| # taz.de -- Kommentar Parteiausschluss aus der AfD: Prüfstein Höcke | |
| > Die liberal-konservativen Kräfte in der AfD müssen jetzt ihre | |
| > Glaubwürdigkeit unter Beweis stellen. Doch Höckes rechter Flügel wird | |
| > immer mächtiger. | |
| Bild: In Eisenach wurde er von Gewerkschafter_innen vertrieben, seine Partei tu… | |
| „Das war doch zu erwarten“ oder Schulterzucken – [1][das löst das Urteil | |
| des Thüringer Landesschiedsgerichts], Parteirechtsaußen Björn Höcke nicht | |
| aus der AfD auszuschließen, vielerorts aus. Schließlich würden Höcke und | |
| die offene Grenze zum Rechtsextremismus längst zum Markenkern der AfD | |
| gehören. Das stimmt. Und dennoch lohnt es sich, genauer hin zu schauen. | |
| Denn jetzt ist der Bundesvorstand der rechtspopulistischen Partei am Zug. | |
| Und der hat noch immer zahlreiche Mitglieder, die sich selbst als | |
| liberal-konervative Kräfte begreifen und – zumindest hinter vorgehaltener | |
| Hand – sich von Höcke und seinem völkischen Nationalismus abgrenzen. Und | |
| die vor gut einem Jahr das Parteiausschlussverfahren mit auf den Weg | |
| gebracht haben. Nimmt man sie ernst, darf man jetzt erwarten, dass von | |
| Storch und Weidel, Pazderski , Glaser und Co. Farbe bekennen. Wollen sie | |
| auch nur einen Hauch von Glaubwürdigkeit für sich reklamieren, können sie | |
| das Verfahren gegen Höcke nicht einfach zu den Akten legen. | |
| Da reicht auch nicht der Verweis, der sicher kommen wird, wie schwer | |
| Parteisausschlüsse hierzulande durchzusetzen sind. Denn ganz aussichtslos | |
| ist das Unterfangen nicht, die Vorwürfe gegen Höcke – darunter Nähe zum | |
| Nationalsozialismus – wiegen schwer. Und im Bundesschiedsgericht sind die | |
| Mehrheiten ganz andere als auf der Thüringer Landesebene. | |
| Und doch ist fraglich, ob jemand für den Ausschluss Höckes kämpfen wird. In | |
| den vergangenen Monaten – besonders auffällig auf dem Bundesparteitag im | |
| Dezember – haben sie alle vermieden, sich öffentlich zu positionieren. Ein | |
| Grund: Es standen Wahlen zum Bundesvorstand an. Höckes rechter Flügel | |
| stellt zwar noch nicht die Mehrheit in der Partei, aber er ist mächtiger | |
| geworden. Und etwas gegen ihn durchzusetzen, ist schwer. | |
| Zumal der Vorwurf, so spalte man die Partei, in der AfD immer schnell bei | |
| der Hand ist. Hinzu kommt aber auch, dass das Gefühl der eigenen | |
| Wirkmächtigkeit an die hohen Wahlergebnisse der gebunden ist. Zu diesen | |
| tragen aber auch die WählerInnen maßgeblich bei, deren Held Höcke ist. Es | |
| könnte also gut sein, dass ein erneuter Kampf gegen Höcke ausbleibt. Dass | |
| der Bundesvorstand das Verfahren ruhen lässt oder eine Ordnungsmaßnahme | |
| verhängt, die Höcke nicht wirklich weh tut. Dann aber ist dieser letzte | |
| Hauch von Glaubwürdigkeit der vermeintlich Liberal-Konservativen in der AfD | |
| endgültig dahin. | |
| 9 May 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Parteiausschluss-gescheitert/!5504681 | |
| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt AfD | |
| Rechtsextremismus | |
| Björn Höcke | |
| Parteiausschluss | |
| Schwerpunkt Landtagswahl Thüringen | |
| Nazis | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| Jörg Meuthen | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kein Handschlag für Nazis in Eisenach: „Das war mir einfach nicht möglich“ | |
| Katja Wolf ist seit 2012 Oberbürgermeisterin von Eisenach. Fast so lange | |
| kämpft sie schon darum, den NPDlern im Rat nicht die Hand geben zu müssen. | |
| Zwischenbilanz AfD im Bundestag: Was machen die hier? | |
| Seit sechs Monaten ist die AfD im Bundestag. Populisten, | |
| Nationalkonservative und Rechtsradikale verändern das Parlament – und | |
| umgekehrt. | |
| Christlicher Sozialethiker über die AfD: „Der Mensch ist nicht nur gut“ | |
| Bürgerliche Konservative wenden sich der AfD zu und verrohen in den | |
| Filterblasen des Internet, sagt Andreas Püttmann. Kirchen müssten sich | |
| verstärkt abgrenzen. | |
| AfD als stärkste Partei in Sachsen: Verliebt in die Angst | |
| Wirklich regieren soll die AfD nicht, sagen viele in der Lausitz. Die | |
| Partei müsse aber mitreden und anderen „auf die Finger kloppen“. |