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# taz.de -- Kommentar Volksbegehren in Bayern: Für die Bienen, gegen die Bauern
> Die Rekordbeteiligung beim bayerischen Volksbegehren für Artenschutz ist
> auch eine klare Ansage an die einst übermächtige Agrarlobby. Gut so!
Bild: Das Volksbegehren in Bayern hat gezeigt, wie man der Bauern-Lobby beikommt
Kaum eine Lobby ist in Deutschland so mächtig und erfolgreich wie der
Bauernverband. Nur mit der Automobilindustrie ist der Einfluss
vergleichbar. [1][Eine Dokumentation der ARD] hat das vor einigen Wochen
wieder anschaulich gezeigt und die geschichtlichen Wurzeln beleuchtet.
Denn in den jungen Jahren der Bundesrepublik waren die Bauern eine
politische Größe. Fast 5 Millionen Menschen arbeiteten in der
Landwirtschaft. Das war keine kleine Wählerschaft, viele darunter blickten
mit Wehmut zurück in die NS-Zeit.
Dass sich die Landbevölkerung wieder radikalisieren könnte, war über
Jahrzehnte eine tiefsitzende Angst in der westdeutschen Politik, und der
Bauernverband nutzte sie schamlos aus, um seine Interessen durchzusetzen.
In den Hochzeiten der Industrialisierung der Landwirtschaft galten die vor
allem dem Profit, „Wachse oder weiche!“, die zynische Todesmelodie für die
kleinbürgerlichen Betriebe, wurde quasi zum Naturgesetz erhoben.
Kaum eine Lobby ist heute in der institutionellen Politik, in Berlin wie in
Brüssel so gut vernetzt wie die Landwirtschaft. Und sie stellt sich
erfolgreich quer, egal ob beim Thema Lebensmittelampel, bei Glyphosat oder
bei der Nitratbelastung des Grundwassers, die eine Folge der Überdüngung
ist.
## Auf den Wiesen stehen keine Kühe mehr
Das [2][Volksbegehren zum Artenschutz in Bayern] hat nun gezeigt, wie man
dieser Lobby beikommt. Oder sie wenigstens in die Schranken weist. Nicht
über die institutionelle Politik, über Ausschüsse und Parlamente. Sondern
über die Straße.
18,4 Prozent der Wahlberechtigten unterstützen das Anliegen und machten
sich aktiv auf, um auf Gemeindeämtern ihre Unterschrift abzugeben. Ein
Rekordbeteiligung. Man kann davon ausgehen, dass die stille Zustimmung zum
Bienenschutz und für Forderungen, die in Bayern tatsächlich so etwas wie
eine Agrarwende einleiten würde, noch viel höher ausfällt. All ihr
Widerstand dagegen, ihre Informationskampagnen, ihr Zugang zur Politik
haben den Landwirten nichts genutzt.
Denn so präsent die Landwirtschaft auf Parlamentsfluren ist, draußen auf
dem Land, bei die Leit, wie man in Bayern sagt, ist sie es nicht mehr. Auf
den Wiesen stehen keine Kühe mehr, auf den Straßen stauen Traktoren kaum
noch den Verkehr. Etwas über eine halbe Million Menschen arbeiten noch in
der Landwirtschaft – zum Vergleich – in der der Altenpflege sind es
inzwischen fast doppelt so viele.
Noch kann der Bauernverband auf die alte, funktionierende Lobby-Klaviatur
vertrauen, wenn das Volksbegehren nun in den Betrieb des bayerischen
Landtags geht. Aber vielleicht schwant der Politik angesichts der
Rekordbeteiligung auch endlich, wo heutzutage wirklich politische Größe
anzutreffen ist.
17 Feb 2019
## LINKS
[1] https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/ak…
[2] /Artenschutz-Volksbegehren-in-Bayern/!5573355
## AUTOREN
Jörn Kabisch
## TAGS
Bayern
Landwirtschaft
Schwerpunkt Artenschutz
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Bienen
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Bienensterben
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Bayern
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