# taz.de -- Carsharing von BMW und Daimler: Zusammen gegen Uber und Didi | |
> Die Autobauer legen ihre Angebote Car2Go und DriveNow zusammen, um die | |
> Konkurrenz auszustechen. Für die Kunden ändert sich viel. | |
Bild: Macht ab jetzt gemeinsame Sache mit DriveNow von BMW: das Carsharing-Ange… | |
MÜNCHEN dpa/taz | Als Autobauer sind Daimler und BMW Konkurrenten – aber | |
beim rasant wachsenden Geschäft mit Carsharing und Mobilitätsdiensten tun | |
sie sich jetzt zusammen. Millionen Großstädter sollen Mietauto und Taxi, | |
U-Bahn- und Parkticket per Fingertipp bald auf einer einzigen, gemeinsamen | |
Smartphone-App bekommen, alles vernetzt aus einer Hand. Die entsprechenden | |
Pläne stellen die Konzernchefs heute vor. Gut für die Kunden, gut für die | |
beiden Unternehmen, sagen Branchenexperten. | |
„Der Kunde will einfach bequem und schnell durch die Stadt kommen. Er will | |
nicht 15 Apps haben“, sagt Juergen Reiner, Partner bei der | |
Unternehmensberatung Oliver Wyman. Bislang gibt es viele konkurrierende | |
Angebote, aber oft mit großen Lücken. | |
Denn es ist teuer, eine Carsharing-Flotte aufzubauen und zu betreiben. Das | |
Ganze „ist heute noch ein Zuschussgeschäft“, sagt Ferdinand Dudenhöffer v… | |
der Uni Duisburg-Essen. Das Zusammenlegen von Verwaltung, Flottenmanagement | |
und Service spart – vor allem aber bekommen die Kunden ein besseres | |
Angebot. | |
„Entscheidend ist, viele Kunden anzusprechen, ihnen in ihrer Stadt genug | |
Autos anzubieten, so dass sie nicht lange suchen und warten müssen“, sagt | |
Reiner. „Dann kann die Flotte vor Ort gut ausgelastet und profitabel | |
werden.“ | |
## Zusammen gegen chinesische Dienste | |
Zusammen bieten Car2Go und DriveNow, die beiden Carsharing-Dienste von | |
Daimler und BMW, heute weltweit 20.000 Autos an und kommen auf etwas mehr | |
als vier Millionen Kunden. Aber die Konzerne haben große Pläne. „Unsere | |
Vision ist es, gemeinsam einen global bedeutenden Player für nahtlos und | |
intelligent vernetzte Mobilitätsdienstleistungen zu schaffen“, sagte | |
Daimler-Chef Dieter Zetsche. Mit allen Taxi-, Mitfahr-, Park- und | |
Ladediensten hat die neue Tochter insgesamt 40 Millionen Kunden. | |
Der chinesische Fahrdienstleister Didi macht allerdings heute schon mit | |
einer halben Milliarde Kunden Geschäfte. Für viele junge Menschen in | |
Metropolen macht der Kauf eines eigenen Autos keinen Sinn mehr. | |
Internetkonzerne erwägen, Menschen kostenlos in autonomen Taxis zu | |
befördern, damit sie unterwegs Unterhaltung kaufen oder Waren bestellen. | |
[1][In Deutschland waren Anfang 2019 2,46 Millionen Kunden bei | |
Carsharing-Anbietern angemeldet.] Die Unternehmensberatung PwC schätzt, | |
dass das Marktvolumen von Mobilitätsdiensten in Europa bis 2030 von heute | |
25 Milliarden auf 450 Milliarden US-Dollar (398 Mrd Euro) steigen wird. | |
Weltweit entstehe gerade ein Markt von 1,4 Billionen Dollar. | |
Die stolze deutsche Autoindustrie will aber nicht eines Tages zum bloßen | |
Zulieferer für Uber, Didi oder andere Internetgiganten werden. „Der | |
Autobauer muss in Zukunft mit Dienstleistungen für seine Kunden mehr Wert | |
generieren. Vor allem, wenn die Leute bald Robotaxis nutzen“, sagt | |
Dudenhöffer. VW baut den Sammeltaxidienst Moia auf und will in Kürze ein | |
eigenes Carsharing mit Elektroautos starten, Toyota und Ford planen | |
gemeinsam, GM arbeitet daran. Unzählige Start-ups versuchen sich mit neuen | |
kundennahen Lösungen auf dem Markt. | |
## „Allein ist man verloren“ | |
Es sei sinnvoll, wenn sich die Autobauer „zusammentun im Kampf gegen die | |
Googles, Alibabas, Ubers und Didis dieser Welt. Allein ist man verloren“, | |
sagt Dudenhöffer. Amazon, Facebook und Google zeigen: Größe zählt in der | |
Welt der digitalen Dienstleistung. „The winner takes it all“, sagt | |
Unternehmensberater Reiner. | |
In jeder Stadt oder Region dürfte am Ende eine Mobilitätsplattform übrig | |
bleiben oder höchstens zwei, die die Marktführer im jeweiligen Segment | |
versammelt, vom Mietauto bis zum Elektro-Roller. „Die Nummer drei ist für | |
die Kunden nicht mehr attraktiv.“ Aber in jeder Region könnte es einen | |
andern Sieger geben, denn die gewachsenen Strukturen und die Politik vor | |
Ort seien ganz unterschiedlich. | |
DriveNow zum Beispiel zog sich aus San Francisco zurück, weil die Autos | |
dort nicht frei parken durften wie in München. Der US-Fahrdienstgigant Uber | |
räumte in China das Feld und bekam in vielen europäischen Städten eine | |
Abfuhr. | |
Für die Autobauer sehen die Experten auch im Kerngeschäft weiter Chancen. | |
Die sinkende Nachfrage von privaten Autokäufern in den Metropolen werde | |
mehr als ausgeglichen von der steigenden Nachfrage in China, Indien und | |
anderen Schwellenländern, sagt Dudenhöffer. Allein in China rechnet PwC bis | |
2030 mit 60 Prozent mehr Autos auf den Straßen als heute. Außerdem | |
verschleißen die Miet- und Fahrdienstautos im Dauereinsatz viel schneller | |
als die Privatautos, die meist nur stehen. „Wir sehen die Kurve der | |
Autoproduktion nicht einknicken in den nächsten 20 Jahren“, sagt Reiner. | |
21 Feb 2019 | |
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