# taz.de -- Kokainproduktion in Kolumbien: Rückkehr des „Drogenkrieges“ | |
> US-Außenminister Mike Pompeo besucht Kolumbien. Die beiden Länder wollen | |
> eine neue Offensive gegen die Kokainproduktion und -nachfrage starten. | |
Bild: Sollen vernichtet werden: Koka-Pflanzen in Kolumbien | |
BERLIN taz | Die USA und Kolumbien wollen eine neue Offensive gegen den | |
Koka-Anbau in Kolumbien starten. Bei einem offiziellen Besuch in Kolumbien | |
erklärte US-Außenminister Mike Pompeo am Mittwoch, man wolle gemeinsam | |
daran arbeiten, die Kokainproduktion Kolumbiens und die Nachfrage in den | |
USA bis zum Jahr 2023 um die Hälfte zu senken. | |
Die USA seien „sehr besorgt“ über den Anstieg der Kokainproduktion in | |
Kolumbien seit 2013, erklärte Pompeo weiter. Tatsächlich hatte das Undoc, | |
das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, in | |
einem Bericht im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, dass im Jahr 2017 in | |
Kolumbien auf insgesamt 171.000 Hektar Koka angebaut werde. Das ist ein | |
Rekord in der Geschichte des weltweit größten Kokainproduzentenlandes. | |
Kolumbiens rechtskonservativer Präsident Iván Duque kündigte an, seine | |
Regierung wolle 2019 den Koka-Anbau auf einer Fläche von 100.000 Hektar | |
ausmerzen. Dazu könnten auch die seit 2015 ausgesetzten Besprühungen mit | |
Glyphosat wieder aufgenommen werden, sofern bestimmte Auflagen beachtet | |
würden, sagte Duque. Das Pestizid wird von der Weltgesundheitsorganisation | |
als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Der über eineinhalb | |
Jahrzehnte andauernde Einsatz des Gifts gegen den Koka-Anbau hatte auch | |
zahlreiche andere landwirtschaftliche Bereiche in Mitleidenschaft gezogen | |
und war schließlich deshalb ausgesetzt worden. | |
Bereits Mitte Dezember hatte Duque unter dem Titel „Ruta Futuro“ | |
(Zukunftsroute) ein Fünf-Punkte-Programm zum Kampf gegen die Drogen | |
vorgestellt. Die Produktion soll demnach nicht nur durch Besprühung | |
zerstört werden. Auch der Nachschub für die zur Weiterverarbeitung zu | |
Kokain notwendigen Chemikalien und Treibstoffe soll attackiert werden. | |
## Gigantische Hilfe für das kolumbianische Militär | |
Die Routen sind, ebenso wie die Transportwege zu den Küsten, seit vielen | |
Jahren fest unter Kontrolle verschiedener krimineller Organisationen. Und | |
wo [1][bis zum Friedensabkommen] noch die Guerilleros der Farc die | |
Kontrolle ausübten, sind längst andere eingesprungen. Vielfach allerdings | |
rekrutieren sich die Organisationen aus den Reihen der angeblich | |
aufgelösten rechten Paramilitärs – und arbeiten mitunter recht ungestört | |
direkt vor der Nase des kolumbianischen Militärs. | |
1999 hatte die damalige kolumbianische Regierung den „Plan Colombia“ zum | |
Kampf gegen die Drogenproduktion vorgestellt. US-Präsident Bill Clinton | |
begann im Jahr 2000 die US-Unterstützung des Plans mit vielen Milliarden | |
US-Dollar. Allerdings ging es nie nur um die Drogen-, sondern immer auch um | |
die Aufstandsbekämpfung – die US-Gelder bedeuteten eine gigantische Hilfe | |
für das kolumbianische Militär, das gleichzeitig mit ebenjenen Paramilitärs | |
zusammenarbeitete, deren Nachfolger heute die Drogenproduktion ausweiten. | |
Wie er die Nachfrage in den USA eindämmen wolle, sagte US-Außenminister | |
Pompeo übrigens nicht. | |
4 Jan 2019 | |
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[1] /Friedensabkommen-in-Kolumbien/!5520321 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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