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# taz.de -- AfD und Diktaturgedenken: Mehr als ein „innerer Konflikt“
> Die Berliner Gedenkstätte Hohenschönhausen im Ex-Stasi-Knast distanziert
> sich vom Förderverein. Dahinter steht mehr als persönlicher Streit.
Bild: Gedenkstättenleiter Knabe vor Staatsratsvorsitzendem
Am Dienstag setzte Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte
Hohenschönhausen, die Zusammenarbeit der Gedenkstätte mit ihrem
Förderverein aus. Man sehe mit Sorge „[1][die vermehrten inneren Konflikte
in dem Verein]“. Diese würden dem Ansehen der Gedenkstättenstiftung
schaden.
Anlass ist eine Beschwerde von Stephan Hilsberg, Mitglied im Vorstand des
Fördervereins. Der frühere DDR-Bürgerrechtler beklagte in [2][einem offenen
Brief an Hubertus Knabe], dieser sei die Gefahr einer Unterwanderung des
Fördervereins durch die AfD „nicht in ihrer ganzen Dimension zu erfassen
bereit“. Der Vorsitzende des Fördervereins, der Burschenschaftler und
frühere MDR-Redakteur Jörg Kürschner, mache den Verein zu einem
„Aufmarschplatz der AfD“. Das widerspreche dem Ziel der Verankerung
„demokratischer Werte, wie Freiheit, insbesondere Meinungsfreiheit,
Toleranz, Pluralität und Rechtsstaat im gesellschaftlichen Bewusstsein“.
Schon im vergangenen Jahr nahm der Verein den Berliner AfD-Chef Padzierski
auf, woraufhin die Schriftführerin des Vorstands ihr Amt niederlegte. Jörg
Kürschner selbst ist seit einigen Monaten wieder publizistisch tätig: als
Autor für die Junge Freiheit, das mediale Sammelbecken der Neuen Rechten.
Dort gibt er der AfD Ratschläge für erfolgreiches parlamentarisches Agieren
und schreibt Angela Merkel nieder.
Knabes Schadensbegrenzung durch Distanzierung vom Förderverein ist so
bequem wie durchschaubar. Hilsbergs späten Versuch, auf die Folgesymptome
eines hyperideologisierten Gedenkkonzeptes öffentlich hinzuweisen, einfach
als „inneren Konflikt“ abzutun, ignoriert mit Absicht das zugrunde liegende
Problem.
Die politischen Äußerungen Kürschners und einiger anderer aus dem Umfeld
der Gedenkstätte sind anschauliche Belege für die These, dass das Gegenteil
zur DDR eben nicht automatisch genannte demokratische Werte sind. Der
rasende Antikommunismus vieler Ex-Bürgerrechtler ist verständlich. Ihrem
Status als Opfer eines Unrechtsregimes, deren Erfahrungen bewahrt werden
müssen, tut er keinen Abbruch. Die alleinige Legitimation der musealen
Erzählung durch die Ablehnung der DDR hilft aber offensichtlich nicht bei
der nachhaltigen Verankerung von Toleranz, Pluralität und
Rechtsstaatlichkeit und wird nicht zufällig von der AfD als freundliche
Einladung verstanden.
19 Jun 2018
## LINKS
[1] http://stiftung-hsh.de/presse/pressemitteilungen/2018/gedenkstaette-setzt-z…
[2] https://stephan-hilsberg.jimdo.com/2018/06/18/gedenkst%C3%A4ttenleitung-zei…
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
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