| # taz.de -- US-Medien wehren sich gegen Trump: „Journalisten sind nicht der F… | |
| > US-Präsident Donald Trump greift gern und oft die Medien an. Über 300 | |
| > US-Zeitungen wenden sich nun in einer gemeinsamen Aktion dagegen. | |
| Bild: Willkommen im Land der freien Presse: Auch in Finnland ist man gegen Trum… | |
| Berlin taz | Er kann die Berichterstattung der freien Presse nicht | |
| ertragen. Immer wieder spricht US-Präsident Donald Trump von „Fake News“ | |
| und beschuldigt Journalist*innen, Unwahrheiten zu verbreiten. Mal wettert | |
| er, die New York Times sei [1][„eine Zeitung der Märchen“] geworden, die in | |
| ihren Artikeln über den US-Präsidenten „immer nicht existierende, | |
| ungenannte Quellen“ zitiere. Dann wiederum bezeichnet er den US-Sender CNN | |
| als [2][„langweilige anti-Trump-Experten, hauptsächlich Verlierer“]. | |
| Der US-Präsident spricht gar von einem [3][„Trump-Gestörtheitssyndrom“] d… | |
| Medien. Zur Pressefreiheit gehöre die Verantwortung, Nachrichten akkurat | |
| wiederzugeben. 90 Prozent der Berichterstattung über seine Regierung sei | |
| aber negativ, obwohl sie äußerst positive Ergebnisse erzielt habe. So | |
| zumindest die Meinung von Donald Trump. | |
| Nun wenden sich landesweit Zeitungen gegen Trumps Schimpftiraden auf die | |
| freie Presse. Die Tageszeitung Boston Globe hatte vor einer Woche alle | |
| Zeitungen im Land dazu aufgefordert, am 16. August einen Leitartikel zu | |
| Trumps „Krieg gegen die Presse“ zu drucken. „Die Auswirkungen von Trumps | |
| Angriffen auf den Journalismus sehen in Boise anders aus als in Boston“, | |
| hieß es in der Presseerklärung des Boston Globe. „Unsere Worte werden | |
| verschieden sein. Aber wir können uns zumindest darauf einigen, dass solche | |
| Angriffe beunruhigend sind.“ Der Aufforderung folgen mehr als 350 | |
| US-Zeitungen. Unter dem [4][Hashtag #FreePress] verbreiten sie die Stücke | |
| auch auf Twitter. | |
| „Freie Medien mit Staatsmedien zu ersetzen war schon immer der erste | |
| Schritt korrupter Regierungen“, so der Boston Globe [5][in seinem | |
| Leitartikel am Mittwoch]. Anhand von Zahlen und Fakten zeigt die Bostoner | |
| Zeitung, welchen Einfluss die Aussagen des US-Präsidenten auf die | |
| Bevölkerung hat – insbesondere auf seine Wählerschaft. Demnach glauben 48 | |
| Prozent der republikanischen Wähler*innen, dass Nachrichtenmedien der | |
| „Feind des amerikanischen Volks“ seien. Der Boston Globe hält mit dem Titel | |
| seines Artikels dagegen: „Journalist*innen sind nicht der Feind“. | |
| Auch die New York Times schloss sich der Aktion an und [6][veröffentlichte | |
| am Mittwoch einen Leitartikel]. Medienkritik sei richtig und wichtig, | |
| schreibt sie, denn „Reporter*innen und Redakteur*innen sind Menschen und | |
| machen Fehler“. Deshalb gehöre das Korrigieren von Fehlern zum Journalismus | |
| dazu. „Aber darauf zu bestehen, dass Wahrheiten, die man nicht mag, ‚Fake | |
| News‘ sind, ist gefährlich für die Demokratie“, heißt es weiter in dem | |
| Artikel. Die New York Times fordert die US-Amerikaner*innen dazu auf, | |
| lokale Zeitungen zu unterstützen und ihnen Anerkennung entgegenzubringen, | |
| aber sie auch zu kritisieren, wenn es angebracht ist. | |
| Viele regionale Tages- und Wochenzeitungen beteiligten sich ebenfalls an | |
| der #FreePress-Aktion. „Ein Krieg gegen die Presse ist ein Krieg gegen die | |
| Demokratie“, schreibt etwa [7][die Tageszeitung The Inquirier] aus | |
| Philadelphia, Pennsylvania. „Der Präsident versteht ganz eindeutig die | |
| Macht einer freien Presse, sonst wäre er nicht so wild entschlossen, sie zu | |
| schwächen“, [8][so der Berkshire Eagle] aus Pittsfield, Massachussetts. | |
| „Wir können nicht hier sitzen und still sein. Die Idee, dass wir der Feind | |
| sind, der zu Hause und in der Welt die Spaltung vorantreibt, ist absurd“, | |
| schreibt die East Bay Times in Kalifornien. | |
| Es gab aber auch kritische Stimmen innerhalb der Medienbranche. Im New | |
| Yorker Wall Street Journal [9][schrieb James Freeman schon am Montag], | |
| große Koalitionen zur Verbreitung einer bestimmten Botschaft zu | |
| organisieren sei normalerweise die Arbeit von Politiker*innen und | |
| PR-Berater*innen – und nicht von Journalist*innen. Die Aufforderung des | |
| Boston Globe stelle viele Meinungsredaktionen außerdem vor ein großes | |
| Problem, selbst wenn sie Donald Trump nicht ausstehen könnten. Denn diese | |
| seien oft sehr auf ihre Unabhängigkeit von der Nachrichtenredaktion der | |
| eigenen Zeitung bedacht. „Nun sind sie aber bereit, sich mit anderen | |
| Journalist*innen außerhalb der eigenen Redaktion abzustimmen und eine | |
| gemeinsame Botschaft zu verbreiten?“, so Freeman. | |
| Journalist*innen der Baltimore Sun aus dem US-Bundesstaat Maryland | |
| [10][erklärten indessen], sie stimmten zwar grundsätzlich zu, dass die | |
| Bezeichnung von Journalist*innen als „Feinde des amerikanischen Volkes“ und | |
| des Journalismus als „Fake News“ nicht nur der Branche schade, sondern die | |
| Demokratie zerstöre. Die gemeinsame Aktion würde aber eher die These | |
| einiger Republikaner*innen stärken, die Medien hätten sich gegen den | |
| US-Präsidenten verbündet. | |
| 16 Aug 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/realdonaldtrump/status/764529295901528064?lang=de | |
| [2] https://twitter.com/realdonaldtrump/status/777133433915002880?lang=de | |
| [3] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1023646663590797312 | |
| [4] https://twitter.com/hashtag/FreePress?src=hash&lang=en | |
| [5] https://www.bostonglobe.com/opinion/editorials/2018/08/15/editorial/Kt0NFFo… | |
| [6] https://www.nytimes.com/interactive/2018/08/15/opinion/editorials/free-pres… | |
| [7] http://www2.philly.com/philly/opinion/editorials/newspaper-free-press-edito… | |
| [8] https://www.berkshireeagle.com/stories/trumps-assaults-on-pressare-assaults… | |
| [9] https://www.wsj.com/articles/trumps-honeymoon-with-media-almost-over-153419… | |
| [10] http://www.baltimoresun.com/news/opinion/editorial/bs-ed-0816-free-press-2… | |
| ## AUTOREN | |
| Belinda Grasnick | |
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