# taz.de -- Kommentar zu Chemnitz-Tweet der FDP: Doof bleibt doof, da helfen ke… | |
> „Antifaschisten sind auch Faschisten“ twittert Berlins FDP-Fraktionschef | |
> über die Proteste gegen den rechten Mob in Chemnitz. Das ist Unsinn – und | |
> hat Kalkül. | |
Bild: Sie klatschen gerne: Neonazis am Montagnachmittag in Chemnitz | |
Man braucht nicht allzu viel Grips um zu erkennen, dass Sebastian Czajas | |
[1][Tweet] von Dienstagmittag schlichtweg Unsinn ist: „Antifaschisten sind | |
auch Faschisten“, schrieb der Berliner FDP-Fraktionschef mit Blick auf die | |
Proteste gegen den rechtsextremen Mob in Chemnitz. Plus ist niemals gleich | |
Minus – das sollte jemand, der Mitglied in einer angeblich | |
wirtschaftsliberalen Partei ist, eigentlich wissen. | |
„Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen“, wäre in Czajas Fall die | |
korrekte Gleichung. Sie wird schon auf Grundschulhöfen gelehrt und gilt | |
offenbar – und bedauerlicherweise – selbst noch für manche Mitglieder eines | |
Parlaments in einer Stadt, der von Faschisten Wunden zugefügt wurden, die | |
nie mehr heilen. | |
Aber wahrscheinlich ist es um Sebastian Czaja sogar noch schlimmer | |
bestellt: Er dürfte wissen, dass er Unsinn geschrieben hat. Und der kleine | |
Bruder des einstigen Berliner CDU-Sozialsenators tat es trotzdem, weil | |
seine Partei – die in Berlin seit Jahren völlig überflüssige FDP – | |
schlichtweg nichts anderes auf Lager hat als plumpe Sprüche, die halt | |
knallen, aber deswegen noch lange nicht stimmen müssen. | |
Mit dieser Masche hat es die FDP aus dem wohlverdienten Grab 2016 wieder | |
ins Abgeordnetenhaus geschafft. Man nannte sich flugs Flughafenretter, | |
konzentrierte sich auf dieses Thema und erzählte jedem, der es hören | |
wollte, dass Tegel als innerstädtischer Flughafen einfach unverzichtbar sei | |
– selbst wenn die Ewigbaustelle BER irgendwann ein funktionierender Airport | |
ist. | |
Nun zieht das Thema Tegel nicht mehr, und da kommt ein bisschen Populismus | |
und Anbiedern in Richtung AfD-Klientel gerade recht. Da die Partei – genau | |
wie Czaja – politisch amorph ist, ist es auch egal, aus welcher Ecke die | |
Stimmen kommen. Wie [2][warb ihr Vorsitzender] Christian Lindner im | |
Bundestagswahlkampf 2017 noch? „Digital first. Bedenken second. Denken wir | |
neu.“ Zu diesem neu denken ohne alle Bedenken passt doch der Versuch, aus | |
einer neofaschistischen Hetzjagd in Sachsen – ohne sich davon zu | |
distanzieren – Unterstützung für eine einst liberale Partei zu generieren. | |
Czajas Tweet ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich diese angeblich so | |
gefestigte Demokratie in Deutschland in gefährlichen Zeiten wie derzeit | |
nicht einmal auf jene verlassen kann, die zumindest bundespolitisch als | |
ihre Stützen galten. Und natürlich könnte man jetzt Czajas Rücktritt | |
verlangen. Die Gleichung „auf Pöbeln und Nazirelativierung folgt | |
Rücktrittsforderung“ wäre zwar korrekt, aber zu einfach. Vielmehr sollte | |
man Czaja entgegentreten: mit Antifaschismus. | |
28 Aug 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://twitter.com/SebCzaja/status/1034374729493356544 | |
[2] /Debatte-FDP-Digitalkampagne/!5449680 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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