| # taz.de -- Friedensabkommen in Kolumbien: Ein Zimmer, sechs mal vier Meter gro… | |
| > Sie lebten Jahrzehnte im kolumbianischen Dschungel und sollen nun zurück | |
| > in ein ziviles Leben finden. Ein Fotograf hat Ex-FARC-Kämpfer | |
| > portraitiert. | |
| Bild: Elio Ferney aus Santander ist 35, 23 Jahre war er bei der Farc. Die Kusch… | |
| Erst Wälder und Berge und jetzt das: Ein Zimmer, sechs mal vier Meter groß, | |
| ein Fenster in einem Haus mit Gipskartonwänden. Ein Metallbett, eine | |
| Matratze und ein hüfthoher Metallschrank. | |
| Nach über 50 Jahren bewaffnetem Konflikt haben die FARC-Guerrilleros ihre | |
| Waffen abgegeben. Seitdem leben die meisten von ihnen in | |
| Sammelunterkünften. Zwei Jahre lang bekommen sie staatliche Unterstützung: | |
| 90 Prozent des kolumbianischen Mindestlohns, etwa 230 Euro im Monat. Dazu | |
| ein Dach über dem Kopf und Zeit, um sich auf den zivilen Alltag | |
| vorbereiten. | |
| Gut ein Jahr ist das Friedensabkommen der FARC-Guerilla mit der | |
| kolumbianischen Regierung alt. Nach 53 Jahren Krieg zwischen Staat und | |
| Paramilitärs haben etwa 7.000 FARC-Guerilleros, die größte Guerilla | |
| Kolumbiens, ihre Waffen abgegeben und eine Partei gegründet, um ihre Ziele | |
| politisch zu erreichen: Sie wollen die Ungleichheit in der Gesellschaft | |
| überwinden. | |
| 265.000 Menschen wurden in dem Konflikt ermordet, 60.000 gelten als | |
| verschwunden, 40.000 wurden entführt. Sieben Millionen Menschen wurden | |
| vertrieben. | |
| ## Der Schmerz sitzt tief | |
| Der Schmerz sitzt tief, bei Opfern wie Tätern, die teilweise selbst Opfer | |
| sind. Die Skepsis gegenüber den Ex-Guerilleros ist bei vielen Kolumbianern | |
| groß. Weniger als ein Prozent der Wähler stimmten bei der Parlamentswahl | |
| für die neue FARC-Partei. Das Demokratische Zentrum von Ex-Präsident Álvaro | |
| Uribe errang die meisten Stimmen. | |
| Uribe war der schärfste Gegner des Friedensabkommens. Als Präsident hatte | |
| er die Guerilleros bekämpft. Gleichzeitig ließ die Armee tausende | |
| unschuldige Zivilisten verschwinden. Der neue Präsident Iván Duque, der im | |
| Juni gewählt wurde, hält das Erbe seines Ziehvaters hoch. Er hat bereits | |
| angekündigt, das Friedensabkommen verändern zu wollen. Viele befürchten, | |
| dass er den Friedensprozess abbricht. Die Unsicherheit und Angst unter den | |
| Ex-Guerilleros ist groß. | |
| Schon vorher war das Vertrauen der ehemaligen Kämpfer in die Regierung | |
| erschüttert, weil diese ihren Teil des Abkommens nur schleppend umsetzte. | |
| So geht es bei der Landreform bisher kaum voran, nach der drei Millionen | |
| Hektar Land an Bauern verteilt werden sollen. Dasselbe gilt für das Land, | |
| das den Ex-Kämpfern versprochen wurde, um Häuser zu bauen und es zu | |
| bewirtschaften. Sie sollen von der Landwirtschaft leben, wenn in knapp | |
| einem Jahr die staatliche Unterstützung wegfällt. | |
| Nach dem Rückzug der FARC hat der Staat es nicht geschafft, die verlassenen | |
| Gebiete zu stabilisieren. Neo-paramilitärische Gruppen, FARC-Dissidenten | |
| und Drogenkriminelle haben dort die Macht übernommen. Seit einem Jahr | |
| wurden mehr als achtzig FARC-Mitglieder und Familienangehörige ermordet. | |
| Ein Beispiel für die unklaren Verhältnisse ist auch die | |
| Sondergerichtsbarkeit. Sie sollte mehr als 6.000 Ex-Guerilleros, Polizisten | |
| und Soldaten, die Verbrechen begingen, mildere Strafen garantieren, wenn | |
| sie bei der Wahrheitsfindung kooperieren. Duques Abgeordnete haben kürzlich | |
| entscheidende Änderungen durchgesetzt. So darf die Sonderjustiz nicht mehr | |
| über die Auslieferung von mutmaßlichen Straftätern entscheiden – zum | |
| Beispiel an die USA. Außerdem sollen die Verfahren für Soldaten und | |
| Polizisten ein separates Gericht bekommen. | |
| Vor einem Jahr wurden 26 Wiedereingliederungslager eröffnet, inzwischen | |
| haben zwei wieder geschlossen. In den Lagern sollen sich die FARC-Kämpfer | |
| auf das zivile Leben vorbereiten. Die Idee ist, dass die ehemaligen Kämpfer | |
| dort weiter in einer Gemeinschaft leben können und Projekte aufziehen, um | |
| sich den Lebensunterhalt zu sichern. | |
| Vor diesem Hintergrund versuchen die ehemaligen FARC-Kämpfer, es sich in | |
| ihrem neuen Alltag einzurichten. Sechs von ihnen erzählen davon [1][in | |
| dieser Bildwelt]. | |
| 30 Jul 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Katharina Wojczenko | |
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