| # taz.de -- Zufriedener Finanzsenator: Schaffe, schaffe, Geld ausgeben | |
| > Matthias Kollatz (SPD) freut sich über einen Haushaltsüberschuss in | |
| > diesem Jahr und Investitionen in Höhe von zwei Milliarden Euro. | |
| Bild: Wieder ein Jahr im Überschuss: Matthias Kollatz | |
| Sein Name ist zwar nur noch halb so lang, aber sein Erfolg wächst. Daran | |
| lässt Matthias Kollatz, vormals Kollatz-Ahnen, keinen Zweifel. „Als ich | |
| 2014 anfing, hat Berlin 1,4 Milliarden Euro im Jahr investiert. 2018 werden | |
| wir bei 2 Milliarden sein“, freut sich Berlins Finanzsenator von der SPD. | |
| Ein Jahrzehnt der Investitionen, das ist nicht nur das Credo von Berlins | |
| Regierungschef Michael Müller (ebenfalls SPD), sondern auch von seinem | |
| Kämmerer. Am Dienstag hat Kollatz seinen „Statusbericht über die | |
| Haushaltslage“ dem Senat vorgestellt, einen Tag später ging er damit an die | |
| Öffentlichkeit. „Der prognostizierte Finanzierungsüberschuss“, so Kollatz, | |
| „zeigt, dass unsere nachhaltige Politik des Konsolidierens und Investierens | |
| Wirkung zeigt.“ | |
| Laut neuer Schätzung wird Berlin seinen Haushalt 2018 mit einem Plus von | |
| 523 Millionen Euro abschließen. Die vorgesehene Tilgung der Schulden wird | |
| von 280 auf 900 Millionen erhöht. Damit hat Berlin „nur“ noch 58 Milliarden | |
| Euro Verbindlichkeiten. „Wir lagen da schon mal bei 63 Milliarden“, meint | |
| der Finanzsenator ganz bescheiden. | |
| Kollatz freut sich über „das siebte Jahr in Folge mit einem Überschuss“ u… | |
| sieht Berlin deshalb gut gerüstet für das Jahr 2020, in dem erstmals die | |
| Schuldenbremse gilt. „Wir haben eine gute Ausgangslage, das aus eigener | |
| Kraft zu erreichen.“ Nicht aus eigener Kraft erreichen kann der | |
| Finanzsenator seinen Wunsch, die Spekulation mit Wohnraum zu erschweren. | |
| Und die hat es laut Kollatz in sich. „Die großen Anleger haben früher | |
| Staatsschulden gekauft. Jetzt investieren sie in Immobilien, weil die | |
| Transaktionskosten bei Null sind.“ Der SPD-Politiker spricht damit die | |
| sogenannten Share Deals an, auf die keine Grunderwerbsteuer entfällt, wenn | |
| der Verkäufer 5 Prozent seiner Anteile hält. | |
| Das möchte Kollatz ändern. Und die Finanzminister der anderen Länder machen | |
| mit. Am 21. Juni haben sie auf der Finanzministerkonferenz mehrheitlich den | |
| Beschluss gefasst, dass eine Steuerbefreiung bei Share Deals nur noch | |
| möglich ist, wenn der Verkäufer 10 Prozent hält – was dem Wunsch des | |
| Käufers widerspricht, möglichst viele Anteile zu erwerben. Zwar hatten die | |
| Grünen bereits einen Entwurf eingebracht, diese Hürde weiter auf 50 Prozent | |
| zu erhöhen, doch damit gab es bei den Ländern keine Mehrheit. „Wir müssen | |
| nehmen, was uns hilft“, sagte Kollatz zum Votum seiner Kollegen. Er hofft | |
| nun auf einen entsprechenden Gesetzentwurf noch in diesem Jahr. | |
| Eine weitere Idee des Finanzsenators ist ein „erweitertes preislimitiertes | |
| Vorkaufsrecht der Kommunen“. „Wir wollen damit den kommunalen Grundbesitz | |
| für Infrastruktur oder soziales Wohnen vermehren“, erklärt Kollatz. Aber | |
| auch da ist er auf den Bund angewiesen. „Das geht nur mit einer Änderung | |
| des Baugesetzbuchs.“ | |
| 29 Aug 2018 | |
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| Uwe Rada | |
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