# taz.de -- Funkzellenabfrage in Berlin: Ein klein wenig mehr Transparenz | |
> Der Senat hat ein System entwickelt, um besser über Funkzellenabfragen zu | |
> informieren. Allzuviele dürfte das nicht erreichen. Wochenkommentar II | |
Bild: Daten abgefischt? Die Betroffenen merken das bisher nicht | |
Jede Funkzellenabfrage ist ein Eingriff in die Grundrechte der Bürger. In | |
einem bestimmten Gebiet, zu einer bestimmten Zeit protokollieren staatliche | |
Ermittler jeden Anruf, jede Nachricht, jede Verbindung ins Internet. In | |
Berlin passiert das etwa 500-mal im Jahr, dabei werden 60 Millionen Daten | |
gespeichert. Die BürgerInnen bekommen davon nichts mit, oft noch nicht mal, | |
wenn sie ins Visier der Ermittler geraten. Dafür reicht es schon, wenn ihre | |
Nummer noch bei einer anderen Funkzellenabfrage aufgetaucht ist. So leicht | |
wird man zum potenziellen Serientäter. | |
Der Staat ist verpflichtet, die BürgerInnen über diesen Eingriff in die | |
informationelle Selbstbestimmung zu informieren, zumindest im Nachhinein, | |
wenn die dazugehörigen Ermittlungsverfahren abgeschlossen sind. Kein | |
Bundesland hat sich bisher daran gehalten. Die Begründung: Um die Besitzer | |
der betroffenen Handynummern zu informieren, müssten sie ausfindig gemacht | |
werden. Dies würde den Grundrechteeingriff vertiefen. Weil Handynummern | |
nach drei Monaten neu vergeben werden können, könnte bei einer pauschalen | |
Nachricht an alle gespeicherten Nummern nicht sichergestellt werden, die | |
richtigen Halter zu informieren. | |
Diese Woche hat Berlin eine Lösung präsentiert: das | |
Funkzellenabfrage-Transparenz-System. Alle Interessierten können sich | |
anonym unter fts.berlin.de anmelden und werden dann künftig darüber | |
informiert, wenn ihre Handynummer bei einer Funkzellenabfrage registriert | |
wurde. Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) sprach vom „Neuland für | |
Bürgerrechte“. Immerhin: Berlin zeigt, dass es bereit ist, seine | |
gesetzlichen Verpflichtungen einzuhalten. Und ist dabei wenigstens einmal | |
Vorreiter statt Bummelletzter. | |
Dirk Behrendt selbst rechnet mit einer niedrigen fünfstelligen Zahl von | |
Personen, die sich registrieren lassen. Das ist wenig, zumal die Anmeldung | |
alle drei Monate bestätigt werden muss. Die meisten BürgerInnen werden | |
weiterhin nicht davon erfahren, dass ihre Daten gespeichert wurden. Den | |
verbliebenen an Bürgerrechten Interessierten bietet sich dennoch eine | |
Chance. Wann immer sie gespeichert wurden, können sie widersprechen. Die | |
Folge wäre eine größere und kritischere Öffentlichkeit für eine | |
Ermittlungsmethode, deren Sinn und Zweck längst nicht nachgewiesen ist. | |
17 Nov 2018 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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