# taz.de -- EU-Gipfel zum Brexit in Brüssel: Nur saure Bonbons für May | |
> Theresa May bettelte in Brüssel um Hilfe. Die anderen Staatschefs halten | |
> am Scheidungstermin fest. Ist der Brexit-Vertrag noch zu retten? | |
Bild: Sie wollten die Trennung, sie kriegen die Trennung. Die EU besteht auf de… | |
Brüssel taz | Es gibt noch EU-Politiker, die die britische Regierungschefin | |
loben. „Ich bewundere Theresa May, sie beweist Führungsstärke“, sagte der | |
niederländische Regierungschef Mark Rutte zu [1][Beginn des EU-Gipfels am | |
Donnerstag in Brüssel]. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel gab sich | |
versöhnlich. Sie freue sich auf „sehr gute Beziehungen“ – auch nach dem | |
britischen EU-Austritt am 29. März 2019. | |
Doch die Zuneigung reichte nicht mehr aus, um May in der Sache | |
entgegenzukommen. Der [2][Scheidungsvertrag, der erst im November auf einem | |
EU-Sondergipfel besiegelt] worden war, könne nicht noch einmal aufgemacht | |
werden, beschieden die 27 verbleibenden Staats- und Regierungschefs die | |
scheidende Britin. Allenfalls könne man noch über „zusätzliche | |
Versicherungen“ reden, betonte Merkel. | |
Diese Ergänzungen zum Brexit-Vertrag betreffen vor allem den so genannten | |
[3][„Backstop“. Darunter versteht man im EU-Jargon eine Notlösung] für den | |
Fall, dass sich Briten und Europäer nicht rechtzeitig über den noch | |
fehlenden Partnerschaftsvertrag einigen. Um dann – vermutlich nach Ende der | |
Brexit-Übergangsfrist am 31.12.2020 – eine harte Grenze zwischen Irland und | |
Nordirland zu vermeiden, soll Großbritannien eng an die EU angebunden | |
bleiben. | |
Für die EU-Gegner auf der Insel ist das undenkbar. Großbritannien werde zum | |
„Vasallenstaat“, schimpfen sie. Aber auch May hat Probleme mit dem | |
„Backstop“ – denn er hat sich als größte Hürde bei der Ratifizierung d… | |
Brexit-Vertrags im britischen Parlament erwiesen. Am Donnerstag Abend trug | |
sie ihre Bedenken und Wünsche bei einem eigens einberaumten Gipfel-Termin | |
vor. Danach stellte sich den Fragen der EU-Chefs. | |
## „Briten müssen sagen, was sie wollen“ | |
Was als freundlicher Austausch gedacht war, geriet zum Debakel. Die | |
Stimmung sei „sehr schlecht“ gewesen, hieß es aus EU-Kreisen. Merkel habe | |
May während ihres Vortrags mehrfach unterbrochen und zu Präzisierungen | |
aufgefordert. Die Kanzlerin ließ die Britin sogar auflaufen. Als May | |
forderte, ein Enddatum für den Backstop festzulegen – sie sprach von | |
Dezember 2021 – lehnte Merkel das rundheraus ab. | |
Nach der frostigen Runde setzten die EU-27 eine Erklärung auf, die May im | |
Machtkampf in London kaum helfen dürfte – im Gegenteil. Denn | |
„Neuverhandlungen“ werden in dem EU-Papier ausdrücklich ausgeschlossen. Die | |
EU sei aber „fest entschlossen“, mit London schnell Verhandlungen über | |
einen Partnerschaftsvertrag aufzunehmen, um den Backstop doch noch zu | |
verhindern. Die Auffanglösung solle nur „so lange wie unbedingt | |
erforderlich“ in Kraft bleiben. | |
Wenn das Bonbons sein sollen, dann schmecken sie ziemlich sauer. Säuerlich | |
äußerten sich nach den Brexit-Beratungen auch mehrere EU-Chefs. „Unsere | |
britischen Freunde müssen uns sagen, was sie wollen, anstatt uns zu fragen, | |
was wir wollen“, beschwerte sich Kommissionschef Jean-Claude Juncker. Die | |
Diskussion sei „mitunter nebulös und unpräzise“. „Wir müssen auch mal | |
wissen, was genau London will“, sagte Luxemburgs Premier Xavier Bettel. | |
„Wir werden nicht Gipfel auf Gipfel auf Gipfel machen“, warnte er. | |
## Zur Not macht die EU auch den „harten Brexit“ | |
Doch genau das zeichnet sich jetzt ab. Nach dem Brexit-Sondergipfel im | |
November und dem frostigen Treffen vom Donnerstagabend könnte es im neuen | |
Jahr noch einen weiteren außerplanmäßigen EU-Gipfel geben. Er hätte den | |
Zweck, die nun auf Januar verschobene Abstimmung im Unterhaus | |
vorzubereiten, sagten EU-Diplomaten. Allerdings macht sich nun auch in | |
Brüssel Pessimismus breit. | |
Nach der Aussprache mit May glaubt kaum noch jemand daran, dass die | |
notwendige Mehrheit im Unterhaus für den Brexit-Vertrag noch zustande | |
kommt. Merkel und die anderen EU-Chefs ist am Donnerstagabend klar | |
geworden, dass May vor einer „Mission Impossible“ steht – und dass ihr | |
„bestmöglicher“ Deal keine Mehrheit in London hat. | |
Die EU-27 wollen deshalb nun die Vorbereitungen auf einen „harten Brexit“ | |
ohne Vertrag vorantreiben. Bereits am kommenden Mittwoch will die | |
EU-Kommission ein Notprogramm vorlegen. | |
14 Dec 2018 | |
## LINKS | |
[1] /EU-Gipfel-in-Bruessel/!5555896 | |
[2] /Debatte-Brexit/!5550152 | |
[3] /Kommentar-Brexit-Vertrag-und-Irland/!5558644 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Brexit | |
Großbritannien | |
EU-Gipfel | |
Theresa May | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Jean-Claude Juncker | |
Schwerpunkt Brexit | |
Schwerpunkt Brexit | |
Schwerpunkt Brexit | |
Misstrauensvotum | |
Schwerpunkt Brexit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gerangel um den Brexit: Brüssel legt Notfallplan vor | |
Offiziell glaubt die EU-Kommission noch an den Scheidungsvertrag mit | |
London. Doch nun plant sie für den Fall eines „harten“ Brexit vor. | |
Brexit-Vorbereitungen in Großbritannien: 2 Milliarden Euro für No-Deal-Pläne | |
Die britische Regierung trifft Notfall-Maßnahmen für einen EU-Austritt ohne | |
Abkommen. Kritiker vermuten einen Trick. | |
EU-Gipfel zum Brexit in Brüssel: Mitgliedstaaten wollen May helfen | |
Die EU will die britische Staatschefin bei der Ratifizierung des | |
Austrittsvertrags unterstützen. Allerdings wappnen sich die 27 | |
Mitgliedstaaten auch für ein Scheitern. | |
Theresa May nach dem Vertrauensvotum: Erst Brexit, dann Mexit | |
Die britische Premierministerin hat ein Vertrauensvotum überstanden – um | |
den Preis eines Rücktrittsversprechens. | |
EuGH-Entscheid zum EU-Austritt: Ein Exit vom Brexit ist möglich | |
Großbritannien darf noch einen Rückzieher machen. Zu dem Schluss kommt | |
jedenfalls der EuGH. Das Urteil dürfte Brexit-Gegnern Auftrieb geben. |