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# taz.de -- Berliner Szenen: Die 11. Phase der Gentrifizierung
> Eine Tasse Kaffee für 4 Euro? Das geht jetzt auch in Nordneukölln. Ein
> Besuch in The Barn, dem neuen Hipster Heaven in der Friedelstraße.
Bild: Es ist perfekt ausgeleuchtet, aber etwas kalt
Es gibt die [1][5 Phasen des Sterbens], die [2][8 Phasen des
Verkaufsgesprächs], die [3][12 Phasen bis zum Burn-out] – und die 15 Phasen
der Berliner Gentrifizierung. Die 11. dieser Phasen ist erreicht, wenn eine
Filiale von „The Barn“ aufmacht.
The Barn ist ein Pionier des [4][„Third Wave Coffee“-Trends] in Berlin.
2012 [5][gab es mal einigen Ärger], weil in einer Barn-Filiale in
Prenzlauer Berg keine Kinderwägen erwünscht waren. Nordneukölln hat seit
Kurzem auch einen Barn. Ein Caffè Latte kostet hier vier Euro. Sogar R. aus
dem Hipsterfriseurladen (7. Phase der Gentrifizierung) hasst den Laden.
Ich muss ihn unbedingt ausprobieren!
An der Decke hängt ein Mobile aus gelben Neonröhren, das den Raum
unwirklich perfekt ausleuchtet. Darunter steht ein runder Tisch, an dem
etwa ein Dutzend Menschen so sitzen können, als würden sie eine Séance
abhalten. Das Personal ist jung, schlank, international, und ich glaube, es
wurde geschult, auf eine ganz bestimmte leise, melodiöse Art zu sprechen.
Ich bestelle einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Dazu wird Wasser in
Minimilchflaschen gereicht.
Ich setze mich mit an den runden Tisch. Es sind fünf Macbooks geöffnet.
Eine Frau liest „Der Steppenwolf“. Der Mann neben mir hat zwei Moleskines
vor sich, in das eine schreibt er mit schöner Handschrift, ins andere
zeichnet er.
Ich lese in der ausliegenden New York Times über [6][Weihnachtsbäume] und
[7][Chinas Einfluss auf Hollywood], [8][twittere], arbeite ein wenig am
Macbook, schicke einem Freund ein Foto. „Bin in Hipster Heaven“ – „Das
sollen doch alle boykottieren, dachte ich.“ – „Wer sagt das?“ – „Di…
aus der Friedelstraße, die die ganzen anderen Läden haben.“ – „Haben mi…
nicht informiert über den Boykott.“
Der Kaffee schmeckt gut, aber nicht nach vier Euro. Der Kuchen ist recht
trocken. Die Musik ist elektronisch und ziemlich gut. Es ist etwas kalt,
aber ich fühle mich insgesamt wohl. Einige Tage später werde ich darauf
angesprochen, dass ich im The Barn saß. Man hat mich von draußen gesehen,
weil der Raum so perfekt ausgeleuchtet ist. Es ist mir etwas peinlich.
12 Dec 2018
## LINKS
[1] https://www.betanet.de/sterbephasen-nach-kuebler-ross.html
[2] https://www.sieck-consulting.de/blog/das-perfekte-verkaufsgespraech/
[3] https://www.asu-arbeitsmedizin.com/Archiv/ASU-Heftarchiv/article-623607-110…
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Dritte_Kaffeewelle
[5] https://www.tagesspiegel.de/berlin/cafe-in-prenzlauer-berg-kinderwagen-uner…
[6] https://www.nytimes.com/2018/11/26/business/energy-environment/fake-christm…
[7] https://www.nytimes.com/interactive/2018/11/18/world/asia/china-movies.html
[8] https://twitter.com/freelancepolice
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
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