# taz.de -- Diskussion über Böllerverbot in Berlin: Den Knall gehört | |
> Das geplante Böllerverbot in bestimmten Kiezen Berlins soll laut den | |
> Grünen dann zu Silvester 2019 kommen. Feuerwehr bereitet sich auf | |
> Großeinsatz vor. | |
Bild: Den Kofferraum voller Kracher – und das ganz legal | |
Sie heißen „Gigant“ und „Heavy Metal“, gerne auch „Gladiator“ oder… | |
of Rockets“, und ihr Name ist Programm: Seit Freitagmorgen darf wieder | |
Feuerwerk der Kategorie F2 verkauft werden, insgesamt drei Werktage lang | |
vor Silvester. Es gibt kaum ein Geschäft, das auf dieses Zusatzangebot | |
verzichtet: Discounter und Lebensmittelhändler schalten für Böller und | |
sogenannte Batterien Extrawerbung; selbst Drogerien füllen die Regale mit | |
Krachern nicht nur für Kinder. | |
Gleichzeitig ist die Debatte über ein Verbot der Knallerei auch in Berlin | |
laut wie nie. Eine Onlineumfrage des Instituts Civey für die | |
Funke-Mediengruppe ergab, dass knapp 60 Prozent der deutschlandweit | |
Befragten für ein generelles Böllerverbot in dicht besiedelten Umgebungen | |
sind, also etwa im Gebiet innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings. So groß sei | |
die Akzeptanz eines Verbots noch nie gewesen, sagt die grüne | |
Fraktionschefin Antje Kapek. Noch vor einigen Jahren habe ihre Partei für | |
die gleiche Forderung in Berlin einen Shitstorm bekommen. | |
Und eigentlich wollte Rot-Rot-Grün ein solches Verbot zumindest in einigen | |
Gebieten bereits für diesen Jahreswechsel umgesetzt haben. Doch die | |
Gespräche verliefen zäh. Es gab viele rechtliche und auch kulturelle | |
Bedenken in der Koalition: Böllern sei doch Kulturgut, so die Einstellung | |
bei zu vielen, hatte der Linkspartei-Abgeordnete Hakan Taş der taz [1][über | |
die Verhandlungen berichtet.] | |
Der aktuelle Entwurf, über den das Parlament im Januar beraten will, | |
enthält kein generelles oder zumindest partielles Verbot von Landesseite | |
aus; vielmehr sollen die Bezirke sich darum kümmern, in bestimmten Kiezen | |
Feuerwerk zu verhindern. Derweil soll das Land mit einer | |
Bundesratsinitiative das Sprengstoffgesetz versuchen zu ändern. | |
Kapek geht davon aus, dass ein Verbot in bestimmten Ecken an Silvester 2019 | |
umgesetzt sein wird. „Wir wollen den Rückenwind der aktuellen Debatte für | |
eine solche Regelung nutzen“, sagte sie am Freitag der taz. Schließlich | |
herrschten weiterhin in vielen Gegenden Berlins in der Silvesternacht | |
„bürgerkriegsähnliche Zustände“; Menschen, darunter viele Kinder und | |
Jugendliche, beschössen sich gegenseitig. | |
Dazu komme die „unfassbar hohe Umwelt- und Müllbelastung“ durch Feinstaub | |
und die Überreste der Knaller. Quasi als Entschädigung für ein Verbot soll | |
laut Kapek das Land künftig an mehreren Orten der Stadt „zentral | |
organisierte, schöne Feuerwerke“ abbrennen. Für diesen Jahreswechsel | |
appelliert sie an die Berliner, auf Knaller und Raketen möglichst zu | |
verzichten. | |
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigt sich offen für die Debatte. | |
Zwar mache ein stadtweites Böllerverbot keinen Sinn, „weil wir die | |
notwendigen Kontrollen gar nicht leisten könnten“, sagte GdP-Landeschef | |
Norbert Cioma. Punktuelle Einschränkungen wie am Brandenburger Tor – dort | |
darf in dem abgesperrten Bereich der jährlichen Großparty kein Feuerwerk | |
mitgeführt werden – hätten sich aber bewährt. „Vielleicht sollten wir | |
darüber nachdenken, das auf den gesamten Bereich innerhalb des S-Bahn-Rings | |
auszuweiten“, so Cioma. | |
Die Feuerwehr bereitet sich derweil auf den üblichen Großeinsatz vor. Mit | |
1.400 Leuten wolle man in der Nacht auf den 1. Januar im Einsatz sein, so | |
Landesbranddirektor Karsten Homrighausen. In einer regulären Nacht seien es | |
481. | |
28 Dec 2018 | |
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## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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