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# taz.de -- Berliner Szenen: Ein Spaziergang durchs Hochland
> Eine PR-Einladung ins Lieblingsrestaurant? Da muss man doch zusagen. Und
> fühlt sich vor Ort ein wenig mulmig, was nicht Lila-Mais-Brioche liegt.
Bild: Algen, Anchovi, Forellenkaviar und noch mehr verrücktes Zeug
Peru ist Exportweltmeister von Spargel. Es gibt dort 35.000 Sorten Pisco,
allein acht spezielle Pisco-Traubensorten. Wussten Sie nicht? Ich auch
nicht, aber ich bekam eine PR-Einladung. Ein Abend mit peruanischer Küche
im Chicha. Umsonst essen in einem meiner Lieblingsrestaurants? Pisco Sour?!
Willenlos sagte ich zu.
Als ich einige Tage später im Chicha auflaufe, ist mir eher mulmig als
vorfreudig zumute. Solche Termine geraten gern etwas krampfig, und richtig
drüber schreiben kann ich eigentlich nichts, Restaurantkritiken macht die
taz nicht und der „Foodtrend Peru“ ist jetzt auch nicht mehr der frischste.
Ich komme mir ein wenig vor wie ein Betrüger.
Am Nachbartisch sitzen ultrahippe Rich Kids, sie sehen aus wie Influencer
aus L. A.. Im hinteren Teil des Restaurants sammeln sich irgendwelche
Businesskasper für eine Weihnachtsfeier, sie sehen aus wie ein
Betriebsausflug der Jungen Union Gütersloh. Wir Journalistinnen sind eine
kleine Runde, außer mir nur Frauen, dazu der peruanische Handelsattaché,
der seinen Gastgeber-und-Umgarner-Job extrem gut macht.
Ich lerne die üblichen Peru-Basics (Einfluss japanischer Küche,
Küste/Anden/Amazonas, 4.000 Kartoffelsorten, yada yada yada), aber auch
viel neues Zeug: Das Weihnachtsessen in Peru besteht aus Truthahn,
„arabischem“ Reis (mit Mandeln und Rosinen), Apfelmus und zum Nachtisch
Pannetone.
Das Essen ist crazy. Bisher kannte ich aus dem Chicha nur Ceviche, rohen
Fisch in Chili-Zitronensaft-Sud. Heute gibt es Dinge wie Jakobsmuschel mit
Quinoa-Popcorn, Maca-Farofa mit Krustentierhollandaise oder
Lila-Mais-Brioche und Marmelade von gelber Chili. Der Chefkoch erklärt
jeden Gang persönlich am Tisch, mit teils etwas gewollten Herleitungen
(„ein Spaziergang durchs Hochland“). Nach vier Stunden hat er uns satt und
zufrieden gemacht.
18 Dec 2018
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
peruanische Küche
Berliner Szenen
Restaurant
Kolumne Berliner Szenen
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Kaffee
Berliner Szenen
PR-Agenturen
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