| # taz.de -- Eigener Haushalt für die Eurozone: Eurobudget wird abmoderiert | |
| > Deutsch-französisches Projekt stößt auf Widerstand der Konservativen in | |
| > Den Haag, Rom, Wien und Berlin. Der vorgelegte Entwurf bleibt vage. | |
| Bild: Die beiden sind sich einig, aber viele andere sind gegen Merkels und Macr… | |
| Brüssel taz | Deutschland und Frankreich haben sich auf die Grundzüge eines | |
| neuartigen Haushalts für die Eurozone geeinigt. Doch gleich bei der ersten | |
| Debatte der Finanzminister in Brüssel gab es am Montag Gegenwind für das | |
| Projekt, das Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron im vergangenen Jahr | |
| angestoßen hatte. Vor allem Konservative lehnten den Schritt zu einer | |
| engeren Verzahnung Europas ab. | |
| „Der Bedarf für ein solches Budget ist weniger als überzeugend“, sagte der | |
| niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra von der | |
| christlich-demokratischen CDA. „Wenn es nicht im Interesse der Niederländer | |
| ist, dann sind wir draußen.“ Auch sein österreichischer Amtskollege Hartwig | |
| Löger von der konservativen ÖVP hat Vorbehalte: Der Plan sei ein „Papier, | |
| das uns noch nicht alles sagt“. „Falls der Vorschlag – wie es derzeit | |
| scheint – Italien schadet, wird er nie unsere Unterstützung finden“, sagte | |
| Italiens Vize-Regierungschef Matteo Salvini von der rechtspopulistischen | |
| Lega Nord. Aus Deutschland kam Kritik vom einflussreichen | |
| CDU-Wirtschaftsrat: „Vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden | |
| Haushaltsstreits mit Italien“ sei der „Vorschlag für ein Eurozonen-Budget | |
| das falsche Signal zur falschen Zeit“. | |
| Tatsächlich ist der Entwurf, den Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und | |
| sein französischer Amtskollege Bruno Le Maire am Freitag publik gemacht | |
| hatten, überaus vage. Er enthält keine Angaben zur Höhe des geplanten | |
| Budgets und auch keine Finanzierung. Damit fällt er weit hinter die | |
| ursprüngliche Idee von Macron zurück. | |
| Im September 2017 hatte der französische Präsident einen eigenständigen | |
| Haushalt vorgeschlagen, der mehrere Prozentpunkte der Wirtschaftsleistung | |
| umfassen sollte – also mindestens einen hohen zweistelligen | |
| Milliardenbetrag. Das Budget solle Investitionen fördern und zur | |
| Stabilisierung beitragen, so Macron. | |
| Davon findet sich fast nichts im deutsch-französischen Kompromisspapier | |
| wieder. Das Budget soll nun nicht mehr eigenständig sein, sondern in den | |
| regulären EU-Haushalt integriert werden. Genau das hatte | |
| EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger (CDU) vor einem Jahr vorgeschlagen. | |
| Er wollte dafür 20 Milliarden Euro lockermachen – für den Fall einer Krise | |
| wenig. | |
| Zudem sind die Beratungen über Oettingers Entwurf, der sich auf die Zeit | |
| nach 2021 bezieht, ins Stocken geraten. In Brüssel geht man davon aus, dass | |
| es vor der Europawahl im Mai 2019 keine Einigung mehr geben wird. So lange | |
| muss dann auch das Eurobudget warten, wenn es tatsächlich im nächsten | |
| Finanzrahmen der EU verankert werden soll. | |
| Ein weiteres Problem ist, dass Finanzhilfen im geplanten Eurobudget an die | |
| Einhaltung der Stabilitätsregeln gebunden sind. In der Praxis bedeutet das, | |
| dass derzeit weder Italien noch Frankreich Geld erhalten könnten – denn | |
| deren Schulden sind zu hoch. Selbst Deutschland hätte Mühe, da der | |
| Schuldenstand leicht über der erlaubten EU-Schwelle von 60 Prozent liegt. | |
| Der Entwurf könne „ein Durchbruch“ sein, sagte Eurogruppen-Chef Mario | |
| Centeno trotz aller Kritik. Beim EU-Gipfel im Dezember sollten die Staats- | |
| und Regierungschefs ein großes Reformpaket beraten, um Europa künftig | |
| besser vor Krisen zu wappnen. Ob die deutsch-französischen Plänen den | |
| Gipfel überstehen, scheint fraglich. | |
| 19 Nov 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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