# taz.de -- Umweltministerin zu Tempolimit: Svenja Schulze sagt lieber nichts | |
> Schwacher Auftritt der Umweltministerin: Svenja Schulze (SPD) will im ZDF | |
> partout keine Position zum Tempolimit beziehen. | |
Bild: Für oder gegen das Tempolimit auf Autobahnen? Das will Umweltministerin … | |
Berlin taz | In Deutschland wird heftig über ein Tempolimit auf deutschen | |
Autobahnen gestritten – das eine Mehrheit der BürgerInnen befürwortet. Doch | |
ausgerechnet die sozialdemokratische Umweltministerin ist nicht dazu in der | |
Lage, öffentlich zur Frage der Geschwindigkeitsbegrenzung Position zu | |
beziehen. | |
In der [1][ZDF-Sendung „Berlin direkt“ am Sonntagabend weigert sich | |
Umweltministerin Svenja Schulze] (SPD) hartnäckig, auf die Frage nach einem | |
Tempolimit auf deutschen Autobahnen zu antworten. Gleich sieben Mal nimmt | |
Moderator Matthias Walde Anlauf, um sie zu einer klaren Aussage zu bewegen. | |
In der vergangenen Woche hat Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) die | |
BefürworterInnen eines Tempolimits relativ wüst abgekanzelt. | |
Nachdem Vorschläge aus einer von ihm eingesetzten Kommission an die | |
Öffentlichkeit geraten waren, unter anderem ein Tempolimit von 130 | |
Stundenkilometer einzuführen, wies er diese Idee brüsk zurück. Ein | |
Tempolimit sei „gegen jeden Menschenverstand“, polterte Scheuer. Am | |
Wochenende legte er in einem Interview mit der Bild am Sonntag nach. „Was | |
soll der Ansatz der ständigen Gängelung?“, fragte er rhetorisch. | |
Einer Forsa Umfrage zufolge ist eine Mehrheit von 52 Prozent der | |
BürgerInnen für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen. | |
Aus guten Gründen: Mit einem Tempolimit würden Autos [2][erheblich weniger | |
CO2] ausstoßen, es würden weniger Menschen bei Unfällen sterben. | |
Doch wer erwartet hat, dass sich die Umweltministerin an die Seite der | |
Abgekanzelten und der Mehrheit der BürgerInnen stellt, wird an diesem | |
Sonntagabend bitter enttäuscht. Es ist überfällig, dass sich in der | |
Bundesregierung ein öffentlich wahrnehmbarer Gegenpol zum desperaten | |
Verkehrsminister aufbaut. Die Umweltministerin wäre von Amts wegen die | |
Richtige für diese Rolle. Doch Svenja Schulze vergeigt ihren Auftritt. | |
## „Es geht nicht um einzelne Maßnahmen“ | |
Der Moderator versucht es mit der einfachen Frage, dann will er wissen, was | |
Schulze den Jugendlichen sagt, die für Klimaschutz protestieren. Er baut | |
ihr dann sogar eine Brücke, indem er auf einen SPD-Parteitagsbeschluss für | |
ein Tempolimit hinweist. Doch Svenja Schulze versteckt sich lieber hinter | |
CSU-Hallodri Scheuer. „Erst mal muss Herr Scheuer sagen, was er will“, | |
meint Schulze. | |
Und dass es „nicht um SPD-Parteitagsbeschlüsse“ gehe. Immer wieder spricht | |
sie von einem „Maßnahmenpaket“, von einem „Gesamtkonzept“, aber woraus… | |
bestehen soll, will sie partout nicht verraten. „Es geht nicht um einzelne | |
Maßnahmen“, sagt sie und bleibt trotz des vielfachen Nachfragens immerhin | |
freundlich. „Ich will einzelne Vorschläge überhaupt nicht kommentieren.“ | |
Der entstandene Eindruck ist verheerend. Die Umweltministerin verschanzt | |
sich hinter Phrasen, weil ihr der Mut oder die Fantasie fehlt, in der | |
aufgeheizten Diskussion einen Punkt zu setzen. Was die ZuschauerInnen zu | |
sehen bekommen, ist ein politischer Offenbarungseid. | |
„Wer wissen will, warum die SPD aus ihrem historischen Tief nicht | |
rauskommt, sollte sich das Interview von Umweltministerin Svenja Schulze in | |
berlindirekt ansehen“, [3][twittert nach der Sendung] der stellvertretende | |
Chefredakteur der Zeit, Bernd Ulrich. Stimmt. | |
28 Jan 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.zdf.de/politik/berlin-direkt/berlin-direkt-clip-4-272.html | |
[2] /Verkehrsexpertin-ueber-Mobilitaetswende/!5567827 | |
[3] https://twitter.com/berndulrich/status/1089589387304882176 | |
## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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