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# taz.de -- Nicht alle Hasen sind Veganer: Langohr mit Lust auf Fleisch
> Forscher räumen auf mit der Legende vom veganen Hasen: Wenn es schwierig
> wird mit der Nahrungssuche, frisst der Schneeschuhhase auch Aas.
Bild: Zum Winter hin wechselt der Schneefußhase seine Fellfarbe: Aus grau wird…
Hamburg taz | Spätesten seit Bugs Bunny wissen wir: Hasen mögen Möhren. Und
sonst höchstens noch andere vegane Nahrung. Doch eine aktuelle Studie aus
Kanada zeigt: Die Langohren können auch anders. Wenn es sein muss, fressen
sie sogar das Fleisch derjenigen, vor denen sie sonst weglaufen.
Schneeschuhhasen (Lepus americanus) sind in ihrer Heimat Kanada
ausgesprochen beliebt. Denn mit ihren großen Plattfüßen, die sie vor dem
Einsinken im Schnee bewahren, und ihren flauschigen und weißen Winterfell
lösen sie beim menschlichen Betrachter fast zwangsläufig Streichelreflexe
und zärtliche Gefühle aus. Doch wie nun Michael Peers von der University of
Alberta herausgefunden hat [1][(Northwestern Naturalist, 99(3); 2018)],
haben die Langohren auch eine ganz und gar unappetitliche Seite.
Der kanadische Biologe hatte im Yukon-Territorium 160 Kadaver von
unterschiedlichen Tierarten ausgelegt und in ihrer Nähe Filmkameras
postiert, die mit einem Bewegungssensor verbunden waren, sodass sie mit
ihrer Arbeit begannen, wenn sich jemand an dem Aas zu schaffen machte.
Wobei Peers eigentlich damit rechnete, dass er Luchse, Bären und andere
Raubtiere zu sehen bekommt.
Doch in 20 Fällen machten sich Schneeschuhhasen an den Kadavern zu
schaffen, und sie zeigten dabei eine ausgeprägte Vorliebe für die Überreste
des Raufußhuhns. Dieser Vogel ist ebenfalls sehr gut an das Leben im
arktischen Schnee angepasst, wozu neben dem rauen Profil unter seinen Füßen
auch ein dickes Federkleid gehört, das mehr als 20 Prozent seines
kompletten Körpergewichts ausmacht. Und genau dieses Gefieder stand bei den
Hasen hoch im Kurs. „Manchmal wurde es von ihnen sogar gefressen, ohne dass
sie an das Fleisch des Kadavers gingen“, betont Peers. Der Biologe vermutet
hinter dieser merkwürdigen Vorliebe, dass die langschäftigen Hühnerfedern
dem Hasenmagen beim Verdauen helfen sollen.
Ansonsten geht es den Nagetieren bei ihrer Fleischeslust aber vor allem
darum, im arktischen Winter eine Alternative zur raren Pflanzenkost zu
haben. Weswegen sie sich im März kaum noch an Kadavern blicken lassen, weil
dann wieder das erste Grün aus dem Schnee emporragt. Im Winter allerdings
scheuen sich die Hasen nicht davor, sich auch an den Überresten vom Luchs
zu bedienen, der im lebenden Zustand zu ihren Hauptfeinden zählt. Und die
Kadaver ihrer eigenen Artgenossen werden ebenfalls nicht verschmäht.
## Die Einteilung ist nicht immer eindeutig
„Unsere Entdeckungen bestätigen, dass man Tiere nicht immer eindeutig in
Fleisch- und Pflanzenfresser unterteilen kann“, mahnt Peers. In der Natur
kommt es immer wieder vor, dass eigentlich vegane Tierarten bei
Nahrungsknappheit auf Aas zurückgreifen oder sogar zu jagen beginnen. So
gelten Schimpansen mittlerweile in einigen Ecken Afrikas als
„Killer-Chimps“, weil sie nicht nur kleineren Affenarten nachstellen,
sondern auch Babys und Kleinkinder aus menschlichen Siedlungen entführen
oder einfach nur versuchen, ein Stück von deren Lippe abzubeißen.
Rudy Boonstra, Co-Autor der Hasen-Studie, hat schon vor über 30 Jahren in
Kanada eine eigentlich vegan lebende Tierart mit Ausflügen ins brutale
Jägertum entdeckt: den arktischen Ziesel. Dieser Verwandte des Murmeltiers
erlegt nämlich Lemminge – und dann frisst er vorzugsweise deren Hirne. „Er
weiß offenbar“, erläutert Boonstra, „dass er dort besonders viel findet,
was er im Winter als Ergänzung zu seiner Ernährung braucht.“ Nämlich viel
Fett und hochwertiges Eiweiß.
3 Feb 2019
## LINKS
[1] https://bioone.org/journals/Northwestern-Naturalist/volume-99/issue-3/NWN18…
## AUTOREN
Jörg Zittlau
## TAGS
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