| # taz.de -- Donald Trump im Midterm-Wahlkampf: Doppelt gegen Migration | |
| > Trump will zur Änderung des Staatsbürgerschaftsrechts zur Not bis vors | |
| > Oberste Gericht ziehen. Zudem sollen mehr Soldaten an die mexikanische | |
| > Grenze. | |
| Bild: Macht Stimmung gegen Migranten: Donald Trump | |
| Washington afp/dpa | US-Präsident Donald Trump will für die von ihm | |
| geplante Einschränkung des Staatsbürgerschaftsrechts notfalls bis vor das | |
| Oberste Gericht gehen. „Der Fall wird vom Supreme Court der Vereinigten | |
| Staaten entschieden werden“, schrieb der US-Präsident [1][am Mittwoch auf | |
| Twitter]. Trump will erreichen, dass künftig nicht mehr jedes auf dem Boden | |
| der USA geborene Kind automatisch die US-Staatsbürgerschaft erhalten soll. | |
| Kinder von Ausländern, die sich unrechtmäßig in den USA aufhalten, sollen | |
| davon ausgeschlossen werden. | |
| „Das sogenannte Geburtsrecht, das unser Land Milliarden von Dollar kostet | |
| und sehr unfair für unsere Bürger ist, wird so oder so beendet“, twitterte | |
| Trump. Am Dienstag hatte er angekündigt, sein Vorhaben per Dekret umsetzen | |
| zu wollen. Viele Juristen bezweifeln allerdings, dass Trump das seit rund | |
| 150 Jahren in einem Verfassungszusatz festgeschriebene Recht einfach per | |
| Dekret aufheben kann. | |
| Bislang haben alle auf US-Boden geborenen Kinder Anspruch auf die | |
| Staatsbürgerschaft – unabhängig vom Aufenthaltsstatus ihrer Eltern. Das | |
| Geburtsrecht ist im 14. Zusatz zur US-Verfassung von 1867 festgelegt. Darin | |
| heißt es: „Alle Personen, die in den Vereinigten Staaten geboren oder | |
| eingebürgert sind und deren Gesetzeshoheit unterstehen, sind Bürger der | |
| Vereinigten Staaten (…).“ | |
| Verfassungsänderungen müssen normalerweise in einem komplizierten Verfahren | |
| von einer Mehrheit im Kongress sowie drei Viertel der Bundesstaaten | |
| gebilligt werden. Deshalb halten viele US-Experten Trumps Vorstoß für | |
| aussichtslos. | |
| ## Stimmungsmache im Wahlkampf | |
| Der Präsident führt jedoch ins Feld, dass eine Verfassungsänderung gar | |
| nicht notwendig sei. Er will vielmehr per Exekutivanweisung eine neue | |
| Auslegung des Verfassungszusatzes durchsetzen. Trump argumentiert, dass | |
| Einwanderer nicht der Gesetzeshoheit unterstehen können, wenn sie sich ohne | |
| Aufenthaltsgenehmigung im Land aufhalten. | |
| Trump will vor allem die illegale Einwanderung aus Lateinamerika beenden | |
| und dazu eine Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten. Derzeit sind | |
| tausende Migranten aus lateinamerikanischen Staaten [2][auf dem Weg in | |
| Richtung USA]. Der US-Präsident macht in seinem Wahlkampf weiter gegen sie | |
| Stimmung. | |
| Er kündigte am Mittwoch an, dass zwischen 10.000 und 15.000 Soldaten an der | |
| südlichen US-Grenze stationiert werden könnten. Niemand werde ins Land | |
| gelassen, drohte der Republikaner. „Wir erlauben den Leuten nicht, | |
| hereinzukommen.“ Die Darstellung, er betreibe Panikmache mit dem Thema, | |
| wies er zurück. | |
| Derzeit sind Tausende Menschen aus Mittelamerika in mehreren Gruppen auf | |
| dem Weg durch Mexiko in Richtung der US-Grenze. Die Menschen fliehen vor | |
| der Gewalt durch Jugendbanden und der schlechten wirtschaftlichen Lage in | |
