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# taz.de -- Demos zum 1. Mai in Chemnitz: Gemeinsam gegen rechten Aufmarsch
> Im sächsischen Chemnitz ruft die Neonazi-Partei „Der dritte Weg“ zum
> „Arbeiterkampftag“ auf. Es sind zahlreiche Gegenproteste geplant.
Bild: Widerstand gegen Rechts: Eine Frau protestiert gegen eine rechtsextreme D…
LEIPZIG taz | Die sächsische Stadt Chemnitz erwartet am 1. Mai den
Ausnahmezustand: Ein Großaufgebot von Polizisten aus drei Bundesländern
soll die Demonstration der Neonazi-Kleinstpartei „Der dritte Weg“ und ihre
Gegenveranstaltungen sichern und voneinander trennen. Medienberichten
zufolge könnte die rechtsextreme Demonstration in Sachsens drittgrößter
Stadt der deutschlandweit größte Aufmarsch von Rechten zum diesjährigen
Maifeiertag werden. Mehr als 25 Initiativen und Parteien aus sächsischen
Städten und dem Umland haben Gegenproteste angemeldet. Auch der
südwestsächsische Bezirksverband des Deutsche Gewerkschaftsbundes (DGB)
ruft zur Demonstration gegen rechtes Gedankengut auf.
Die Polizei legt den Fokus ihres Einsatzes auf die Trennung der
entgegenstehenden Veranstaltungen in der Stadt. „Nach derzeitiger
polizeilicher Lagebeurteilung können Störungen nicht ausgeschlossen
werden“, teilte die sächsische Polizei im Vorfeld mit. „Einsatzziel wird
sein, unter Wahrung des Neutralitätsprinzips allen Teilnehmern das zu
gewährleisten, was das Versammlungsrecht vorsieht.“ Wasserwerfer stehen zum
Einsatz bereit. Von oben wird ein Polizeihubschrauber die Demonstrationen
aufzeichnen und Übersichtsbilder an die Beamten am Boden liefern. Außerdem
sollen drei stationäre Kameras eingerichtet werden. Die Polizei Chemnitz
wird von weiteren sächsischen Polizeidienststellen, Bereitschaftspolizisten
aus Bayern und NRW sowie der Bundespolizei unterstützt.
Neben dem „Dritten Weg“ haben vier Gruppen Veranstaltungen angemeldet, alle
rufen zur Demonstration gegen die Rechten auf. Neben mehreren Kundgebungen
ist ein Kulturfestival gegen Rechts geplant, auf dem auch die Band
Kraftklub spielen wird. Das Bündnis [1][„Chemnitz Nazifrei“] versammelt
DemonstrantInnen ab neun Uhr nördlich vom Hauptbahnhof, trifft unterwegs
auf die Demo des Chemnitzer Studierendenrates und endet offiziell auf dem
Platz des Kulturfestivals weiter südlich im Stadtzentrum – wenige Straßen
neben dem geplanten Start- und Endpunkt der Neonazis, die um elf Uhr
losziehen wollen. An zwei Stellen könnten linke und rechte Demonstrationen
nach bisheriger Planung aufeinandertreffen. Die Routen können jedoch von
der Polizei noch kurzfristig umgeleitet werden.
## Deutschlandweit größte rechte Demonstration
Auf der DGB-Kundgebung, die um 10 Uhr startet, sollen Sachsens
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und der DGB-Bezirksvorsitzende
Markus Schlimbach sprechen. Im Anschluss sollen die TeilnehmerInnen unter
dem Motto „Solidarität – Vielfalt – Gerechtigkeit“ einen recht kurzen …
in Richtung Kulturfestival ziehen. Die Gewerkschaftsdemo richtet sich
explizit auch gegen die Rechten. Sachsens Vizeministerpräsident Martin
Dulig sowie die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (beide SPD)
werden dort erwartet.
Der rechtsextreme Aufmarsch könnte derweil die deutschlandweit größte
rechte Demonstration zum Tag der Arbeit werden. Unter dem Motto
„Kapitalismus zerschlagen! Für Familie, Heimat, Tradition“ hat der „Drit…
Weg“ deutschlandweit mobilisiert: die Demonstration wird wohl Neonazis aus
ganz Sachsen und Bayern anziehen. In den beiden Freistaaten ist die
Kleinpartei hauptsächlich aktiv. Sie wurde 2013 gegründet, ist laut
Verfassungsschutz als rechtsextremistisch und lehnt ein demokratisches
Wertesystem ab. Nach dem jüngsten Verfassungsschutzbericht (2016) strebt
die Partei „nach einer Gesellschaftsordnung in Anlehnung an den
historischen Nationalsozialismus“.
In Leipzig, wo in den letzten Jahrzehnten immer wieder auch rechtsextreme
Maidemonstrationen stattfanden, hatten sich zuletzt immer weniger rechte
TeilnehmerInnen versammelt. Nachdem im vergangenen Mai im sächsischen Sinne
„nur“ noch 300 Neonazis durch ein Spalier von Gegenprotesten gelaufen
waren, hatte der sächsische Landesverband der Partei „Die Rechte“ die
Versammlungsanzeige für 2018 zurückgezogen. Linke Aktionsgruppen reagierten
auf die Ortsverlegung der jährlichen Nazidemo und hatten heute eine
gemeinsame Anreise für die Leipziger GegendemonstrantInnen vom dortigen
Hauptbahnhof organisiert.
1 May 2018
## LINKS
[1] http://chemnitz-nazifrei.de/
## AUTOREN
Helke Ellersiek
## TAGS
Tag der Arbeit / 1. Mai
Demonstrationen
Chemnitz
Fußballfans
Polizei
Schwerpunkt 1. Mai in Berlin
Karl Marx
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Rassismus
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