# taz.de -- Kommentar Stasi-Gefängnis in Berlin: Mehr Geld zum Verschleudern | |
> Die Gedenkstätte Hohenschönhausen soll fünf Millionen Euro zur Bekämpfung | |
> des „Linksextremismus“ bekommen. Geht's noch? | |
Bild: Im alten Stasiknast läuft gehörig etwas schief | |
Es ist ein Coup, der den Ideologen von CDU und dem Stasi-Gefängnis | |
Hohenschönhausen da gelungen ist. [1][Fünf Millionen Euro Fördergelder für | |
Projekte gegen Linksextremismus] erhält die Gedenkstätte allein in diesem | |
Jahr, reingemogelt in den Bundeshaushalt ohne öffentliche Debatte. | |
Das ist ein Vielfaches der Summe, die bislang insgesamt an | |
Anti-links-Initiativen vergeben wurde und fernab jener 130.000 Euro | |
Höchstfördersumme, für die sich Projekte beim Bundesprogramm „Demokratie | |
leben“ bewerben können. Wer das tut, streitet normalerweise für eine | |
demokratische Gesellschaft, engagiert sich gegen Rassismus, Antisemitismus | |
oder Muslimfeindlichkeit, und nicht gegen Antikapitalisten, wie es die | |
Gedenkstätte tut. | |
Es ist ein Witz, dass eine Institution die Demokratie erhalten soll, die | |
zuletzt selbst unter massiven Extremismusverdacht geraten ist: mit einem | |
Gedenkstättenführer, der die AfD hofiert, einem | |
[2][Fördervereinsvorsitzenden, der für die Junge Freiheit schreibt, den | |
Berliner AfD-Chef einbindet] und nun auch noch den [3][letzten Kritiker des | |
Rechtskurses aus dem Verein werfen will]. Dazu kommt Direktor Hubertus | |
Knabe, dieser Anhänger der geschichtsrevisionistischen Gleichsetzung von | |
DDR und Drittem Reich. Mit seinem Stil der Empörungsaufarbeitung trägt | |
Knabe die Verantwortung dafür, dass die Gedenkstätte bereits ihrem | |
eigentlichen Auftrag, der Aufklärung über DDR-Unrecht, nicht gerecht wird. | |
Bisher schon bekam die Gedenkstätte überschaubare Summen für Programme | |
gegen links, die sie verschleuderte. Anfang Juni etwa saßen sechs Männer | |
auf einem Podium, um die Frage [4][„Linksextremismus – eine unterschätzte | |
Gefahr?“] mit einem vielstimmigen Ja zu beantworten. Mangels Experten für | |
linke Militanz lud man Vertreter rechter Positionen ein – wie den Dresdner | |
Politologen und Pegida-Versteher Werner Patzelt. Was es eigentlich | |
bräuchte, wäre ein Projektantrag für die Bekämpfung rechter Strukturen | |
innerhalb der Gedenkstätte. | |
Bereits 2010 bis 2014 wurde einiges Geld für Linksextremismus-Projekte | |
ausgegeben; eine Evaluation des Deutschen Jugendinstituts fällte damals ein | |
[5][katastrophales Urteil]. Nicht nur die nie kontaktierte | |
Aussteiger-Hotline für Linke bekam ihr Fett weg, sondern auch | |
Schülerseminare der Gedenkstätte. Bemängelt wurden etwa eine „weitreichend | |
einseitige Materialauswahl“, „wenig Raum für Kontroversität“ und ein | |
„unausgesprochener Totalitarismusverdacht“. | |
Es ist nicht zu erwarten, dass das mit mehr Geld künftig besser wird. Im | |
Gegenteil. | |
9 Aug 2018 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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