Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Agrarforscher gegen Soforthilfen: Höhe der Dürreverluste unklar
> Der Bauernverband will sofort Geld vom Staat wegen Missernten infolge der
> Trockenheit. Das könne noch nicht entschieden werden, sagen Forscher.
Bild: Viele Äcker sind zurzeit extrem trocken, die Ernten klein
Berlin taz | Anders als der Bauernverband empfehlen führende
Agrarwissenschaftler, erst nach der Ernte über Dürrehilfen für Landwirte zu
entscheiden. „Es ist zu früh für Entscheidungen über pauschale Subventionen
oder Kompensationszahlungen. Wir müssen erst einmal die Erntebilanz
abwarten“, sagte Harald Grethe, Vorsitzender des vom
Landwirtschaftsministerium eingesetzten Wissenschaftlichen Beirats für
Agrarpolitik und Ernährung, am Mittwoch der taz.
Friedhelm Taube, Professor an der Universität Kiel, ergänzte: „Die
Forderungen des Bauernverbands sind im Augenblick unseriös. In diesem Fall
pflichte ich Ministerin Klöckner bei. Man muss erst mal sämtliche Daten
haben, inklusive der Preise. Und dann wird das Bild anders aussehen.“
[1][Der Bauernverband dagegen verlangte, „schon jetzt“ Hilfen] wegen der
langen Trockenperiode zu beschließen. Die Organisation hatte von Bund und
Ländern [2][1 Milliarde Euro für Landwirte] mit hohen Ertragseinbußen
gefordert. Ausgerechnet eineinhalb Stunden vor einer Pressekonferenz der
Ministerin zum Thema korrigierte der Verband am Mittwoch seine
Ernteprognose nach unten. Der durchschnittliche Winterweizenertrag pro
Hektar werde das Mittel der vergangenen 5 Jahre um 25 Prozent verfehlen,
bei Winterroggen sogar um 35 Prozent, bei Winterraps um 32 Prozent.
Agrarforscher Taube kritisierte, dass mehrere Medien diese Zahlen wie eine
offizielle Ernteschätzung von Behörden oder Kammern dargestellt hätten. „Es
ist doch klar, dass der Bauernverband mehr Geld für seine Mitglieder will.
Viele Journalisten sitzen hier einer Lobbygruppe auf, die einfach nur etwas
für ihre eigenen Leute tun will.“
Dabei ist Professor Grethe zufolge noch offen, welche Betriebe am Ende
überhaupt Verluste machen werden. „Bei einigen Produkten schießen die
Preise wegen der Knappheit derzeit in die Höhe. Bei Kartoffeln
beispielsweise sind sie so hoch wie seit 5 Jahren nicht. Auch die
Getreidepreise sind gut. Wenn wir 30 Prozent Ernteausfall haben, aber 30
Prozent höhere Preise, sind die Erlöse der Landwirte unverändert.“
## Erlöse im Normalbereich – trotz Dürre
Viele Betriebe werden laut Taube auch mehr für ihren Weizen oder Raps
bekommen, weil die Protein- beziehungsweise Ölgehalte infolge der starken
Sonneneinstrahlung besonders hoch seien. „Das sagt aber kein
Bauernverband“, so der Agrarprofessor. Die Preise für Weizen seien jetzt 25
Prozent höher als vor einem Jahr. „Und dazu kommt noch der ebenfalls stark
gestiegene Wert des Strohs.“ Taube rechnet damit, dass das finanzielle
Ergebnis sehr vieler Ackerbaubetriebe innerhalb der normalen
Schwankungsbreite liegen werde. „Wenn solche Betriebe wegen der Dürre in
wirtschaftliche Not geraten, dann hatten sie auch schon vorher massive
Probleme.“ Kleineren Höfen gehe es nicht grundsätzlich schlechter, denn sie
würden oft zusätzliche Einkünfte aus dem Tourismus oder anderen
Arbeitsstellen haben.
Nötig findet Taube nur [3][Hilfen für Milchbauern], die das Futter ihrer
Kühe selbst produzieren. „Die haben nicht nur Ertragseinbußen, sondern auch
einen Verlust von Vermögenswerten, weil sie Kühe schlachten müssen, da das
Futter knapp ist. Das kostet Geld, denn zurzeit bekommen sie für die Tiere
nichts.“
Agrarministerin Julia Klöckner legte sich in ihrer Pressekonferenz dann
auch weiterhin nicht auf Hilfen fest. Zuvor brauche die Bundesregierung
dafür „valide Zahlen und Daten“ über tatsächliche Ernteausfälle, sagte …
CDU-Politikerin nach Beratungen im Kabinett. Sie signalisierte aber die
Bereitschaft, zügig Programme der Länder für von Futtermangel betroffene
Viehhalter zu unterstützen.
1 Aug 2018
## LINKS
[1] /Ernteausfaelle-wegen-Duerre/!5524001
[2] https://www.tagesschau.de/inland/bauernverband-duerre-103.html
[3] https://www.ardmediathek.de/tv/Lokalzeit-OWL/Milchbauern-bangen-wegen-der-D…
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Dürre
Bauernverband
Landwirtschaft
Agrarpolitik
Ernte
PIK
Dürre
Hitze
Hitze
Ernte
CRISPR
## ARTIKEL ZUM THEMA
Agrarforscher über die Ernteausfälle: „Wir brauchen einen Systemumbau“
Die Bundesregierung hat den Bauern Millionen-Nothilfe zugesagt.
Agrarforscher Christoph Gornott fordert ein resilientes
Landwirtschaftssystem.
Dürreschäden in Deutschland: Millionen-Nothilfe für Bauern
Massive Trockenheit hat viele Bauern in akute Finanznot gebracht. Nun ist
klar: Die Bundesregierung springt erstmals seit 2003 wieder mit
Unterstützung ein.
Dürre in Norddeutschland: Glühende Landschaften
Hohe Temperaturen und wochenlange Trockenheit machen Norddeutschland zu
schaffen. Abhilfe könnte nur Regen bringen, und der ist nicht in Sicht.
Fünf Mythen der Hitzewelle: Pommeskrise? Nee! Klimawandel? Ja!
Es war der fünftwärmste Juli seit 1881. Da fällt es schwer, klar zu denken.
Und so kursiert viel Hitze-Unsinn. Die taz räumt mit fünf Mythen auf.
Ernteausfälle wegen Dürre: Bauern fordern Hilfe
Die Landwirtschaft ächzt unter den Folgen des heißen und trockenen
Sommerwetters. Die Politik berät über Hilfen. Und was geschieht mit den
Lebensmittelpreisen?
Was kann die Gentechnik Crispr-Cas: Gemüse der anderen Art​
Mais, der Dürren übersteht? Mit Crispr-Cas lässt sich das Erbgut gezielt
verändern. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuen Gentechnik.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.