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# taz.de -- Kommentar Erhöhung des Pflegebeitrags: Jeder kann zum Pflegefall w…
> Rund fünf Euro mehr müssen Arbeitnehmer zusätzlich in die
> Pflegeversicherung zahlen. Wem das zuviel ist, sollte sich fragen, wie er
> später leben will.
Bild: Alt werden wollen alle, für die eigene Pflege vorsorgen aber nicht
Eine Schachtel Zigaretten kostet im Durchschnitt 6 Euro. Manche Menschen
kaufen jeden dritten Tag eine neue – oder öfter. Macht im Monat mindestens
60 Euro, die die meisten Raucher*innen gern ausgeben.
Das nur mal so zum Vergleich. Denn die Emotionen kochen vielerorts hoch,
weil zu Beginn des kommenden Jahres der Beitrag zur [1][Pflegeversicherung]
um 0,5 Prozentpunkte steigt. Die Kritik an dem Kabinettsbeschluss von
Mittwoch lautet in etwa so: Schon wieder eine ungerechte Erhöhung! Die
Verbesserung der Pflege darf nicht zulasten der Betroffenen gehen!
Rechnen wir es mal durch: Bei einem Bruttomonatseinkommen von 2.000 Euro
müssen Arbeitnehmer*innen ab Januar jeden Monat 5 Euro mehr in die
Pflegekasse zahlen. Weitere 5 Euro übernehmen die Arbeitgeber*innen. 5
Euro! Gleichzeitig soll Pflege – so zumindest stellen sich das viele vor,
und so wäre es wünschenswert – funktionieren wie ein Sanatorium mit
Rundumvollverpflegung. So ist es aber nicht. Und so wird es auch nie sein.
Dazu ist das Pflegedilemma zu groß: Immer mehr Menschen, die intensive
Betreuung benötigen, und zu wenige Menschen, die diese leisten. Und die
obendrein dafür viel zu schlecht bezahlt werden.
## Wer jetzt klagt, kann schon bald selbst Pflegefall sein
Gute Pflege gibt es nicht nur nicht umsonst, gute Pflege kostet. Ebenso die
Ausbildung von dringend benötigtem Pflegenachwuchs. Von einer besseren
Bezahlung des Pflegepersonals gar nicht zu reden. Man muss kein Freund von
Gesundheitsminister Jens Spahn sein, um dem Vorstoß des CDU-Mannes etwas
abzugewinnen. Man braucht nur ein wenig Realismus. Und wer in der Familie
selbst Pflegefälle hat, kennt die Misere und ist dankbar für jede
Verbesserung. Dafür gibt man gern 5 Euro mehr im Monat.
Um es weiter zuzuspitzen: Die meisten der heutigen Arbeitnehmer*innen, die
sich jetzt über die (geringen) Mehrausgaben beklagen, könnten in einigen
Jahren und Jahrzehnten selbst ein Pflegefall sein. Wie wollen sie dann
leben? Von wem betreut werden? Welche Therapien in Anspruch nehmen? Und
sich dann bitte auch fragen: Wer bezahlt das alles für mich?
11 Oct 2018
## LINKS
[1] /Kommentar-Altenpflege-in-Deutschland/!5514147
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Rauchen
Pflege
Demografischer Wandel
Alten- und Pflegeheime
Pflege
Bundesministerium für Gesundheit
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