# taz.de -- Im Falle eines harten Brexit: Briten werden normale Ausländer | |
> Wenn Großbritannien die EU ohne Deal verlässt, sind die Briten ihr | |
> Aufenthaltsrecht in Deutschland los. Der Gang zum Ausländeramt wird | |
> notwendig. | |
Bild: Beim Austritt ohne Deal nützt dieser Britin die Liebe zur EU nichts – … | |
FREIBURG taz | Stress für Briten in Germany: Wenn England ohne Abkommen die | |
EU verlässt, dann verlieren sie sofort auch ihr bisheriges | |
Aufenthaltssrecht in Deutschland. Nach bisherigem Stand müssen sie dann | |
schnell einen Antrag bei der Ausländerbehörde stellen. | |
Bisher genießen Briten als EU-Bürger in allen Staaten der Europäischen | |
Union Freizügigkeit. Sie können frei reisen und sich auch niederlassen, wo | |
sie wollen – jedenfalls solange sie keine Sozialleistungen benötigen. | |
Mit dem [1][Brexit] ändert sich das. Die Briten sind dann keine EU-Bürger | |
mehr, sondern Angehörige eines Drittstaates, wie zum Beispiel Kanadier oder | |
Algerier. | |
Eigentlich war vorgesehen, dass die EU und Großbritannien ein | |
Austrittsabkommen unterzeichnen. Dies hätte Großbritannien eine | |
Übergangsphase von knapp zwei Jahren bis Ende 2020 eingeräumt. Solange | |
wären auch Briten in Deutschland weiter wie EU-Bürger behandelt worden. | |
Doch das britische Unterhaus hat dieses Abkommen am Dienstagabend [2][mit | |
großer Mehrheit abgelehnt]. Es hat wohl keine Chance mehr. Damit droht ein | |
harter Brexit. Nach derzeitigem Stand verlässt Großbritannien zum 29. März | |
die EU. Eine Verschiebung ist noch möglich, aber vermutlich nur bis zu den | |
Europawahlen Ende Mai oder bis zum ersten Zusammentreffen des Europäischen | |
Parlaments am 2. Juli. Dann wird es ernst. | |
## Briten „müssen nicht sofort ausreisen“ | |
Am einfachsten wäre es, der Bundestag würde eine Art Bestandsschutz | |
beschließen. Alle Briten, die bis zu einem Stichtag als EU-Bürger in | |
Deutschland wohnen, haben Anspruch auf einen dauerhaften Aufenthaltstitel. | |
Die Begründung läge nahe: Sie haben sich auf ein Leben als EU-Bürger | |
eingestellt. Dass ein Land die EU verlässt, das gab es noch nie, und damit | |
mussten sie auch nicht rechnen. Doch bisher ist ein derartiges | |
Bestandsschutz-Gesetz nicht geplant. | |
Das Bundesinnenministerium verspricht den Briten in Deutschland bisher nur, | |
dass sie „nicht sofort ausreisen“ müssen. Vielmehr hätten sie ab dem Brex… | |
drei Monate Zeit, bei der örtlichen Ausländerbehörde einen Aufenthaltstitel | |
zu beantragen. Diese dreimonatige Übergangsfrist will Innenminister Horst | |
Seehofer (CSU) per Verordnung einführen. Falls die Ausländerbehörden | |
überlastet sind, soll die Frist vielleicht noch verlängert werden. | |
Anschließend aber sollen die Briten wie normale Einwanderer behandelt | |
werden. Das heißt sie müssen wie ein Kanadier oder ein Algerier eine für | |
sie passende Regelung finden. | |
Für Briten mit Hochschulabschluss oder ähnlicher Qualifikation gibt es zum | |
Beispiel die „Blaue Karte EU“ und auch ähnliche spezifisch deutsche | |
Programme. Die Agentur für Arbeit führt außerdem eine „Positivliste“ für | |
Ausbildungsberufe, bei denen in Deutschland ein Engpass besteht und deshalb | |
Einwanderung erwünscht ist – von der Fliesenlegerin bis zum Altenpfleger. | |
Britische Studenten können wohl ohne Probleme weiterstudieren, denn | |
Deutschland ist eh recht offen beim Zugang von Studierenden aus aller Welt. | |
Auch britische (Start up-)Unternehmer und Selbständige können mit einer | |
Aufenthaltserlaubnis rechnen, wenn ihre Tätigkeit „positive Auswirkungen | |
auf die Wirtschaft erwarten lässt“. Wer aber nicht in einem Mangelberuf | |
arbeitet, wird es schwer haben, in Deutschland ein Aufenthaltsrecht zu | |
bekommen. | |
Eine Perspektive könnte für Briten, die schon lange hier leben, die | |
Einbürgerung sein. Erforderlich ist hierfür ein mindestens achtjähriger | |
Aufenthalt in Deutschland. Wer den deutschen Pass hat, hat dann natürlich | |
auch ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland. | |
16 Jan 2019 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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