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# taz.de -- Moor brennt seit über zwei Wochen: Folgenreicher Einsatz im Inneren
> Bei Schießübungen hat die Bundeswehr ein Moor bei Meppen angezündet. Der
> Brand ist außer Kontrolle und vernebelt halb Norddeutschland.
Bild: Ist auch aus dem Weltall zu sehen: Der Moorbrand von Meppen
Hamburg/Bremen taz | Christian Meyer, der stellvertretende
Fraktionsvorsitzende und naturschutzpolitische Sprecher der Grünen im
Niedersächsischen Landtag, hat Strafanzeige gegen die Bundeswehr gestellt.
Die Wehrtechnische Dienstelle 91 im Emsland hatte bei einem Schießtest das
Moor in Brand gesetzt. Ein Löschfahrzeug konnte nicht zum Einsatz kommen,
weil es seit einem Unfall in einem Wassergraben lag. Ein zweites
Spezialgerät zum Löschen war in der Werkstatt. Die Einheit musste auf einen
Löschhubschrauber warten, der Brand weitete sich aus und schwelt
mittlerweile seit zwei Wochen
„Jeder andere, der im Moor bei einer solchen Gefahrenlage aufgrund extremer
Trockenheit zündelt oder auch nur eine Zigarettenkippe wegwirft, müsste
sich strafrechtlich verantworten“, sagt Meyer. Er beruft sich auf das
Strafgesetzbuch, das Brandstiftung in einem Moor mit einer Freiheitsstrafe
von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe ahndet. Meyer sehe keinen Grund,
warum die Bundeswehr anders behandelt werden sollte. Gerade nach diesem
Hitzesommer sei es besonders fahrlässig von der Bundeswehr, Soldat*innen
mit scharfer Munition und Raketen in einem ausgetrockneten Moor zu schulen.
Das Moor bei Meppen ist entwässert, damit es für die Landwirtschaft nutzbar
ist. Das für die Löschung benötigte Wasser muss also von außerhalb
herangeholt werden, was die Löscharbeiten noch zusätzlich verzögert hat.
Der Moorbrand schwelt unterirdisch und hat sich bereits auf eine Fläche von
über 800 Hektar ausgeweitet. Derzeit befinden sich die Brandherde auf dem
Gelände des Wehrtechnischen Dienstes der Bundeswehr. Mehr als 1.000
Einsatzkräfte versuchen, den Brand einzudämmen, darunter sind neben der
Feuerwehr auch Mitarbeiter von zivilen Feuerwehren, dem Technischen
Hilfswerk und der Bundeswehr.
Bis alle Glutnester endgültig erstickt sind, wird es wohl aber noch dauern.
Das geht aus einer Mitteilung der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen
und Munition der Bundeswehr hervor. Demnach gibt es durch die Maßnahmen zur
Brandbekämpfung zwar Fortschritte, es sei jedoch nicht genau absehbar, wie
lange sich die Löscharbeiten noch hinziehen werden. Zwei Wochen werde es
aber wohl noch dauern.
## Der Rauch zieht nach Bremen
Dichte Rauchschwaden lagen am Dienstagabend über dem 130 Kilometer von
Meppen entfernten Bremen. Wegen der Geruchsbelästigung konnten die Menschen
weder vor Restaurants und Bars sitzen, noch ihre Wäsche zum Trocknen nach
draußen hängen. Hunderte Bremer*innen riefen bei der Feuerwehr an, da sie
einen Brand in ihrer Stadt vermuteten. Der unangenehme und beißende Geruch
war vom Moorbrand herüber gezogen. Niedersachsen rüstet sich bereits für
die etwaige Evakuierung hunderter Anwohner.
Die Leitstelle der Feuerwehr in Bremen beschwert sich indes über die
mangelnde Kommunikation der Wehrtechnischen Dienststelle bei Meppen. Die
Bremer Leitstelle sei aufgrund der Rauchschwaden und der Anwohner, die
einen Brand in ihrer Nachbarschaft fürchteten, „übergelaufen“, sagt
Pressesprecher Michael Richartz. „Wir mussten Verstärkungspersonal
anfordern.“ Die Bremer Feuerwehr war von der Wehrdienststelle in Meppen
nicht vorgewarnt worden, dass der Rauch in Richtung Bremen zog. „Also
mussten wir bei jedem Anruf zuerst abklären: Ist das nun Meppen oder ist
das wirklich ein Feuer in Bremen?“, sagt Richartz.
Die Feuerwehr Bremen habe schließlich selbst versucht, in Meppen anzurufen
und sich zu informieren – wer da überhaupt zuständig sei, die örtliche
Feuerwehr oder die Bundeswehr, sei völlig unklar. „Wenn wir hier in Bremen
ein Feuer haben und Brandrauch verursachen, dann rufen wir auch in
Niedersachsen an und informieren die Leitstellen vor Ort“, sagt der
Pressesprecher der Feuerwehr Bremen. Dass es überhaupt zu dem noch in
Bremen deutlich spürbaren Brandrauch gekommen ist, liegt laut Richartz an
der Windrichtung und am Wetter: „Wir haben eine Inversionswetterlage. Der
Rauch kann aufgrund der Dichte der unteren Luftschichten nicht nach oben
wegziehen.“
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) äußerte sich verwundert
über die Praxis der Bundeswehr: „Wenn ich ehrlich sein soll – ich wäre gar
nicht auf die Idee gekommen, nach diesem trockenen Sommer ausgerechnet im
Moor Schießübungen zu veranstalten“, sagte er. Umweltminister Olaf Lies
(SPD) äußerte sich empört: „Wenn jetzt auch noch klar ist, dass das
Löschfahrzeug nicht einsatzfähig war, dann ist es mehr als fahrlässig“.
19 Sep 2018
## AUTOREN
Yasemin Fusco
Karolina Meyer-Schilf
## TAGS
Moor
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Schwerpunkt Klimawandel
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Dürre
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