| # taz.de -- EU blockiert UN-Abkommen: Menschenrechte müssen warten | |
| > Die UN verhandelt über ein Abkommen für die menschenrechtliche | |
| > Regulierung der Wirtschaft. Doch die EU blockiert das mit | |
| > Verfahrensfragen. | |
| Bild: Die Lieferkette einer Jeans ist lang – Menschenrechte sollen an jedem A… | |
| Frei zugängliche Notausgänge und Schutzkleidung für Arbeiten mit | |
| gefährlichen Substanzen sind nur zwei Beispiele für die Umsetzung von | |
| Menschenrechten in Unternehmen. Und zwei Beispiele für Standards, die immer | |
| wieder missachtet werden, was aber in der globalisierten Wirtschaft nur | |
| schwer zu ahnden ist. | |
| Deshalb verhandeln die Vereinten Nationen (UN) derzeit wieder über [1][ein | |
| völkerrechtliches Abkommen], das Staaten dazu verpflichten soll, die | |
| Menschenrechte entlang internationaler Lieferketten gesetzlich zu schützen. | |
| Bei der Sitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf will die EU den | |
| Verhandlungsprozess am Freitag allerdings mit formalen Einwänden zumindest | |
| zum Stocken bringen. | |
| Verhandelt wird in der „Offenen zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe des | |
| Menschenrechtsrates zur Verhandlung eines Abkommens über verbindliche | |
| Menschenrechtsnormen für Unternehmen“. Der Menschenrechtsrat der UN | |
| etablierte sie 2014 gegen die Stimmen Deutschlands und anderer nördlicher | |
| Industriestaaten. Seitdem gab es drei Verhandlungsrunden, am 15. Oktober | |
| soll die vierte beginnen. | |
| Einige EU-Staaten stören sich am Vorsitz [2][Ecuadors]. Das Land hatte | |
| gemeinsam mit Südafrika den Prozess angestoßen. In seinem ersten, von | |
| Menschenrechtsverbänden gelobten Entwurf für ein Abkommen hatte Ecuador | |
| einen Internationalen Gerichtshof und harte Sanktionsmöglichkeiten | |
| vorgesehen. Seine Gegenspieler kritisierten das. | |
| ## Formale Fehler | |
| Bei der aktuellen Sitzung wollen die EU-VertreterInnen nun ein Statement | |
| vorlegen, in dem sie der Offenen Arbeitsgruppe vorwerfen, in den bisherigen | |
| Runden formale Fehler begangen zu haben. Unter anderem müssten die | |
| Vorsitzenden der Gremien laut den Verfahrensregeln für Hauptausschüsse der | |
| UN-Vollversammlung in New York in geheimer Abstimmung gewählt werden. | |
| Der ecuadorianische Botschafter sei aber bisher stets per Akklamation zum | |
| Vorsitzenden bestimmt worden. Das gilt allerdings durchaus als zulässig, | |
| wenn die Mitgliedstaaten des jeweiligen Gremiums nicht auf einer geheimen | |
| Wahl bestehen. | |
| Zudem behaupten die VertreterInnen der EU, das Verhandlungsmandat der | |
| Arbeitsgruppe müsse vom Menschenrechtsrat überprüft und erneuert werden. | |
| Dieser Vorwurf ist nicht neu, bereits 2017 waren Deutschland und andere | |
| EU-Staaten mit dem Versuch gescheitert, das Mandat auf diese Weise zu | |
| verändern und aufzuweichen. | |
| ## Unverständliches Vorgehen der EU | |
| Dass die deutsche Bundesregierung treibende Kraft bei dem Versuch ist, den | |
| Prozess über die EU ins Wanken zu bringen, bestätigten UN-Diplomaten | |
| anderer EU-Staaten der taz. | |
| Die Treaty Alliance, eine Koalition internationaler | |
| Nichtregierungsorganisationen für ein UN-Abkommen mit möglichst | |
| verbindlichen Menschenrechtsnormen, findet das Vorgehen der EU | |
| unverständlich. Schließlich habe der ecuadorianische Vorsitzende in seinem | |
| inzwischen vorgelegten zweiten Entwurf zahlreiche Änderungswünsche | |
| aufgenommen. | |
| Er enthält keine direkten Verpflichtungen mehr für Unternehmen, sondern nur | |
| noch für Staaten. Und er signalisiert Flexibilität bei Strafen und | |
| Sanktionen. Von einem Internationalen Gerichtshof ist keine Rede mehr. | |
| 21 Sep 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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