| # taz.de -- Trump in der UNO zur Drogenpolitik: Der allerletzte Experte | |
| > Während Fachleute schon längst die Frage beschäftigt, wie genau man | |
| > Drogen freigibt, hält US-Präsident Trump eine steinzeitliche Rede zum | |
| > Thema. | |
| Bild: Todesstrafe für Dealer? Warum nicht, meint US-Präsident Donald Trump | |
| Größer hätte der Kontrast an diesem Montag nicht sein können. In New York | |
| trafen sich vor der UN-Generalversammlung rund 130 hochrangige Staats- und | |
| RegierungsvertreterInnen mit US-Präsident Donald Trump. Der hatte einen | |
| „globalen Handlungsaufruf zum Weltdrogenproblem“ gestartet, hatte seine | |
| eigene Regierung ein [1][Positionspapier] verfassen lassen – und wer das | |
| mit unterzeichnete, wurde eingeladen und durfte mit aufs Foto. Korrekturen | |
| oder auch nur eine Debatte des kurzen, eine Seite umfassenden Textes waren | |
| nicht vorgesehen. Der Inhalt in Kürze: Wir unterstützen und bekräftigen die | |
| Ziele und Methoden der bestehenden Anti-Drogenpolitik und wollen sie | |
| intensivieren. Trump schloss seine [2][kurze Ansprache] mit der Hoffnung, | |
| „unseren Kindern eine drogenfreie Zukunft zu hinterlassen.“ Applaus. | |
| Ganz anders gleichzeitig in Mexiko-Stadt. Dort stellte die „Globale | |
| Kommission zur Drogenpolitik“ ihren [3][Bericht 2018] vor. „Einige Länder | |
| hängen immer noch der Illusion nach, eine drogenfreie Gesellschaft | |
| erreichen zu können,“ heißt es in diesem Bericht schon im Vorwort. Die | |
| Kommission, der etliche Ex-PräsidentInnen aus aller Welt angehören, war | |
| 2011 ins Leben gerufen worden und zwar aus der Erkenntnis, dass der seit | |
| nunmehr sechs Jahrzehnten verfolgte Ansatz restlos gescheitert ist. Weder | |
| Angebot an noch Nachfrage von Drogen sei gesenkt worden, dafür habe die | |
| Prohibition dem organisierten Verbrechen zu unglaublichem Reichtum | |
| verholfen und bringe gleichzeitig die rund 250 Millionen Menschen weltweit, | |
| die illegalisierte Drogen konsumieren, in permanente Gefahr. | |
| Tatsächlich ist die Diskrepanz zwischen dem, was Drogenexperten weltweit | |
| seit Jahren diskutieren und dem, was weltweite Regierungspolitik bleibt, in | |
| den letzten Jahren stetig gewachsen. Mit dem Titel „Regulierung. Die | |
| verantwortungsbewusste Drogenkontrolle“ fasst der Bericht bereits zusammen, | |
| was schon seit Jahren Debattenstand ist, aber von der Politik bislang nur | |
| in wenigen Ausnahmefällen zur Kenntnis genommen oder gar umgesetzt wird. Im | |
| Kern: Es wird niemals gelingen, die Nachfrage nach Drogen – und zwar Drogen | |
| jeder Art – abzustellen. | |
| Insofern gibt es einen Markt, und es kann in niemandes Interesse sein, den | |
| komplett von kriminellen Organisationen steuern zu lassen. Genau das ist | |
| aber derzeit der Fall, deshalb braucht es ein radikales Umdenken – und eben | |
| staatliche Regulierung der Produktion, des Handels, des Vertriebs. | |
| Inklusive Qualitätskontrollen und Verbraucherschutz. Und nicht nur von | |
| Cannabis, sondern von allen Drogen. | |
| Für die Experten ist das, was nun gerade wieder unter Trumps Ägide in New | |
| York bekräftigt wurde, der „ideologiegetriebene und letztlich | |
| kontraproduktive Versuch, eine ‚drogenfreie Welt‘ zu erschaffen“. Für die | |
| Kommission und die allermeisten Experten stellt sich überhaupt nicht mehr | |