| der Region. Trump will die Migranten an der Einreise in die USA hindern und | |
| hat deswegen das Pentagon beauftragt, das Militär an die Grenze zu | |
| schicken. | |
| ## „Bedrohung für die nationale Sicherheit“ | |
| Bis zum Ende der Woche sollen 5.200 Soldaten dorthin entsandt werden. Sie | |
| sollen den Grenzschutz vor allem bei logistischen Aufgaben unterstützen, | |
| sind aber bewaffnet. An der Grenze sind bereits 2.100 Mitglieder der | |
| Nationalgarde im Einsatz, dem Reserveverband des Militärs. | |
| Trump macht mit den Migranten massiv Wahlkampf für die Kongresswahlen am | |
| kommenden Dienstag. Er bedient sich dabei einer aufwieglerischen Rhetorik | |
| und überzeichnet die Lage stark. Er stellt die Menschen als Bedrohung für | |
| die nationale Sicherheit der USA dar, liefert dafür aber keine konkreten | |
| Belege. Auf die Frage von Journalisten, ob er gezielt Panikmache betreibe, | |
| sagte er: „Nein, ich betreibe keine Panikmache. Einwanderung ist ein | |
| wichtiges Thema.“ | |
| Es gilt als unwahrscheinlich, dass die Migranten die Grenze vor den | |
| Kongresswahlen am 6. November erreichen. Die erste Gruppe, die aus | |
| geschätzt 3.500 bis 5.000 Menschen besteht, ist derzeit rund 3.500 | |
| Kilometer davon entfernt. Die sogenannte Migranten-Karawane machte am | |
| Mittwoch einen Tag Rast in Juchitán im Bundesstaat Oaxaca. | |
| Dort warteten die Menschen auf ein Hilfsangebot der mexikanischen | |
| Regierung, um in die rund 650 Kilometer entfernte Hauptstadt Mexiko-Stadt | |
| zu kommen. Eine zweite große Gruppe aus bis zu 2.000 Migranten befand sich | |
| im südlichen Bundesstaat Chiapas. Sie folgt derselben Route in den Norden. | |
| ## Politischer Trick? | |
| US-Verteidigungsminister James Mattis verwahrte sich gegen die Darstellung, | |
| es handele sich bei der Entsendung der Soldaten um einen politischen Trick. | |
| Die Unterstützung gehe auf eine Anfrage der Grenzschutzbehörde zurück, | |
| sagte er auf die Frage eines Journalisten. In seinem Ministerium gebe es | |
| keine Tricks. | |
| Es blieb unklar, ob Trump die Ankündigung, möglicherweise zwischen 10.000 | |
| und 15.000 Soldaten an die Grenze zu schicken, mit dem Pentagon abgestimmt | |
| hatte. Über die Zahl der Soldaten herrschte schon in den vergangenen Tagen | |
| Verwirrung. Am Montag hatten Vertreter des Militärs angekündigt, dass bis | |
| zum Ende der Woche 5.200 Soldaten entsandt werden sollen. | |
| Am Dienstag erklärte der für den Einsatz zuständige Kommandeur des Northern | |
| Command (Northcom), General Terrence O'Shaughnessy, dass die Zahl nicht die | |
| Obergrenze sei. Eine Darstellung, wonach die Zahl bis zu 14.000 umfassen | |
| könnte, wies er aber zurück. Keine 24 Stunden später widersprach Trump | |
| dieser Aussage mit seiner Ankündigung. | |
| Sollte das Pentagon tatsächlich bis zu 15.000 Soldaten an die Grenze | |
| schicken, wären das nach offiziellen Zahlen des Ministeriums mehr, als die | |
| USA derzeit in Afghanistan im Einsatz haben. Dort befinden sich etwa 14.000 | |
| US-Soldaten. Im Irak sind es etwa 5.200, in Syrien 2.000. | |
| 1 Nov 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1057637708296794114 | |
| [2] /Honduraner-auf-dem-Weg-in-die-USA/!5539640 | |
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