# taz.de -- Treffen der Euro-Finanzminister: Das Ende der Griechenland-Rettung | |
> Griechenland bekommt eine Abschlusszahlung von 15 Milliarden Euro und | |
> mehr Zeit, um Kredite zurück zu zahlen. Darauf einigten sich die | |
> Euro-Finanzminister. | |
Bild: Ab August soll Griechenland finanziell wieder auf eigenen Beinen stehen | |
Luxemburg dpa | Die Griechenland-Rettung geht nach acht Jahren zu Ende. Das | |
hoch verschuldete Krisenland bekommt zum Abschluss noch einmal frische | |
Milliardenkredite und Schuldenerleichterungen und soll ab August dann | |
finanziell wieder auf eigenen Beinen stehen. Dies vereinbarten Deutschland | |
und die übrigen Euroländer in der Nacht zum Freitag mit der Regierung in | |
Athen. Die Beteiligten feierten diesen letzten großen Kraftakt als | |
historischen Erfolg. | |
„Die griechische Krise ist heute Abend vorbei“, sagte EU-Finanzkommissar | |
Pierre Moscovici. Der griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos betonte, | |
die griechische Regierung sei zufrieden mit der Vereinbarung. „Aber die | |
Regierung vergisst nicht und wird niemals vergessen, was das griechische | |
Volk in diesen acht Jahren durchmachen musste.“ Eurogruppen-Chef Mario | |
Centeno meinte: „Es ist geschafft: Wir haben nach dieser langen und | |
schwierigen Anpassung eine sanfte Landung hinbekommen.“ | |
Konkret soll Griechenland noch eine letzte Tranche von 15 Milliarden Euro | |
aus dem seit 2015 laufenden dritten Rettungsprogramm bekommen und mit einem | |
Finanzpolster in die Zeit starten, wo es sich wieder am Kapitalmarkt | |
finanzieren muss. Flankiert wird dies mit mehreren Maßnahmen zur | |
Schuldenerleichterung. So sollen Zins- und Rückzahlungen älterer Kredite | |
zehn Jahre später beginnen als ursprünglich geplant. Außerdem soll | |
Griechenland wieder Zinsgewinne der Europartner gutgeschrieben bekommen. | |
Das hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) im Zuge der Verhandlungen | |
bereits in Aussicht gestellt. [1][Allein Deutschland hat seit 2010 | |
mindestens 2,9 Milliarden Euro an Zinsgewinnen eingestrichen, wie aus einer | |
Antwort der Bundesregierung an die Grünen hervorgeht.] | |
## Griechenland wird regelmäßig überprüft | |
Moscovici nannte das Gesamtpaket glaubwürdig, um die Schuldenlast des | |
Krisenlandes spürbar zu erleichtern und ihm finanzielle Selbstständigkeit | |
zu erlauben, aber gleichzeitig auch Partner und Investoren Sicherheit zu | |
geben. Im Gegenzug für die Hilfen akzeptiert Griechenland regelmäßige | |
Überprüfungen, dass es auf Spar- und Reformkurs bleibt. | |
[2][Das im Sommer 2015 aufgelegte dritte Rettungsprogramm im Umfang von bis | |
zu 86 Milliarden Euro läuft regulär im August aus.] Bisher erhielt das Land | |
daraus vergünstigte Kredite von knapp 50 Milliarden Euro. Anders als | |
ursprünglich geplant und dem Bundestag zugesichert, beteiligt sich der | |
Internationale Währungsfonds an dem Programm doch nicht mehr finanziell. | |
Der Aufwand wäre für eine anvisierte Summe von 1,6 Milliarden Euro zu groß | |
gewesen, hieß es. An früheren Krediten und an der Programmaufsicht ist der | |
IWF aber beteiligt. | |
Griechenland war seit 2010 auf Unterstützung der europäischen Partner und | |
des IWF angewiesen. Als Gegenleistung für vergünstigte Kredite in Höhe von | |
knapp 274 Milliarden Euro musste das Land Sparprogramme und | |
Strukturreformen auflegen. Nach Angaben der EU-Kommission wurden allein in | |
den vergangenen drei Jahren 450 Einzelmaßnahmen durchgesetzt. | |
## Jeder Fünfte ist arbeitslos | |
Inzwischen verzeichnet Griechenland wieder Wirtschaftswachstum und | |
Haushaltsüberschüsse. Doch ist immer noch jeder Fünfte arbeitslos, und die | |
staatliche Verschuldung liegt bei etwa 180 Prozent der Wirtschaftsleistung. | |
Scholz und andere Finanzminister würdigten die großen Anstrengungen und | |
Fortschritte des Landes in den vergangenen Jahren. Noch 2015 schien | |
Griechenland auf dem Höhepunkt der Krise kurz vor dem Ausscheiden aus der | |
Gemeinschaftswährung. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schrieb | |
in der Nacht auf Twitter: „Ich werde immer dafür kämpfen, dass Griechenland | |
im Herzen Europas bleibt. Ich zolle den Griechen Tribut für ihre | |
Widerstandsfähigkeit und ihre Unterstützung für Europa. Ihre Mühen waren | |
nicht vergeblich.“ | |
Neben den Griechenland-Hilfen besprachen Scholz und seine Kollegen in | |
Luxemburg auch die geplanten [3][Reformen der Eurozone] und die | |
Fortentwicklung der Bankenunion. Die Debatte sollte den EU-Gipfel in einer | |
Woche vorbereiten. Konkrete Beschlüsse gab es aber nicht. | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel | |
Macron hatten sich diese Woche in Meseberg auf Eckpunkte verständigt. | |
Scholz verteidigte die deutsch-französischen Pläne vor der Sitzung noch | |
einmal gegen Kritik, auch vom Koalitionspartner CSU. Der französische | |
Minister Bruno Le Maire sprach von einem Durchbruch: Erstmals seien sich | |
Deutschland und Frankreich einig über die Notwendigkeit eines eigenen | |
Budgets für die Eurozone. | |
22 Jun 2018 | |
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