| die Frage, ob der Prohibitionsansatz abgeschafft und durch Regierung | |
| ersetzt gehört – die Frage ist: Wie genau macht man das und vor allem: Wie | |
| schafft man endlich politische Mehrheiten? Derweil werden schon bestehende, | |
| in den letzten Jahren gemachte Vorstöße einzelner Länder zur Kenntnis | |
| genommen und ausgewertet. Beispiel Uruguay, wo der Staat seit Anfang 2017 | |
| Cannabis produziert, kontrolliert und über Apotheken abgibt. | |
| Trump will den umgekehrten Weg gehen. Er denkt über die Anwendung der | |
| [4][Todesstrafe für Dealer] nach, lässt seinen Justizminister – über den er | |
| sonst schimpft – Schritte gegen die Cannabislegalisierung auf | |
| Bundesstaatsebene prüfen und [5][bewundert den phillippinischen Präsidenten | |
| Rodrigo Duterte], der lautstark zum Mord an Drogenkonsumenten aufruft. | |
| So kritisiert das drogenpolitische Bündnis Drug Policy Alliance Trumps | |
| Gipfel vom Montag auch deutlich: „Präsident Trump ist der allerletzte, der | |
| die globale Debatte über Drogenpolitik bestimmen sollte.“ | |
| 25 Sep 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://usun.state.gov/remarks/8629 | |
| [2] https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/remarks-president-trump-glo… | |
| [3] http://www.globalcommissionondrugs.org/reports/regulation-the-responsible-c… | |
| [4] /Kampf-gegen-Drogen-in-den-USA/!5489601 | |
| [5] /Staatstreffen-auf-den-Philippinen/!5459478 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernd Pickert | |
| ## TAGS | |
| Drogen | |
| Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
| Donald Trump | |
| Drogenpolitik | |
| Mexiko | |
| Cannabis | |
| Hassan Rohani | |
| Donald Trump | |
| Mexiko | |
| Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
| USA | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Mexiko und der „Drogenkrieg“: 150.000 Opfer und ein „weiter so“ | |
| Die USA halten daran fest, ihr eigenes Drogenproblem durch ein | |
| militärisches Vorgehen in Mexiko lösen zu wollen. Die Folgen sind fatal. | |
| Cannabis-Freigabe in anderen Ländern: Durcheinander und Stillstand | |
| Auch in den USA ist Cannabis in immer mehr Bundesstaaten legal. In | |
| Deutschland hingegen tut sich nichts. | |
| Iran bei UN-Generalversammlung: Ruhani wirft USA Umsturzversuch vor | |
| Irans Präsident Ruhani wirft der USA vor, die Sanktionen gegen den Iran | |
| zerstörten den Handel. Er reagiert damit auf Trump. Der hatte den Iran | |
| zuvor scharf kritisiert. | |
| Trump vor der UN-Generalversammlung: Plädoyer für Alleingänge | |
| Der US-Präsident hat sich vor der Generalversammlung für das Durchsetzen | |
| nationaler Interessen ausgesprochen – und dem UN-Generalsekretär | |
| widersprochen. | |
| Drogenhandel zwischen Mexiko und USA: Das Geschäft läuft | |
| In Ciudad Juárez rekrutieren Kartelle Minderjährige, um Drogen in die USA | |
| zu schleusen. Jenen ist das Risiko oft nicht bewusst. | |
| Kommentar Trumps Plan gegen Drogen: Geschwafel von Law and Order | |
| Die guten Ansätze in Trumps Anti-Drogen-Programm sind nicht finanziert. Die | |
| anderen Teile sind nicht nur unsinnig, sondern auch gefährlich. | |
| Kampf gegen Drogen in den USA: Trump will die Todesstrafe für Dealer | |
| Nach 42.000 Drogentoten 2016 will der US-Präsident hart gegen den um sich | |
| greifenden Opiatmissbrauch vorgehen. |