zum dritten Mal dabei. Gründe | |
hat der 11-Jährige mehrere: zum einen sei es schon ein „Reiz“ nicht in die | |
Schule zu gehen, gibt er zu. Zum anderen: „In 25 Jahren sind die Politiker | |
abgekratzt oder haben eine Klimaanlage. Aber für mich und meine Freunde | |
wird es dann richtig schlimm!“ Für Mascha, Viertklässlerin aus Neukölln, | |
ist es dagegen der erste Klimastreik. Sie kommt „wegen Greta, aber auch, | |
weil mir das Thema wichtig ist“. In der Schule würden sie leider wenig über | |
Klimapolitik reden, sagt sie – „dafür ist meist zu wenig Zeit“. | |
Auf der Bühne bekommt derweil Jacob Blasel, einer der Organisatoren der | |
Proteste aus Kiel, viel Applaus für seine Ankündigung: „Wir machen die | |
Europawahl zu Klimawahlen!“ Keine Partei, die nicht ein ausreichendes | |
Klimaschutzprogramm auflege, werde die Stimme der Jugend „und unserer | |
Unterstützer“ bekommen. Auch andere RednerInnen greifen das Thema Europa | |
auf: SchülerInnen aus Polen, Schweiz, England betonen, dass sie alle | |
zusammen stehen würden im gemeinsamen Kampf. | |
## Rechte versuchen zu stören – erfolglos | |
Danach heiźt die Band „Brass Riot“ der Menge ein. Wieder wird gehüpft, | |
dieses Mal passend zum Beat. Am Rand auf der Wiese toben sich | |
GrundschülerInnen mit pogoähnlichen Schubsereien aus, kleine Mädchen drehen | |
sich an den Händen im Kreis, andere Kinder schießen Selfies auf ihren | |
Iphones und schauen sie gleich an. | |
Von den meisten Demonstranten unbemerkt versuchen ein paar Rechte die | |
Kundgebung zu stören. Am Rande des Parks halten sie Plakate mit dem | |
Compact-Titelbild „Greta nervt“ hoch. Dutzende junge Antifas rennen hin und | |
rufen „Alerta, alerta Antifascista“. Die Polizei stellt sich dazwischen. | |
Nach einigen Minuten ziehen die Rechten ab. | |
Auffällig ist, dass die Demonstration bunter wird. Es gibt im Vergleich zu | |
den ersten Demos immer mehr kleine Kinder von Kita- bis Grundschulalter, | |
immer mehr Eltern, die ihre Kinder zur Demo begleiten – aber auch immer | |
mehr Erwachsene, die ohne Kinder kommen. So wie Daniela Paul aus | |
Friedrichshain. Ihre drei Kinder habe sie nicht mitgenommen, erzählt sie: | |
„Denen würde ich das doch nur aufdrücken, die sind noch zu klein. Das ist | |
unsere Sache“ – die der Erwachsenen, findet sie. | |
Gegen halb zwölf Uhr setzt sich der Demozug in Bewegung. Kurz darauf werden | |
[3][bei Twitter Fotos gepostet von Greta], wie sie in der ersten Reihe | |
neben den Berliner OrganisatorInnen von FFF läuft, hinter dem | |
Fronttransparent „Our house is on fire“, in der Hand ihr inzwischen | |
berühmtes Schild „Skolstrejk för Klimatet“. | |
## „Raus aus der Komfortzone“ | |
Als der Demozug am Brandenburger Tor ankommt, warten vor der Bühne schon | |
Tausende weitere Zuschauer. Die eigens für die Bewegung gegründete Ska-Band | |
„FunketeersForFuture“ liefert den Soundtrack für den großen Auftritt, von | |
Sprechchören begleitet. | |
Um kurz nach 14 Uhr ist es dann soweit: Greta Thunberg tritt ans Mikrofon. | |
Jubel brandet auf. „Die alte Generation hat versagt“, fängt sie an. Immer | |
wenn die Jungen von ihren Sorgen sprechen würden, heiße es: Macht euch | |
keine Sorgen. „Aber wir sollten panisch werden“, mahnt die 16-Jährige, wie | |
so oft in den letzten Wochen. Panisch nicht im Sinne von kopflos, sondern | |
„raus aus unserer Komfortzone kommen, unser Verhalten ändern“. | |
Sie dankt den Teilnehmern für ihr Kommen. „Wir haben ein gemeinsames Ziel. | |
Wir wollen eine Zukunft, ist das zu viel verlangt?“ Dies, verspricht sie | |
zum Schluss, sei erst der Anfang. | |
29 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] /!5581608/ | |
[2] /!5576668/ | |
[3] https://twitter.com/GretaThunberg/status/1111578775723143169 | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
Anima Müller | |
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