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# taz.de -- Antisemitische Ausfälle bei „Gelbwesten“: Pariser Staatsanwalt…
> Der Philosoph Alain Finkielkraut wurde am Rande einer Gelbwesten-Demo
> antisemitisch beschimpft und bedroht. Die Justiz leitet Ermittlungen ein.
Bild: Schriftsteller und Philosoph Alain Finkielkraut
Paris taz | Der [1][französische Philosoph Alain Finkielkraut] ist ein
Polemiker, der in Fernseh-Talkshows gelegentlich ausrastet. Ihn deswegen am
Rande einer Demonstration der Gilets jaunes (Gelbwesten) in unerhört
gehässiger Weise physisch zu bedrohen, ist allerdings völlig inakzeptabel.
Entsprechend vehement sind die Reaktionen in Frankreich auf einen Vorfall
in Paris.
Finkielkraut war am Samstagnachmittag auf dem Boulevard Montparnasse ein
Zuschauer unter vielen anderen. Doch sein Gesicht ist aus den Medien ebenso
bekannt wie seine Stellungnahmen. Er hatte wie andere Intellektuelle
[2][die Proteste der Gelbwesten] anfänglich unterstützt, dann aber
kritisiert, dass gewisse Exponenten die Bewegung diskreditieren und zu
wenig gegen den Hass der Menge unternehmen.
Die Analyse war zutreffend, denn genau dieser Hass richtete sich nun gegen
ihn. „Scheißzionist, hau ab!“, [3][ist auf der im Internet zirkulierenden
Videoaufnahme zu hören]. Es sind mindestens drei Männer mittleren Alters in
gelben Westen, die den 69-Jährigen als „Rassisten“ beschimpfen und
bedrohen. Da ihr Gesicht nicht maskiert ist, wird man wohl bald wissen, wer
sie sind und aus welchen Motiven sie den jüdischen Intellektuellen in
dieser Weise attackiert haben.
Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete nach eigenen Angaben vom Sonntag
Vorermittlungen wegen des Vorfalls ein. Sie stützen sich auf einen
Paragrafen, der öffentliche Beleidigungen auf Grundlage von Herkunft,
Ethnie oder Religion verbietet.
Finkielkraut sagt im Nachhinein, er habe „nicht zum ersten Mal diesen
absoluten Hass“ gespürt. [4][Er dankt den Polizisten, die ihn vor
Schlimmerem bewahrt hätten]: „Das war ein Pogrom.“ Er erwähnt aber auch d…
anderen Gilets jaunes, die sich schützend vor ihn gestellt hätten und ihm
eine gelbe Weste geben wollten.
Schon bei anderen Anlässen ist Finkielkraut attackiert worden,
beispielsweise von propalästinensischen Aktivisten. [5][Der neuerliche
Angriff] wird von links bis rechts verurteilt. „Man kann Finkielkrauts
Ideen ablehnen, (doch) nichts kann es rechtfertigen, ihn als Juden
anzugreifen“, erklärt der Kommunist Ian Brossat (PCF). Louis Aliot vom
rechtsextremen Rassemblement national (Ex-FN) schreibt auf Twitter: „Diese
Beschimpfungen sind absolut niederträchtig. Was für eine Bande von
Dummköpfen!“ [6][Auch Staatspräsident Emmanuel Macron äußerte seine
Solidarität]: „Die antisemitischen Beleidigungen stellen infrage, was wir
sind und was aus uns eine große Nation macht.“
Regierungssprecher Benjamin Griveaux spitzt den Vorfall in unnötiger Weise
noch zu. Er behauptet, Finkielkraut sei als „Drecksjude“ (Sale juif)
attackiert worden – was sonst niemand gehört hat. Griveaux möchte nur zu
gern die lästige [7][Gelbwestenbewegung] insgesamt desavouieren. Für solche
allzu durchsichtigen Manöver einer sichtlich überforderten Staatsführung
ist aber Antisemitismus zu gravierend. Die Fakten sind bedenklich genug.
(mit afp)
17 Feb 2019
## LINKS
[1] /Neues-Buch-von-Alain-Finkielkraut/!5042626
[2] /Aus-Le-Monde-diplomatique/!5573112
[3] https://fr.news.yahoo.com/gilets-jaunes-les-insultes-antisemites-contre-ala…
[4] https://www.lejdd.fr/Societe/alain-finkielkraut-temoigne-apres-avoir-subi-d…
[5] https://www.lci.fr/police/agression-antisemite-contre-alain-finkielkraut-en…
[6] https://twitter.com/EmmanuelMacron/status/1096855268741271553
[7] /Polizeigewalt-in-Frankreich/!5569031
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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