# taz.de -- Otto-Suhr-Siedlung in Kreuzberg: Schutz vor Verdrängung | |
> Der Bezirk und die Deutsche Wohnen einigen sich bei der Modernisierung | |
> auf einen Sozialplan. Mietsteigerungen sollen gebremst werden. | |
Bild: Musste sich fügen: Die Deutsche Wohnen | |
Berlin taz | Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat mit Berlins größtem | |
privaten Vermieter, der Deutschen Wohnen, einen Vertrag abgeschlossen, der | |
die MieterInnen der [1][Otto-Suhr-Siedlung] vor Verdrängung schützen soll. | |
Die mehr als 1.500 Wohnungen der Siedlung nördlich der Oranienstraße und | |
westlich des Moritzplatzes sollen energetisch saniert werden. | |
Viele MieterInnen mussten bislang befürchten, die angekündigten höheren | |
Mieten nach den Instandsetzungsmaßnahmen – [2][teilweise um 50 Prozent] – | |
nicht mehr tragen zu können. Sie hatten sich daher bereits im Herbst 2016 | |
in einem Mieterbündnis zusammengeschlossen. | |
Laut der nun getroffenen Vereinbarung wird die Modernisierungsumlage auf | |
maximal 1,79 Euro pro Quadratmeter begrenzt – das sind weniger als die 11 | |
Prozent der Modernisierungskosten, die Vermieter nach Bundesgesetzgebung | |
auf ihre MieterInnen umlegen dürfen. | |
MieterInnen, bei denen die neue Miete 30 Prozent des | |
Haushaltsnettoeinkommens überschreiten würde, gelten als Härtefälle – ihre | |
Miete soll dann auf Antrag entsprechend gesenkt werden. Für EmpfängerInnen | |
von Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe soll die Miete nur bis maximal der | |
Höhe angehoben werden, die auch von den Ämtern übernommen wird. | |
## Bezirk freut sich | |
In einer Mitteilung erklärte Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne), es sei | |
„gelungen, die einkommensschwachen MieterInnen vor Verdrängung zu | |
schützen“. Ein Hebel des Bezirks war der Status der Siedlung als | |
Milieuschutzgebiet („Kreuzberg-Nord“). Modernisierungsmaßnahmen sind hier | |
genehmigungspflichtig. Ähnliche Abkommen mit der Deutsche Wohnen hatte der | |
Bezirk bereits für über 1.000 Wohnungen in der Spring-Siedlung südlich der | |
Oranienstraße und für 172 Wohnungen in der Alten Jakobstraße getroffen. | |
Die MieterInnen der Otto-Suhr-Siedlung werten die Einigung als | |
„Teilerfolg“, kritisieren aber, dass keine Karenzzeit für weitere | |
Mieterhöhungen vereinbart wurde. Sie betonen, die Vereinbarung sei „nicht | |
vom Himmel gefallen“, sondern Folge ihres „entschlossenen Widerstands“. | |
Auch die neu gegründete Kampagne „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ zeigt | |
sich erfreut: „Die Otto-Suhr-Siedlung zeigt, dass gemeinsamer Protest und | |
Widerstand gegen die Deutsche Wohnen hilft“, schrieb das Bündnis auf | |
Twitter, beharrt aber auf seiner Maximalforderung nach Enteignung. | |
7 May 2018 | |
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[2] /Bewohnerin-der-Otto-Suhr-Siedlung/!5492924/ | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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