# taz.de -- AfD vor dem Bundesparteitag: Rechts um! Nicht stillgestanden! | |
> Übervater Gauland, ein schwacher Parteichef Meuthen und ein offensiver | |
> Landeschef Pazderski: Der AfD steht ein belebter Parteitag bevor. | |
Bild: Plötzlich Konkurrenten: Alexander Gauland und Georg Pazderski | |
BERLIN taz | Der rechte Flügel in der ohnehin sehr rechten AfD scheint | |
nervös zu sein – und sehr entschlossen, seine Macht in der Partei weiter | |
auszubauen. Anders lässt sich die Kampfkandidatur, die Fraktionschef | |
Alexander Gauland auf dem Bundesparteitag am Wochenende gegen [1][den | |
Berliner Landeschef Georg Pazderski offensichtlich plant], kaum deuten. | |
Gauland will mit dem bisherigen Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen eine | |
Doppelspitze bilden. Entsprechende Überlegungen bestätigten Parteikreise | |
der taz, die Bild hatte zuerst darüber berichtet. Gauland selbst lässt | |
bislang offen, ob er als AfD-Chef antreten wird. | |
Pazderskis Ankündigung, für den Parteivorsitz zu kandidieren, hat die | |
radikalen Kräfte in der AfD aufgeschreckt. Der Berliner, der 41 Jahre lang | |
Berufssoldat war, gilt als gewiefter Stratege und als führungsstark, seine | |
Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hat er im Griff. | |
Und Pazderski hat einen Plan: Er will die AfD zügig – zuerst wohl in einem | |
ostdeutschen Bundesland – in die Regierung führen und sich dafür auch vom | |
rechtsextremen Rand abgrenzen. Als bisheriger Beisitzer im Bundesvorstand | |
hat er das Parteiausschlussverfahren gegen AfD-Rechtsaußen Björn Höcke | |
unterstützt. | |
## Schwäche von Parteichef Meuthen | |
Dass Pazderski für die Parteirechten so bedrohlich wirkt, liegt auch an der | |
Schwäche von Parteichef Meuthen. Der Wirtschaftsprofessor macht sich in | |
Fernsehdebatten zwar gut, auch kann er mit populistischen Reden die Partei | |
begeistern. Dass Meuthen vor zwei Jahren als Wirtschaftsliberaler ins | |
Rennen ging, kann man inzwischen vernachlässigen. Seitdem hat er sich immer | |
weiter nach rechts bewegt, Gauland und Höckes Parteiströmung „der Flügel“ | |
sind gut mit ihm gefahren. | |
Doch Meuthen gilt als führungsschwach und wenig strategisch. Im Streit in | |
der baden-württembergischen Landtagsfraktion um die antisemitischen | |
[2][Ansichten von Wolfgang Gedeon] hat Meuthen, damals noch Chef der | |
Fraktion, keine gute Figur gemacht, eine Spaltung konnte er nicht | |
verhindern. Zuletzt ist er ins Europaparlament nachgerückt, wohl auch, um | |
einer drohenden Abwahl als Fraktionschef zu entgehen. | |
Sein Mandat im Landtag wollte er zunächst behalten, das hat viele in der | |
Partei verärgert. Erst auf massiven Druck hat Meuthen angekündigt, es zum | |
Jahresende aufzugeben. Das zeigt, wie wenig Gespür er letztlich für die | |
Partei hat. Die Parteirechte befürchtet zu Recht, dass Meuthen Pazderski | |
nicht gewachsen ist. | |
## Übervater Gauland | |
Anders lässt sich kaum erklären, dass Gauland erwägt, selbst ins Rennen zu | |
ziehen. Bislang war es dem Wahlpotsdamer, ohnehin der mächtigste Mann in | |
der AfD, so ziemlich egal, wer unter ihm Parteichef ist. Gauland ist 76 | |
Jahre alt und gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe, bis zuletzt sagte er | |
stets, die Arbeit als Fraktionschef reiche ihm voll und ganz aus. Laut Bild | |
aber soll ein Treffen der Parteirechten Alarm geschlagen haben: Nur | |
Gauland, der vielen als eine Art Übervater gilt, könne Pazderski schlagen. | |
Denn die Mehrheiten auf dem AfD-Parteitag sind knapp. | |
Ein Argument gegen Gauland hat vor wenigen Wochen ausgerechnet Parteichef | |
Meuthen geliefert. Weil die Arbeit im Bundestag immens aufwändig sei, sagte | |
er dem Spiegel, spräche vieles für die Trennung von Amt und Mandat. Damit | |
allerdings wollte er nicht Gauland treffen – sondern eine Kandidatur von | |
dessen Co-Fraktionschefin Alice Weidel für den Bundesvorsitz verhindern. | |
1 Dec 2017 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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