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# taz.de -- Schwimmende Flüchtlingshelferin: Sara Mardini festgenommen
> Die Syrerin Sara Mardini rettete bei ihrer Flucht nach Deutschland über
> ein Dutzend Menschen. Nun wurde sie in Griechenland inhaftiert.
Bild: Rettete Menschen, indem sie ein Schlauchboot bis nach Lesbos zog: Sara Ma…
Berlin taz | Sara Mardini hat es zurückgezogen nach Griechenland. Dabei
kommen der Syrerin nicht nur Strand, Sonne und das laue Mittelmeer in den
Kopf, wenn sie an Griechenland denkt. 2015 war die damals 20-Jährige aus
Damaskus geflohen, nach Beirut, in die Türkei und schließlich [1][auf einem
Schlauchboot nach Lesbos]. Deutschland hieß das Ziel.
Eigentlich dauert die Überfahrt nach Lesbos nicht lang. Doch der Motor des
Boots, so haben Sara Mardini und ihre kleine Schwester Yusra es etliche
Male seither erzählt, fiel aus. Die Schwestern, Töchter eines
Schwimmlehrers und selbst professionelle Schwimmerinnen, sprangen ins
Wasser und zogen das Boot mit mehr als einem Dutzend MigrantInnen an einem
Seil durch das Wasser. Bis nach Lesbos.
Über die Balkanroute schafften sie es nach Berlin. Doch Griechenland ließ
Sara Mardini nicht los. Nachdem ihre Schwester 2016 zum international
gefeierten Schwimmstar geworden war, weil sie für das Refugee Team [2][bei
den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro] antrat, schrieb die
Hilfsorganisation ERCI aus Griechenland sie an.
Die geflüchteten Kinder auf Lesbos sprächen mittlerweile von den
Mardini-Schwestern. Ob sie nicht kommen wolle? Sara Mardini folgte der
Bitte und machte sich auf den Weg nach Griechenland. Zu Beginn dieses
Jahres dann bat sie ihre kleine Privatuni, das Berliner Bard College, an
dem sie Politik und Wirtschaft studiert, um eine mehrmonatige Auszeit, um
Geflüchteten in Griechenland zu helfen.
## „Kriminelles Netzwerk“ für Flüchtlingshilfe
Eigentlich wollte sie zum Semesterstart am kommenden Montag wieder in
Berlin sein. Doch es kam anders. Am Dienstag vergangener Woche wurde
Mardini in Griechenland festgenommen. An diesem Dienstag gab die
griechische Polizei bekannt, sie habe ein „kriminelles Netzwerk“ für
Flüchtlingshilfe zerschlagen. Die AktivistInnen sollen mit organisierten
Schleppern zusammengearbeitet und Menschen geholfen haben, illegal nach
Griechenland einzureisen.
Auch sollen sie den Funkverkehr der griechischen Küstenwache und der
EU-Grenzschutzagentur Frontex abgehört haben. Gegen 30 Mitglieder von ERCI
werde ermittelt. Unter den drei Festgenommen befindet sich nach Angaben des
Bard Colleges neben Sara Mardini auch ein deutscher Staatsbürger.
Das ERCI betreibt zwei Kliniken auf Lesbos und wird eigenen Angaben zufolge
durch private Spenden finanziert. Auch auf dem Meer sind die Helfer aktiv,
wo sie sich die „Rettung von Hunderten Menschen täglich“ zum Ziel gesetzt
haben. Fotos auf Sara Mardinis privatem Instagram-Account zeigen die
Schwimmerin in Teamkleidung zusammen mit anderen Helfern der Organisation.
Ob Mardini es bis Montag nach Berlin schafft, ist ungewiss. Am
Donnerstagvormittag war sie weiterhin in U-Haft. Florian Becker,
Geschäftsführer des Bard Colleges in Berlin, versprach am Mittwoch: „Wir
werden nichts unversucht lassen, um Sara aus dem Gefängnis zu bekommen,
damit sie ihr Studium fortsetzen kann, das sie sich so hart verdient hat.“
30 Aug 2018
## LINKS
[1] /Fluechtlinge-in-Griechenland/!5452023
[2] /Syrische-Schwimmerin-traeumt-von-Rio/!5284831
## AUTOREN
Jannis Hagmann
## TAGS
Syrische Flüchtlinge
Festnahmen
Lesbos
Lesestück Recherche und Reportage
Griechenland
Seenotrettung
Rückführung
Migration
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