# taz.de -- Demo für ökologische Landwirtschaft: Sie haben es immer noch satt | |
> Am Samstag protestieren tausende Öko-Bauern bei der „Wir haben es | |
> satt“-Demo in Berlin. Sie wollen die Agrar-Subventionspolitik der EU | |
> verändern. | |
Bild: Emsig am Protestieren: ein Foto vom „Wir haben es satt!“-Protestzug i… | |
Berlin taz | „Wegen der enormen Trockenheit im vergangenen Jahr sind unsere | |
Ernten um 45 Prozent eingebrochen.“ Das sagte Bio-Bauer Lucas Lütke | |
Schwienhorst am Montag in Berlin bei der Auftaktveranstaltung zur „Wir | |
haben es satt!“-Demonstration, die am Samstag stattfindet. | |
Der 31-jährige Landwirt aus Brandenburg sieht sich als Betroffener des | |
Klimawandels und hat deshalb zusammen mit anderen Bauernfamilien die | |
Bundesregierung verklagt. Die Große Koalition wird nämlich trotz | |
rechtsverbindlichem Beschluss nach eigener Einschätzung die Klimaziele 2020 | |
verfehlen. | |
Auch deshalb wollen Schwienhorst und die Bewegung der industriellen | |
Landwirtschaft die Gelder streichen. Seit 2011 geht das Bündnis jährlich | |
zum Beginn der weltgrößten Agrarmesse „Grüne Woche“ für eine ökologisc… | |
Landwirtschaft und bäuerliche Betriebe auf die Straße. | |
Das Netzwerk besteht aus Bäuer*innen und etwa 100 Organisationen, unter | |
anderem Greenpeace, dem BUND, attac und NABU. 33.000 Teilnehmer*innen und | |
160 Traktoren waren nach Angaben der Veranstalter*innen 2018 beim Protest | |
dabei. | |
## 80 Prozent der Subventionen für 20 Prozent der Betriebe | |
Hauptkritikpunkt des Bündnisses ist die aktuelle Gemeinsame Agrarpolitik | |
(GAP) der Europäischen Union, die ein Volumen von 60 Milliarden Euro | |
jährlich hat und damit mehr als ein Drittel des EU-Haushalts ausmacht. Alle | |
sieben Jahre werden in Brüssel die Förderleitlinien der GAP und somit die | |
Verteilungsregeln für die Subventionen beschlossen. Dieses Jahr ist es | |
wieder soweit. | |
Bisher werden die Subventionen direkt an die Landwirte gezahlt, wobei die | |
Höhe von der landwirtschaftlichen Fläche abhängt. Von dieser Vergabepraxis | |
würden vor allem Großgrundbesitzer profitieren, was unter anderem zum | |
Schließen von kleineren Bauernhöfen, Grundwasserverschmutzung und | |
Artensterben führt, kritisiert die Protestbewegung. Rund 80 Prozent der | |
EU-Direktzahlungen würden an nur 20 Prozent der Agrarbetriebe gehen. | |
„Aus Sicht der Wissenschaft ist es entscheidend, dass die Bundesregierung | |
klimaschonend arbeitenden Landwirten einen Wettbewerbsvorteil verschafft“, | |
erklärte Benjamin Bodirsky vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung | |
auf der Veranstaltung als eingeladener Experte. Zu den möglichen Maßnahmen | |
gehören laut dem Forscher beispielsweise Steuern auf Methanemissionen durch | |
Wiederkäuer und auf umweltschädliche Stickstoffüberschüsse durch | |
Überdüngung. | |
Der Protestzug startet zeitgleich zur Agrarministerkonferenz mit einem | |
„Kochtopf-Konzert“ um 12 Uhr vor dem Brandenburger Tor. | |
15 Jan 2019 | |
## AUTOREN | |
Sinan Recber | |
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