# taz.de -- Miniserie „Labaule & Erben“ im SWR: Verleger wider Willen | |
> In der von Harald Schmidt erdachten Miniserie „Labaule & Erben“ muss der | |
> Sohn die Zeitungsdynastie retten. Die Serie hätte ein großes Publikum | |
> verdient. | |
Bild: Minimal begeistert von seiner neuen Aufgabe als Verleger: Wolfram Labaule… | |
Wolfram Labaule, gespielt von Uwe Ochsenknecht, will eigentlich nicht. | |
Obwohl, das eigentlich kann man eigentlich auch streichen: Er will zunächst | |
gar nicht. Aber er muss. Der Mittfünfziger, treusorgender Familienvater und | |
Schöngeist, soll nach dem überraschenden Tod seines Vaters die Leitung | |
eines traditionsreichen Zeitungsimperiums antreten. Überhaupt nicht | |
vorbereitet auf diese Aufgabe und eh widerwillig, wird er auch noch | |
behindert von der eigenen, intriganten Mutter (Fassbinder-Star Irm | |
Herrmann), die das Unternehmen verkaufen möchte. | |
Diese „fiktive“ (so wird es betont) Geschichte um eine Verleger-Dynastie im | |
Südwesten Deutschlands ist der Rahmen von „Laubaule & Erben“, der | |
schwarzhumorigen Miniserie des Südwestrundfunks (SWR), die ab diesem | |
Donnerstag in der ARD-Mediathek steht. Doch ist die Geschichte wirklich so | |
rein „fiktiv“ wie es die Macher behaupten? Anknüpfungspunkte an reale, | |
bekannte Verlegerfamilien, etwa Burda, Springer oder Holtzbrinck, finden | |
sich haufenweise. | |
Allein schon das Äußere der Labaule-Mutter oder die Darstellung des leicht | |
durchgeknallten Enkels, eines Möchtegern-Start-uppers, der im Verlag die | |
trimedialen Zeiten einläuten will, kommen irgendwie bekannt vor. Gab es da | |
nicht einmal einen legendären Zeitungspatriarchen, dessen Sohn sich, sagen | |
wir mal, etwas ungeschickt angestellt hatte und daraufhin zum Gespött der | |
Medienbranche wurde? Richtig. Alfred Neven Dumont. | |
Harald Schmidt, der die Idee für die Serie lieferte, kann sich noch gut | |
daran erinnern, als er in Köln in einem Café saß, vor dem eine Limousine | |
hielt, aus der der renommierte Verleger stieg und sich zu ihm setzte: „Wir | |
haben uns unterhalten, und er erzählte mir von dem Ärger mit seinem Sohn.“ | |
Das war für Schmidt ein Moment der Eingebung: „Verleger sind die letzten | |
großen Dynastien. Aber mir ging es darum, eine Familiengeschichte zu | |
erzählen, so eine Art ‚Das Erbe der Guldenburgs‘ mit Internet, denn | |
Hintergründe zu Medien interessieren das Publikum in der Regel nicht.“ | |
## „Ungewöhnliche, schräge Geschichte“ | |
Der Entertainer skizzierte auf 13 Seiten die Story und die Figuren, etwa | |
Redaktionsurgestein und Alt-68er Charlie (Felix von Manteuffel) oder den | |
irrwitzigen Theaterimpresario Heiner Castro (Bernd Stegemann). Auch hier | |
ließ sich Schmidt von eigenen Erfahrungen inspirieren: „Als ich mit | |
Regisseur Michael Gwisdek ‚Traumschiff‘ gedreht habe, hat er mir die | |
komplette DDR-Theatergeschichte erzählt. Da sind Sätze gefallen, die kann | |
man sich nicht selbst ausdenken.“ Und das merkt man auch. | |
Für die Feinarbeit sorgte dann das bei TV-Machern zurzeit gefragte | |
Autorentrio „HaRiBo“ (Richard Kropf, Bob Konrad und Hanno Hackfort), das | |
bereits für „4 Blocks“ zum Einsatz kam. Verstärkung erhielten sie bei ihr… | |
Arbeit von Elena Senft und Anneke Janssen. Und Regisseur Boris Kunz zeigte | |
schon mit „Hindafing“, dass er Comedy Noir inszenieren kann. | |
Dass die Geschichte nie in eine Posse um einen trotteligen Verlagserben | |
abdriftet, ist besonders Uwe Ochsenknecht zu verdanken. In einer | |
Gratwanderung stellt er einen gutmütigen, introvertierten Menschen dar, auf | |
dem alle herumtrampeln, und der trotzdem nicht als Idiot, sondern als | |
tragikomische Figur erscheint. „Das war die Herausforderung“, sagt | |
Ochsenknecht und freut sich zugleich über die „ungewöhnliche, schräge | |
Geschichte“, in der er und seine Kollegen, darunter auch Inka Friedrich und | |
August Zirner, ihre Spielfreude ausleben konnten: „Die Rolle sticht aus dem | |
heraus, was ich die letzten Jahre gemacht habe, das hier ist ähnlich wie | |
die Satire ‚Schtonk!‘“ | |
Dass der Start von „Labaule & Erben“ online stattfindet – und zwar weit v… | |
der Ausstrahlung im linearen Programm – soll auch die Aufmerksamkeit auf | |
die neu überarbeitete ARD Mediathek lenken, wo die sechs | |
dreiviertelstündigen Folgen abrufbar sind, wie Michael Souvignier, der an | |
der Produktion beteiligt war, sagt. Aber bekommt das überhaupt jemand mit? | |
Diese Frage stellt sich allerdings nicht nur für den Onlineabruf sondern | |
auch für die Premiere der Fünf-Millionen-Euro-Produktion im klassischen | |
Fernsehen am 10. Januar, einem Donnerstag, um 22 Uhr im Regionalsender SWR. | |
Die Serie hätte ein großes Publikum verdient. | |
27 Dec 2018 | |
## AUTOREN | |
Wilfried Urbe | |
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