# taz.de -- Wim Wenders' Film über Papst Franziskus: Vatikanwerbung in Spielfi… | |
> „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ ist der neue Film von Wim | |
> Wenders. Er zeigt, dass der Papst nicht viel mehr als seine Worte zu | |
> bieten hat. | |
Bild: Papst Franziskus und Wim Wenders, der Regisseur von „Papst Franziskus �… | |
Ein Mann, ein Wort. Bei [1][Papst Franziskus] sind es meistens viele. Wenn | |
jetzt Wim Wenders einen Film über das Oberhaupt der katholischen Kirche ins | |
Kino bringt, dann überrascht kaum, dass darin dessen öffentliche | |
Einlassungen im Mittelpunkt stehen. | |
Was ist „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“? Zunächst ist es ein | |
Dokumentarfilm, der den Papst bei Auftritten vor seinen Anhängern zeigt, | |
auf dem Petersplatz und rund um die Welt, wie er die Armen, Kranken und | |
Gefangenen besucht, zu ihnen spricht. Dann ist es ein ausgedehntes, in | |
kleine Häppchen zerschnittenes Interview, bei dem Franziskus aus nächster | |
Nähe zu erleben ist, optisch zumindest: Man kann ihm in Großaufnahme | |
zusehen, wie er spricht. | |
Und was dieser Papst sagt, klingt alles sehr vernünftig. Die Armen sollten | |
besser weniger arm sein, die Umwelt sollte man besser heil lassen, und wer | |
andere sexuell missbraucht, muss bestraft werden. Wenn man diesen Reden | |
zuhört, kann man zunächst den Eindruck gewinnen, dass dieser Mann | |
tatsächlich für das einsteht, was er sagt. | |
## Popstarhafte Inszenierung | |
Je länger man den im Duktus stets gleichbleibenden wohlmeinenden Worten des | |
Papstes aber lauscht, desto stärker nimmt der Eindruck zu, dass dieses „Ein | |
Mann seines Wortes“ noch anders zu verstehen sein könnte. Dass es eben | |
darum geht, dass Papst Franziskus ein Mann ist, zu dessen Aufgabe es | |
einfach gehört – wie bei seinen Amtsvorgängern auch –, dass er Worte macht | |
und dass sein Wort lediglich eine Funktion hat, etwa die Armen und | |
Schwachen zu trösten. Viel mehr nicht. Und so richtig viel kosten ihn seine | |
Worte auch nicht, sogar da, wo sie aufmüpfig wirken. | |
Dass Wenders seinen Film so verstanden wissen will, ist zu bezweifeln. Zwar | |
meldet er sich im Film auf halber Strecke aus dem Off zu Wort, um zu | |
fragen, was dieser Papst konkret ausrichten kann. Nach Kritik klingt das | |
eher weniger. Wie die Inszenierung von Franziskus mitunter etwas | |
Popstarhaftes hat, besonders wenn er im Papamobil mit wehendem Papstgewand | |
durch die Menschenmengen rast. Größenwahn ist da auch im Spiel. | |
## Keine finanzielle Unterstützung des Vatikan | |
Dem Film wurde vorgehalten, eine vatikanische PR-Veranstaltung zu sein, ein | |
Werbespot auf Spielfilmlänge. Was wenig mit Wenders’ Absichten zu tun haben | |
dürfte. Er glaubt an diesen Papst als moralische Instanz in einer | |
verwirrten Welt. Auch wenn er, der in einem konservativen katholischen | |
Elternhaus aufwuchs, inzwischen Protestant ist. Den Film produzierte er | |
ohne finanzielle Unterstützung des Vatikans, er ist in eigener Sache mit | |
dem Sendungsbewusstsein für die gute Botschaft unterwegs. Das ist schon | |
beeindruckend. Und unheimlich, wenn er eingangs und am Ende Menschen zeigt, | |
die an alten Kirchengemäuern vorbeiziehen und wie Gespenster verblassen, | |
während die Steine bleiben. | |
13 Jun 2018 | |
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## AUTOREN | |
Tim Caspar Boehme | |
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