| # taz.de -- Schlechte Ernte nach Dürresommer: Bauern auch selbst verantwortlich | |
| > Die Landwirtschaft lässt Moore trockenlegen, um dort zum Beispiel Mais | |
| > anzubauen. Das rächt sich in Dürresommern wie diesem. | |
| Bild: Mais mag den Boden zwar lieber trocken – aber auch nicht zu trocken | |
| Viele Landwirte haben Ernteverluste infolge der Dürre teils selbst | |
| verschuldet, indem sie Moorflächen zu stark entwässert haben. „Ich habe in | |
| den letzten Jahren wieder häufiger gesehen, dass Bauern nasse Stellen in | |
| Äckern und anderen Agrarflächen tiefer entwässert haben, um trockener | |
| arbeiten zu können. Diese Landwirte schaffen die Wasservorräte weg und | |
| tragen so selbst zu trockenen Böden im Sommer bei“, sagte Hans Joosten, | |
| Moorökologe an der Universität Greifswald, der taz. | |
| „Wir haben [1][die Wasserspeichermöglichkeit der Moore] verspielt. Das | |
| fällt uns jetzt auf die Füße“, ergänzte Vegetationskundlerin Vera Luthardt | |
| von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Rund 8 Prozent | |
| der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland sind Moore. Ihnen | |
| wird beispielsweise über Gräben und Rohre Wasser entzogen, damit darauf | |
| etwa Gras oder Mais wachsen kann und man sie mit herkömmlichen | |
| Landmaschinen befahren kann. | |
| Doch wenn das Wasser abläuft, wird der Torf der Moore zersetzt. In ihm | |
| gespeicherte Treibhausgase werden frei. Landwirtschaftlich genutzte Moore | |
| verursachen [2][4,5 Prozent aller Treibhausgasemissionen] in Deutschland. | |
| Sie sind damit die [3][größte Einzelquelle] für Treibhausgase außerhalb des | |
| Energiesektors. | |
| Besonders viel Wasser hätten die Bauern in diesem Frühjahr entzogen, | |
| berichtet Professorin Luthardt. „2017 hatten wir ein sehr feuchtes Jahr. Da | |
| wurden viele Stausysteme so weit wie möglich geöffnet, damit sich im | |
| Frühjahr die Böden wieder erwärmen. Wenn man dann im Mai gemerkt hat, oh, | |
| jetzt wird es trocken, und dann den Stau geschlossen hat, war es zu spät.“ | |
| ## Moorbauern hatten Vorteil | |
| Zwar hätten Moorbauern wegen ihrer immer noch vergleichsweise feuchten | |
| Böden einen Vorteil gehabt. Aber sie hätten noch mehr Dürreschäden | |
| verhindern können. Besser abgeschnitten haben laut Professor Joosten | |
| mehrere Bauern in Mecklenburg-Vorpommern, die ihre Moore wiedervernässt | |
| haben: „Die können ernten wie Sau. Die haben überhaupt keinen Mangel an | |
| Wasser in diesem Sommer.“ | |
| Die Wissenschaftler raten deshalb, den Wasserstand in Mooren zu erhöhen. | |
| „Das A und O ist jetzt erst mal, die Stausysteme zu sanieren“, sagte | |
| Luthardt. Manche Wehre müssten repariert werden, damit der Wasserabfluss | |
| reduziert werden kann. In Gräben, die noch keine Stauanlagen hätten, | |
| sollten diese gebaut werden. | |
| Da auf sehr nassen Flächen zum Beispiel kein Mais wächst, sollten die | |
| Bauern dort auf Pflanzen wie Schilf oder Rohrkolben umstellen, rät Joosten. | |
| Die Erträge seien nicht niedriger. | |
| „Ein Schilfacker produziert genauso viel wie ein Maisacker.“ Aus Schilf | |
| lasse sich in Biogasanlagen ähnlich viel Energie wie aus Mais erzeugen. | |
| Rohrkolben könne man auch an Kühe verfüttern. Würde man diese Pflanzen | |
| züchten, könnten sie noch produktiver werden. | |
| ## Subventionen nur für Mais | |
| Bisher würden die Bauern aber [4][EU-Agrarsubventionen] verlieren, wenn sie | |
| Schilf anbauen, so Joosten. „Wenn man auf einem vernässten Acker Schilf | |
| erzeugt, sollte man die gleichen Subventionen wie für ein Maisfeld | |
| bekommen“, forderte der Forscher. | |
| Luthardt verlangte von Moorbauern aber auch, später als bislang üblich Heu | |
| zu ernten. Das würde es ermöglichen, Wasser zu speichern – allerdings seien | |
| die Böden dann eben erst später so trocken, dass sie mit Traktoren befahren | |
| werden können. | |
| Der Bauernverband wiederum will von einer Mitschuld der Moorbauern an zu | |
| trockenen Böden nichts wissen. „Diese Argumentation halten wir im | |
| Zusammenhang mit dem Dürresommer 2018 für völlig abwegig“, ließ | |
| Generalsekretär Bernhard Krüsken der taz mitteilen. Begründen wollte er | |
| seine Position auch auf Nachfrage nicht. Der Verband hat kürzlich 340 | |
| Millionen Euro Zuschüsse von Bund und Ländern für dürregeschädigte Betriebe | |
| durchgesetzt. | |
| 29 Aug 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Niedersachsens-Moore/!5037395 | |
| [2] https://www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Pflanzenbau/Boden/_Texte/Boden.html?d… | |
| [3] https://www.thuenen.de/media/ti-themenfelder/Wasser/Organische_Boeden/Forsc… | |
| [4] /Nabu-Chef-ueber-EU-Agrarsubventionen/!5475428 | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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