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# taz.de -- Berliner Szenen: Ende, Rinderlende
> Wie ein Ufo war das 35-Euro-Steakrestaurant im Reuterkiez gelandet. Jetzt
> ist es weg und ich bin stolz auf Neukölln. Weil es Stil bewiesen hat.
Bild: Nach 15 Monaten war der Spuk vorbei
Die Fenster sind von innen mit grauen Papierbahnen verhängt, nichts weist
auf Urlaub oder Umbau hin. Es ist wirklich wahr: Das „Filetstück“ hat
zugemacht.
Vor knapp zwei Jahren kam es über Nordneukölln wie ein fleischiger Reiter
der Gentrikalypse: Im Eckhaus Sander-/Friedelstraße kündigten Schilder an,
dass hier bald das „Filetstück Kreuzkölln“ aufmachen würde, die dritte
Filiale des Steakrestaurants nach Prenzlauer Berg und Wilmersdorf.
Am nächsten Tag hatte jemand „Nur Opfer sagen“ über „Kreuzkölln“
geschrieben. Das wurde zwar weggewischt, der Name der Filiale war letztlich
dennoch „Filetstück Pigalle“, in Erinnerung an den Puff, der in dem Haus
vor vielen Jahren mal war. Seitdem konnte man hier also
35-Euro-Dry-aged-Steaks unter Kronleuchterkopien essen. Jetzt nicht mehr.
Ich freue mich wie ein Kind und bin stolz auf meinen Kiez. Nicht, weil wir
jetzt die Gentrifizierung besiegt hätten. Denn natürlich wohnen hier längst
genug Leute mit Geld und Lust auf Gut-Essen-Gehen. Nordneukölln hat diverse
gut laufende höherklassige Restaurants: Chicha, Eins44, Txokoa, Industry
Standard, bis vor Kurzem noch das Nansen. Aber alle passen hierher, geben
einem im besten Fall so ein „Wuuh, junger aufregender Stadtteil“-Feeling.
Das Filetstück war wie ein Ufo, vom ersten Tag an. Die Einrichtung, die
Attitüde, die mit Empfehlungsaufklebern aus Restaurantbeilagen und
Internetportalen zugekleisterten Fenster. Es gab einen teuren Mittagstisch,
wo es keine teuren Arbeitsplätze gibt – und am Sonntag, wo viele Leute im
Viertel abends essen gehen, war Ruhetag.
Und deswegen freue ich mich jetzt. Darüber, dass miese, uninspirierte
Konzepte abkacken und nicht jeder Luxusshit aus dem Baukasten einfach in
jede Gegend gesetzt werden kann. Neukölln hat Stil bewiesen. Danke.
19 Jul 2017
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
Berliner Szenen
Gentrifizierung
Neukölln
Gastronomie
Kaffee
Treptower Park
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McDonald's
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