# taz.de -- Große Immobilienverkäufe in Berlin: Steuern zahlen? Nicht mit uns! | |
> Das Sony Center wird schon wieder verkauft. Berlin geht dabei leer aus. | |
> Denn bei sogenannten Share Deals muss der Käufer keine Grunderwerbsteuer | |
> zahlen. | |
Bild: Weithin bekannt: das Dach des Sony-Centers am Potsdamer Platz | |
Selbst auf englischsprachige Nachrichtenportale der Immobilienwirtschaft | |
hat es der Deal geschafft. Am Sonntag wurde bekannt, dass das Sony Center | |
am Potsdamer Platz einen neuen Eigentümer hat. Der kanadische Pensionsfonds | |
Omers hat den 17 Jahre alten Büro- und Entertainmentkomplex für stattliche | |
1,1 Milliarden Euro gekauft. Anteile gehen auch an die New Yorker | |
Immobilieninvestmentgesellschaft Madison International Realty. Der Kauf ist | |
ein Paukenschlag, der auf der Immobilienmesse Expo Real, die am heutigen | |
Mittwoch in München beginnt, sicher für Nachhall sorgen dürfte. | |
Für den bisherigen Eigentümer, den südkoreanischen Staatsfonds NPS, hat | |
sich das Warten gelohnt. 2010 hatte NPS das Gebäude mit 112.000 | |
Quadratmeter Nutzfläche gekauft – für sage und schreibe 572 Millionen Euro. | |
Sieben Jahre später hat sich der Kaufpreis also verdoppelt, ein Hinweis auf | |
die grassierende Immobilienspekulation in Berlin. | |
Von diesem Verkauf sieht der Berliner Finanzsenator aber keinen Cent. Denn | |
das Geschäft zwischen den Südkoreanern und den Kanadiern wurde als so | |
genannter Share Deal abgewickelt. Dabei werden nicht die Gebäude als ganzes | |
verkauft, sondern nur Anteile der Gesellschaften, die die Gebäude halten. | |
Deshalb muss der neue Eigentümer keine Grunderwerbsteuer zahlen. Wäre sie | |
angefallen, wären auf einen Schlag 66 Millionen Euro ins Berliner | |
Stadtsäckel geflossen. | |
## Steuerschlupfloch | |
Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) hatte zuletzt im Mai auf dieses | |
Steuerschlupfloch hingewiesen. Eine gesetzliche Regelung, wie sie auch die | |
Grünen fordern, war auf Bundesebene bislang aber am Widerstand der Union | |
gescheitert. Dabei räumt selbst der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete | |
Jan-Marco Luczak ein, dass der Gesetzgeber das so nicht gewollt habe. Man | |
habe bei der Steuerbefreiung eher an den Mittelstand gedacht, der beim | |
Erwerb einer Firma Arbeitsplätze sichert und nicht durch die Erhebung der | |
Grunderwerbsteuer für die Firmengebäude belastet werden soll. | |
Eine neue Verhandlungsrunde zum Thema Share Deal haben die Bundesländer auf | |
die Zeit nach der Bundestagswahl verschoben, sie soll nun im Oktober tagen. | |
Für die Grünen reicht das nicht. „Das sollte auch ein Thema für Jamaika | |
sein“, sagt die grüne Bundestagsabgeordnete Lisa Paus der taz. Im Hinblick | |
auf das Sony Center meinte sie: „Schade, dass das hier immer noch möglich | |
ist.“ | |
Die Vorschläge der Grünen liegen bereits auf dem Tisch. Steuerbefreiend | |
soll ein Share Deal künftig nur sein, wenn bis zu 50 Prozent der | |
Unternehmensanteile verkauft werden, bisher sind es 95 Prozent. „Wenn der | |
neue Eigentümer keine Mehrheit der Anteile hat, ist das nicht mehr | |
attraktiv“, erklärt Paus. | |
Dass sich CDU, FDP und Grüne einigen, ist so unwahrscheinlich nicht. Denn | |
sowohl bei Schwarz-Gelb in Nordrhein-Westfalen als auch bei Jamaika in | |
Schleswig-Holstein wurde bereits Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Die | |
FDP würde allerdings gerne die Mehreinnahmen nutzen, um Käufer von | |
Wohneigentum von der Grunderwerbsteuer zu befreien. | |
4 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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