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# taz.de -- Kommentar Entlassung von Bamf-Chefin: Horst Seehofers Affekthascher…
> Mit Jutta Cordts Rauswurf gibt der Bundesinnenminister den Macher – macht
> aber nur viel Wirbel. Andere haben schuld an der Krise der Behörde.
Bild: Bauernopfer des Bundesinnenministers? Die entlassene Bamf-Chefin Jutta Co…
Der Zeitpunkt überrascht. Noch vor zwei Wochen hatte sich
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) vor die Chefin des Bundesamts für
Migration und Flüchtlinge (Bamf) gestellt, jetzt schmeißt er Jutta Cordt
und ihre Stellvertreter raus. Neue Vergehen sind seitdem nicht bekannt
geworden, im Gegenteil: Die Vorwürfe gegen die Außenstelle des Amtes in
Bremen, die der Auslöser für die so genannte Bamf-Affäre waren, schrumpfen.
Ob sie am Ende überhaupt strafrechtlich relevant sind, müssen die
Ermittlungen noch zeigen.
In einer Woche, in der der CSU-Mann den Machtkampf mit der Kanzlerin
eskaliert, gibt er damit den Macher. Schon auf der Innenministerkonferenz
hatte er angekündigt, das Bamf „tiefgreifend“ reformieren zu wollen. Wie
eine solche Reform aussehen soll, aber ließ er offen.
Der Rauswurf der Amtschefin passt zu der Affektpolitik, die Seehofer
bislang auch als Innenminister betreibt: ankündigen, Wirbel machen,
rumholzen. Wie die politische Durchsetzung und konkrete Umsetzung gelingen
kann – bei den sogenannten Anker-Zentren etwa, die die Mehrheit der Länder
aus guten Gründen nicht will, oder der Zurückweisung von Geflüchteten an
der Grenze? Nebensache.
Das Bundesamt ist tief erschüttert und muss sich nun – nach all den
Vorwürfen und Verwerfungen – neu aufstellen. Das könnte mit einer neuen
Leitung in der Tat leichter werden. Cordt aber wird durch ihren Rauschmiss
zum Symbol des vermeintlichen Totalversagens einer Behörde. Das ist falsch.
Die MitarbeiterInnen des Bamf haben in einer Ausnahmesituation an vielen
Stellen ihr Möglichstes getan, um die enormen Herausforderungen zu
bewerkstelligen. Dass sie damit überfordert waren, lag wohl eher an
überhöhten Erwartungen, die im übrigen nicht nur von der Politik, sondern
auch von Öffentlichenkeit und Medien kamen.
Dass die Behörde denkbar schlecht aufgestellt in den Herbst 2015 ging,
daran haben Seehofers Vorgänger Schuld. Sie nahmen die Hinweise auf
steigende Flüchtlingszahlen nicht ernst und interessierten sich schlicht
nicht für das Bamf. Anders als Thomas de Maizière (CDU), der am Freitag im
Innenausschuss die Verantwortung dafür übernahm, bestritt CSU-Mann
Hans-Peter Friedrich jegliche Verantwortung und gab allein der Kanzlerin
die Schuld.
Seehofers Affektpolitik wird jedoch dem verantwortungsvollen Handeln, das
man von einem Bundesinnenminister erwarten darf, alles andere als gerecht.
Und reicht wahrlich nicht, wenn man das Bamf für die Zukunft gut aufstellen
will.
16 Jun 2018
## AUTOREN
Sabine am Orde
## TAGS
Jutta Cordt
Thomas de Maizière
Schwarz-rote Koalition
Asylpolitik
Horst Seehofer
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
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Flüchtlinge
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Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
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