# taz.de -- Schlechte Umfragen für Berlins SPD: Koalition aus dem Gleichgewicht | |
> Umfragen sehen die SPD als nur noch als Juniorpartner, Grüne und Linke | |
> legen zu. Das sorgt für Spannungen, könnte aber mittelfristig die Lösung | |
> sein. | |
Bild: Hertha spielt super und siegt: Was kann Michael Müller von dem Bundeslig… | |
Koalitionen aus drei Parteien sind fragile Gebilde. Erst recht, wenn die | |
Hierarchie untereinander unklar ist, zum Beispiel weil alle drei gleich | |
stark (oder schwach) sind oder ein Partner einbricht. In Berlin ist beides | |
der Fall. Die SPD, bei der Wahl im September 2016 noch stärkste Kraft, ist | |
laut Umfragen von ihren damals 21,6 Prozent auf 16 bis 17 Prozent | |
abgerutscht, somit nur noch viertstärkste Partei und in der Koalition zu | |
einer Art informellem Juniorpartner geschrumpft. Laut der am Montag von | |
Forsa und Berliner Zeitung veröffentlichten jüngsten Erhebung stabilisieren | |
sich derweil die Linkspartei bei 22 Prozent und die Grünen bei 18 Prozent. | |
Das institutionelle Machtgefüge, also etwa die Zahl der Senatoren, spiegelt | |
natürlich noch das Wahlergebnis von 2016 wider. Deswegen rumort es sowohl | |
in der SPD wie der Linkspartei. Erstere, unter Partei- und Regierungschef | |
Michael Müller, wirkt zunehmend rat- und hilflos, wie sie den freien Fall | |
stoppen kann; Letztere lässt, motiviert durch die Umfragen, in internen | |
Runden immer mal wieder die Muskeln spielen. Die Grünen wiederum mahnen, | |
die Linke möge nicht überreizen, denn eine stark geschwächte, von inneren | |
Kämpfen erschöpfte Sozialdemokratie könne nicht im Interesse dieser | |
Koalition sein. | |
Allerdings ist die bisweilen artikulierte Furcht, die SPD könne mitten in | |
der Legislaturperiode hinschmeißen und das rot-rot-grüne Projekt beenden, | |
unbegründet: Warum sollte die Partei ihren ersten Platz in der Wählergunst | |
nicht so lange wie möglich – sprich bis Herbst 2021 – genießen? Besser wi… | |
es nicht mehr. Das Problem besteht eher umgekehrt: Weil die SPD nicht | |
hinschmeißt, entspricht das Machtgefüge innerhalb der Koalition nicht mehr | |
der gefühlten Realität. | |
Vor diesem Hintergrund ergibt die Warnung der Grünen in Richtung der Linken | |
Sinn: Statt übermütig zu werden, können beide ihre politischen Projekte | |
vorantreiben und darauf hinarbeiten, in drei Jahren vielleicht sogar als | |
Duo die Regierung stellen und die SPD in die wohlverdiente Opposition | |
schicken zu können. Geht es mit den Umfragen so weiter wie bisher, ist das | |
durchaus drin. | |
6 Oct 2018 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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