# taz.de -- Künstliche Intelligenz als Fotogenerator: Falsche Gesichter | |
> Eine Website erzeugt täuschend echte Fotos von Menschen, die es nicht | |
> gibt. Das soll als Warnung dienen, hilft aber vor allem Fake-Accounts und | |
> Bots. | |
Bild: Sie schauen Euch zwar an – aber sie gibt's in Wirklichkeit gar nicht | |
Dass sich Fotos von Personen dank Software extrem verändern lassen, ist | |
nicht neu. Und auch nicht, dass Programme Figuren nach menschlichem Vorbild | |
generieren können. Doch was künstliche Intelligenz in Sachen Fälschung – | |
und Täuschung – schon alles kann, da zeigt jetzt die Website | |
[1][thispersondoesnotexist.com] (deutsch: Diese Person existiert nicht). | |
Mit jeder Aktualisierung erstellt die Website ein neues Portraitfoto einer | |
Person, das so in jedem Facebook-Account erscheinen könnte. Manchmal sehen | |
die Bilder aus wie Urlaubsfotos, auf denen am Rand noch die Schulter eines | |
herausgeschnittenen Menschen zu sehen ist. Andere Bilder wirken wie | |
Bewerbungsfotos, die Menschen in formeller Kleidung vor neutralem | |
Hintergrund zeigen. Nur: Die Menschen auf den Fotos gibt es nicht. Sie | |
wurden mithilfe von künstlicher Intelligenz erstellt. | |
## Fälschungen aus echten Gesichtern | |
Der Vorgang, der hinter dem zufälligen Fake-Face-Generator steckt, macht | |
sich das Prinzip sogenannter Generative Adversarial Networks (GAN) zunutze, | |
das schon hinter den „Deepfakes“, also dem [2][Skandal um | |
Bewegtbildmanipulation], steckte. Im Frühjahr 2018 wurde die Öffentlichkeit | |
auf diese Form der Fälschung aufmerksam, als Buzzfeed ein gefälschtes Video | |
vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama veröffentlichte und | |
Internetnutzer*innen die Gesichter von Schauspieler*innen in Pornos hinein | |
montierten. | |
Die Website mit den falschen Gesichtern erinnert nun daran, dass von | |
Fälschungen nicht nur Prominente betroffen sein können. Auf Grundlage der | |
GAN-Technologie greift ein Algorithmus zunächst auf ein riesiges Datenset | |
von Fotos echter Menschen zu. Verschiedene Merkmale der Bilder werden | |
durchmischt und so zu einem neuen Gesicht zusammengefügt. Im nächsten | |
Schritt prüft ein anderer Algorithmus, ob das Bild echt oder gefälscht ist. | |
Wenn der Computer die Täuschung erkennt, geht das Foto wieder zurück zum | |
ersten Schritt – um es noch besser zu machen. | |
Urheber der Website ist Philip Wang, der als Software-Ingenieur beim | |
Shuttle-Dienst Uber arbeitet. „Den meisten Menschen ist nicht klar, wie gut | |
künstliche Intelligenz künftig Bilder miteinander verschmelzen können | |
wird“, sagte [3][Wang gegenüber Motherboard] in der vergangenen Woche. | |
Kritiker*innen sind durch die Technik hinter dem zufälligen Fotogenerator | |
alarmiert. Das Problem bleibt seit Jahren dasselbe: Die Technik entwickelt | |
sich schneller, als die Gesellschaft mit Regularien und Medienkompetenz | |
folgen kann. Die zunehmend gute Qualität der Bilder macht es nur noch | |
schwerer, Fake-Profile und Bots von echten Accounts zu unterscheiden – und | |
in der Konsequenz die Glaubwürdigkeit von Inhalten im Netz zu | |
gewährleisten. | |
19 Feb 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://thispersondoesnotexist.com/ | |
[2] /Deepfakes--gefaelschte-Videos/!5497121 | |
[3] https://motherboard.vice.com/en_us/article/7xn4wy/this-website-uses-ai-to-g… | |
## AUTOREN | |
Lin Hierse | |
## TAGS | |
Manipulation | |
Netzsicherheit | |
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz | |
Gesellschaftskritik | |
Fake News | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Wie KI Sexismus produziert: Die Frau ist immer unter 35 | |
Bildgeneratoren zeigen nicht die Wirklichkeit, sondern manifestieren ein | |
misogynes Weltbild. Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen. | |
Kritik nach Video einer Touristin: Kolonialist*innen am Hotel-Pool | |
In fremden Ländern fremde Sitten kritisieren? Der etwas cholerische | |
Tierrechtseinsatz einer britischen Touristin in Marokko sorgt für | |
Aufregung. | |
Midterms in den USA: Twitter löscht Fake-Accounts | |
Vor den Wahlen in der kommenden Woche hat Twitter 10.000 Profile gelöscht. | |
Diese hätten ausgegeben, von Demokraten zu sein und zum Wahlboykott | |
aufgefordert. | |
„Deepfakes“ – gefälschte Videos: Hat er das gerade wirklich gesagt? | |
Ein Video zeigt einen Politiker bei einer Rede, die er nie gehalten hat. | |
Oder eine Schauspielerin in einem Porno, an dem sie nie beteiligt war. | |
Manipulation von Fotografien: Merkel schwitzt! | |
Fotografien gelten als verlässliche Quellen. Aber gefälschte Fotos sind | |
nicht leicht zu erkennen. Es gibt Tricks, um Fakes zu erkennen. |