| # taz.de -- Parteiausschluss gescheitert: Höcke darf in der AfD bleiben | |
| > Das Thüringer Landesschiedsgericht hat abgelehnt, Björn Höcke aus der | |
| > Partei auszuschließen. Jetzt ist der Bundesvorstand der AfD am Zug. | |
| Bild: Björn Höcke 2017 in Erfurt | |
| Was lange erwartet wurde, ist jetzt offiziell: Das Landesschiedsgericht der | |
| AfD in Thüringen hat das Parteiausschlussverfahren gegen Landeschef Björn | |
| Höcke abgelehnt. Das Urteil sei nach langer Prüfung am Montag gefallen, | |
| teilte der Landesverband am Mittwoch mit. Eine Wesensverwandschaft von | |
| [1][Höckes Äußerungen] mit dem Nationalsozialismus, die der damalige | |
| Bundesvorstand dem Thüringer in seinem Ausschlussantrag vorgeworfen hatte, | |
| seien nicht festzustellen. Der Bundesvorstand kann nun vor das | |
| Bundesschiedsgericht ziehen. Doch dass sich das Gremium dafür entscheiden | |
| wird, gilt als unwahrscheinlich. | |
| Auf Initiative der ehemaligen Parteichefin Frauke Petry, die die AfD | |
| inzwischen verlassen hat, und der heutigen Fraktionschefin Alice Weidel | |
| beantragte der damalige Bundesvorstand im Februar 2017 mit | |
| Zweidrittelmehrheit den Parteiausschluss Höckes. Auslöser war dessen | |
| [2][umstrittene Rede] in Dresden, wo er mit Blick auf die NS-Zeit eine | |
| „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ gefordert und das | |
| Holocaust-Mahnmal doppeldeutig als „Mahnmal der Schande“ bezeichnet hatte. | |
| Der Antrag aber geht weit darüber hinaus. Dort heißt es, Höcke weise in | |
| Publikationen und Reden „in vielerlei Einzelpunkten eine übergroße Nähe zum | |
| Nationalsozialismus“ auf, auch habe er unter dem Pseudonym Landolf Ladig | |
| für NPD-Publikationen geschrieben. Zudem ist von „egomanischen Ausfällen“ | |
| und einer „Ich-Orgie“ die Rede. Damit habe Höcke gegen die Ordnung der AfD | |
| verstoßen und der Partei geschadet. | |
| Das Parteiausschlussverfahren war intern von Beginn an stark umstritten und | |
| führte die AfD an den Rand einer neuen Spaltung. Kritiker warfen Petry | |
| immer wieder vor, sie habe sich vor allem einen parteinternen Konkurrenten | |
| vom Hals schaffen wollen. | |
| ## Ob der Bundesvorstand das Urteil akzeptiert, ist offen | |
| Steffen Möller, Höckes Co-Vorsitzender im Landesverband, zeigte sich am | |
| Mittwoch erfreut. Schon im Februar 2017 habe der Landesvorstand die | |
| Entscheidung des Bundesvorstands scharf kritisiert und auf die mangelnden | |
| Erfolgsaussichten hingewiesen: „Der Antrag auf Parteiausschluss war allein | |
| machtpolitisch motiviert.“ Möller forderte den amtierenden Bundesvorstand | |
| auf, das Urteil „als Schlusstrich“ zu akzeptieren und „damit das nach Ende | |
| der ‚Petry-Ära‘ beschrittenen Weg eines kooperativen Miteinanders aller | |
| Strömungen fortzusetzen“. | |
| Ob der Bundesvorstand das Thüringer Urteil akzeptieren oder dagegen | |
| vorgehen wird, ist noch offen. „Der Bundesvorstand muss sich jetzt mit der | |
| Urteilsbegründung befassen und entscheiden, welche Maßnahmen er ergreift“, | |
| sagte AfD-Vizechef Georg Pazderski der taz. Er selbst könne sich erst | |
| positionieren, wenn er das Urteil gelesen habe. Das sei bislang nicht der | |
| Fall. | |
| Pazderski ist einer von jenen, der im Bundesvorstand für den | |
| Parteiausschluss Höckes votiert hatte und dem Gremium immer noch angehört. | |
| Dies gilt auch für Fraktionschefin Weidel, der Vizevorsitzenden der | |
| Fraktion, Beatrix von Storch, und Albrecht Glaser, wie Pazderski Vizechef | |
| der Partei. Sie alle haben es in letzter Zeit vermieden, sich zum | |
| Parteiausschluss Höckes offen zu positionieren – wohl auch, weil sie | |
| wiedergewählt werden wollten. Alexander Gauland und Jörg Meuthen dagegen, | |
| die beiden Parteichefs, haben sich stets von dem Antrag distanziert. Ein | |
| Parteiausschlussverfahren sei nicht angemessen und zudem schwer | |
| durchsetzbar, so ihr Argument. | |
| Der Bundesvorstand hat nun, grob gesagt, drei Möglichkeiten: Er kann vor | |
| das Bundesschiedsgericht ziehen und das das Urteil aus Thüringen anfechten, | |
| also weiter für den Parteiausschluss Höckes streiten. Er kann eine andere | |
| Ordnungsmaßnahme gegen Höcke einleiten. Oder er kann schlicht nichts tun | |
| und das Urteil aus Thüringen, wie Möller es formuliert, als Schlusstrich | |
| sehen. Die Mitglieder des Bundesvorstands müssen sich jetzt positionieren. | |
| 9 May 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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