# taz.de -- G7-Gipfel in Kanada: Große Differenzen und kleine Witze | |
> Bei der G7-Zusammenkunft in Kanada sind freundliche Töne zu hören. | |
> Meinungsverschiedenheiten bleiben aber, wie alle Seiten betonen. | |
Bild: G7? Aber da sind doch neun! Ja, Donald Tusk als Ratspräsident der Europ�… | |
La Malbaie ap/dpa | US-Präsident Donald Trump hat sich beim G7-Gipfel in | |
Kanada trotz aller Themen mit Konfliktpotenzial zu Scherzen aufgelegt | |
gezeigt. Im direkten Gespräch mit dem kanadischen Ministerpräsidenten | |
Justin Trudeau witzelte er am Freitag (Ortszeit), die Nachbarländer hätten | |
sich darauf geeinigt, „alle Zölle und alle Handelsbarrieren“ aufzuheben. | |
Danach erklärte er, [1][mit Trudeau über Handel gesprochen zu haben] und | |
der mit Kanada und Mexiko vereinbarte Freihandelspakt Nafta könne | |
vielleicht eine andere Form annehmen. | |
Vor dem Treffen der sieben bedeutenden Industrieländer USA, Deutschland, | |
Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und Japan hatte Trump seine | |
Verbündeten verärgert. Er verhängte neue Strafzölle auf Stahl- und | |
Aluminiumeinfuhren aus Kanada, Mexiko und der Europäischen Union. Außerdem | |
versuchte der französische Präsident Emmanuel Macron vergeblich, ihn zum | |
Verbleib im internationalen Atomabkommen mit dem Iran zu überzeugen. | |
Trump war am Freitag recht spät zu dem Gipfel angereist und wollte ihn | |
bereits am Samstagmorgen wieder verlassen, um sich auf den Weg nach | |
Singapur zu machen. Dort soll er in der kommenden Woche Nordkoreas | |
Staatschef Kim Jong Un treffen. Als Trump gefragt wurde, ob Trudeau über | |
seine frühe Abreise vom G7-Treffen verärgert sei, witzelte er: „Er ist | |
froh.“ | |
Ungeachtet des kurzen Aufenthalts erklärte das Weiße Haus am Freitagabend, | |
Trump habe bereits positive Gespräche mit Trudeau und Macron gehabt. | |
Regierungssprecherin Sarah Huckabee Sanders sagte, mit Trudeau sei man sehr | |
nah an eine Vereinbarung für Nafta herangekommen. Zugleich sei ein | |
bilateraler Vertrag zwischen Kanada und den USA besprochen worden. Die | |
Nafta-Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko | |
ziehen sich bereits seit Monaten ohne Erfolgsmeldungen hin. | |
## „Offen und direkt“ | |
Auch mit Macron sei über Handel gesprochen worden, sagte Sanders, ebenso | |
über den Iran und Trumps bevorstehende Zusammenkunft mit Kim Jong Un. Der | |
US-Präsident selbst hatte betont, eine „gute Beziehung“ zu Macron zu haben. | |
Es gebe ab und an aber einen „kleinen Test“ beim Thema Handel. Trump | |
erklärte erneut, das Handelsdefizit mit der Europäischen Union sei groß. | |
Zugleich sagte er voraus, etwas „sehr Positives“ werde geschehen. | |
Die beiden hatten sich am Eröffnungstag des G7-Gipfels zweimal getroffen. | |
Mit Blick auf ihre erste Diskussion sagte Macron, diese sei „offen und | |
direkt“ gewesen. Er glaube, es gebe einen Weg für ein „Win-Win“-Ergebnis… | |
den Wirtschaftsverhandlungen, ohne dazu weitere Details zu nennen. | |
Trudeau wie Macron waren in den Tagen vor dem G7-Gipfel auf Distanz zu | |
Trump gegangen. Mit scharfen Worten hatte Macron etwa vor einer | |
US-Abschottung gewarnt: „Dem amerikanischen Präsidenten mag es egal sein, | |
wenn er isoliert ist – genauso wenig aber macht es uns etwas aus, eine | |
Vereinbarung von sechs Ländern zu unterzeichnen, wenn die Notwendigkeit | |
dazu besteht“, schrieb er bei Twitter. | |
## Rückkehr zu G8? | |
Kampfeslustig hatte sich denn auch Trump präsentiert. Vor seiner Abreise | |
nach Kanada sagte er, Russland solle zurück in die Gruppe kommen – | |
[2][statt G7 wieder G8], „weil wir Russland am Verhandlungstisch brauchen“. | |
Russland war 2014 wegen der Annektierung der ukrainischen Halbinsel Krim | |
und der Unterstützung für pro-russische Separatisten in der Ukraine aus der | |
Elitegruppe ausgeschlossen worden. | |
Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland sagte, das Thema Russland sei am | |
Tisch der G7 nicht gefallen. In direkten Gesprächen sei es zwar erwähnt | |
worden. „Es gibt aber keine Grundlage dafür, Russland mit seinem aktuellen | |
Verhalten zurück in die G7 zu bringen.“ | |
## „Rapid Response Mechanism“ | |
Deutschland und die anderen G7-Staaten wollen indes gemeinsam gegen | |
Destabilisierungsversuche aus Ländern wie Russland vorgehen. Nach | |
Informationen der Deutschen Presse-Agentur einigten sie sich beim | |
Gipfeltreffen auf den Aufbau eines neuen Abwehrsystems. Der sogenannte | |
„Rapid Response Mechanism“ (RRM) soll eine koordinierte und deutlich | |
schnellere Reaktion auf Wahlmanipulationen, Propagandaattacken und andere | |
„inakzeptable Handlungen“ ermöglichen. | |
Russland wird zum Beispiel von mehreren US-Geheimdiensten beschuldigt, im | |
letzten US-Präsidentschaftswahlkampf mit Hackerangriffen der demokratischen | |
Kandidatin Hillary Clinton geschadet zu haben. In Deutschland wird Russland | |
vorgeworfen, gezielt Fehlinformationen zu streuen, um die öffentliche | |
Meinung zu beeinflussen. Als Beispiele gelten der Fall Lisa – die | |
angebliche Vergewaltigung eines deutsch-russischen Mädchens – oder eine | |
Kampagne, die darauf abzielte, Bundeswehrsoldaten in Litauen in Misskredit | |
zu bringen. | |
9 Jun 2018 | |
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