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# taz.de -- Kommentar Frauenmorde Österreich: Instrumentelle Schuldzuweisung
> Die Reaktion von Österreichs Regierung auf Frauenmorde könnte
> glaubwürdiger sein. Sie hat Subventionen für deren Schutz gekürzt.
Bild: Zufluchtsort: In einem Frauenhaus
Die Anzahl der Frauenmorde in Österreich ist seit 2015 deutlich angestiegen
und auch der Anteil von Frauen unter den Mordopfern zeigt eine dramatische
Zunahme. Was liegt näher, als dieses Phänomen mit der Flüchtlingswelle
2015/2016 in Verbindung zu bringen? Es lässt sich nicht leugnen, dass es
vor allem muslimische Männer sind, die zuschlagen, zustechen oder ihre
Partnerin erwürgen, wenn sie sich betrogen oder in ihrer Ehre verletzt
fühlen.
Menschen, die ihre Kriegstraumata mit sich herumtragen, reproduzieren oft
die Gewalt, die sie selbst erlitten haben. Und die patriarchalen Strukturen
der nahöstlichen Gesellschaften tragen das ihre dazu bei, dass Frauen die
Freiheiten, die sie in Europa genießen, von ihren Familien nicht
zugestanden werden.
Die Betriebsamkeit der Regierung in Sachen Frauenschutz wäre aber
glaubwürdiger, wenn das Team von Sebastian Kurz nicht in seinen ersten
Amtsmonaten flächendeckend Subventionen für Frauenvereine und
Gewaltpräventionsmechanismen gekürzt oder gestrichen hätte. Vielmehr drängt
sich der Verdacht auf, dass die berechtigte Entrüstung über eine Welle von
Frauenmorden dazu benutzt wird, gegen jene Flüchtlinge einzuschreiten, die
bisher vor Abschiebung geschützt waren.
Unter den fünf mutmaßlichen Tätern 2019 findet sich ein Syrer, 2018 wurde
kein einziger Mann aus dem Bürgerkriegsland eines Mordes angeklagt. Aber
Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) phantasiert bereits von Asylaberkennung
bei geringen Straftaten und Abschiebung in die „sicheren“ Regionen Syriens.
Unter den ausländischen Frauenmördern des Jahres 2018 stellten Zuwanderer
aus dem ehemaligen Jugoslawien die größte Gruppe. Und auch die
„autochthonen“ Österreicher schlagen gerne zu – vom Proletarier bis zum
Generaldirektor. Aber Gewaltprävention und die sehr erfolgreiche
Täterarbeit mit Männern sind Maßnahmen, die eher von sozialdemokratischen
oder linksorientierten Gruppen betrieben werden. Das dürfte mit ein Grund
sein, warum deren Tätigkeiten von dieser Regierung nicht geschätzt wird.
24 Jan 2019
## AUTOREN
Ralf Leonhard
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Österreich
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Schwerpunkt Femizide
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